Julia Saison Band 17
Dann kriege ich, was ich brauche.“
Eigentlich war sie doch eine intelligente Frau, doch in diesem Moment herrschte in ihrem Kopf gähnende Leere.
Alex stand auf, nahm seinen schwarzen Aktenkoffer und kam auffordernd auf sie zu. Georgia blieb nichts anderes übrig, als vor ihm her aus dem Büro zu gehen. „Der Vertrag“, sagte sie und hielt das Schriftstück hoch, das sie immer noch in der Hand hatte.
Er nahm es ihr ab, schlug die letzte Seite auf und unterschrieb.
„Wenn ich gewusst hätte, dass Sie den Text nicht noch einmal durchlesen, hätte ich das Kleingedruckte ergänzt und mir einen Luxusschlitten schenken lassen“, bemerkte Georgia trocken.
„Wohin würden Sie damit fahren?“ Diesmal fiel sein Lächeln breiter aus. Seine Zähne waren weiß und ebenmäßig.
„Keine Ahnung. Ich würde einfach gern mal so ein Ding lenken.“
Der Ausdruck in seinen Augen wurde weicher. Alex griff in seine Hosentasche und warf ihr einen Schlüsselbund zu.
Sie fing ihn auf. Er war warm von der Körperwärme seines Besitzers. Verdutzt starrte sie ihn an.
„Dann lenken Sie mal“, meinte er. „Die erste Aktion in Georgias Jahr . Einen Luxusschlitten fahren.“
„Doch nicht etwa Ihren Jaguar?“, fragte sie atemlos.
„Wieso? Ist er Ihnen nicht gut genug?“
Georgia schwankte zwischen Vorfreude und Angst. „Was, wenn ich einen Unfall baue, und Ihr Wagen kriegt Schrammen? Oder Dellen?“ Oder sie lenkte ihn geradewegs in die Themse?
„Sie scheinen mir eine umsichtige Fahrerin zu sein.“ Alex hielt ihr die Tür auf. „Außerdem bin ich gut versichert.“
„Warum wollen Sie, dass ich etwas davon habe? Sie kennen mich doch gar nicht.“
Georgias Worte verfolgten Alex noch immer. Verwirrt und misstrauisch war sie gewesen, als er ihr in Wakehurst vorgeschlagen hatte, aus der Niederlage einen Sieg zu machen.
Ja, die Sache lag ihm am Herzen. Wie sehr, erstaunte ihn selbst. Deshalb versuchte er auch, nicht mehr an das Gespräch im Wald zu denken.
Rod und Nigel hatten schon miteinander auf seine vielversprechende Idee angestoßen. Sie witterten Umsatz. Was genau im kommenden Jahr passieren sollte, überließen sie jedoch ihm.
Er wollte, dass Georgia für ihren Kummer entschädigt wurde. Für ihn kam es nicht infrage, einen Menschen über den Tisch zu ziehen, der gerade die verletzlichste Zeit seines Lebens durchmachte.
Damit kannte er sich aus, denn er hatte eine solche Zeit selbst erlebt.
Seit er Georgia im Fahrstuhl bei Radio EROS vor neugierigen Blicken geschützt hatte, fühlte er sich wie ihr Verbündeter. Natürlich konnte er ihr das nicht sagen, es klang ja auch wirklich zu abwegig. Trotzdem kam ihm das Valentins-Mädchen immer wieder in den Sinn. Zum Beispiel mitten in wichtigen Besprechungen. Oder spätabends. Oder wenn er seine Runden lief.
„Sie scheinen recht gut mit der Sache fertigzuwerden“, bemerkte er, als sie sich in seiner Lieblingsbar im Londoner Stadtteil Hampstead Heath gegenübersaßen. „Wenn ich bedenke, wie Sie das Projekt fanden, als wir zuerst darüber sprachen …“
Georgia atmete tief durch. „Seitdem habe ich festgestellt, dass außer mir selbst so ziemlich alle Leute finden, dass es an mir einiges zu verbessern gibt.“
„Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Sie sind besser beieinander, als Sie glauben.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
Alex nippte an seinem Wein. „Das ist der Eindruck, den ich von Ihnen gewonnen habe.“
„Während eines kurzen Spaziergangs im Wald?“
„Ich werde dafür bezahlt, auch erste Eindrücke einzuschätzen.“
Ihre Augen verengten sich. „Meinen Sie die Fahrt im Aufzug?“
„Das waren ein paar harte Minuten für Sie, und Sie sind gut damit klargekommen.“
„Indem ich hinter Ihrem Rücken geheult habe?“
„Es sagt viel über einen Menschen aus, wie er unter Druck reagiert. Sie sind makellos höflich geblieben, obwohl etwas in Ihnen zerbrochen ist.“
„Das haben Sie bemerkt?“, fragte Georgia unsicher.
„Sie haben nicht klein beigegeben, sondern sich beherrscht.“
„Sie hätten mich mal sehen sollen, als ich zu Hause war.“
Alex lächelte. „Ich sagte, dass Sie stark sind. Nicht, dass Sie eine Maschine sind.“ Er betrachtete ihre Finger, die mit dem Stiel des Weinglases spielten. Elegante Hände. Vernünftig manikürt, ohne Schnickschnack. Ob diese Frau wohl in jeder Situation so vernünftig war? Oder doch nicht? „Also“, fuhr er fort und verbot sich weitere Spekulationen. „Haben Sie darüber
Weitere Kostenlose Bücher