Julia Saison Band 17
vermutet hatte er sich nicht blicken lassen. Bis jetzt.
„Wahrscheinlich interessiert er sich besonders für diese Sendung, weil die Beiträge von ihm stammen“, überlegte die Redakteurin.
Oder er will mich sehen, ohne gesehen zu werden, schoss es Georgia durch den Kopf. Sie war und blieb eben eine hoffnungslose Optimistin. „Habe ich noch Zeit, zur Toilette zu gehen?“, hörte sie sich fragen. „Muss an der Nervosität liegen.“
Die Redakteurin sah wenig erfreut aus, schließlich saß Georgia schon fertig verkabelt da. „Na gut, aber Sie müssen schnell sein.“
Georgia verließ das Studio, wobei sie die Glaswand geflissentlich ignorierte. Ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür zum Nachbarstudio. „Alex …“
Er hatte das Licht nicht angeknipst. Jetzt drehte er sich zu ihr um. „Georgia.“ Er schluckte. „Wie geht es dir?“
„Gut. Und dir?“
„Auch gut.“ Klasse, dachte sie. Also ging es ihnen beiden schlecht. „Ich wollte mit dir über den Scheck reden.“
„Das Geld gehört dir. Du sollst für deine Sparsamkeit nicht bestraft werden.“
Sparsamkeit. Das klang, als wäre sie ungefähr so aufregend wie ein altes, verstaubtes Buch. „Aber 20.000 Pfund?“
Alex zuckte die Schultern. „Du hast sie verdient. Was wirst du damit machen?“
Sie hatte sich noch nicht erlaubt, darüber nachzudenken. „Vielleicht fliege ich noch einmal in die Türkei?“
„Gute Idee. Dann könntest du dich gründlich umsehen.“
„Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn man auf einmal Geld zur Verfügung hat.“
„Du kannst tun, was immer du willst. Ich hoffe, du genießt es.“
Georgia spürte, dass er es aufrichtig meinte. Alex war ein toller Mann, sonst hätte sie sich ja auch nicht in ihn verliebt. „Warum versteckst du dich hier?“
„Ich verstecke mich nicht, ich kontrolliere.“
„Sieht so aus, als würdest du deine Angestellten dadurch irritieren.“
Er lächelte ohne den Funken eines schlechten Gewissens. „Das glaube ich gern. Manche Leute halten zwar viel davon, berühmt zu werden, aber wenig davon, Verantwortung zu übernehmen.“
Stille trat ein. Die Praktikantin eilte mit einer Teetasse ins Nachbarstudio und guckte sich erstaunt um. „Ich gehe jetzt besser“, meinte Georgia.
„Bist du nervös?“
Ja, das war sie. Und zwar nicht nur, weil die Sendung gleich anfing. „Ein bisschen. Es wird nicht ganz einfach sein.“
„Ich habe klare Vorgaben gemacht. Jeder, der Bradford erwähnt, kann sich umgehend arbeitslos melden.“
Seine Fürsorge rührte sie ebenso, wie ihr seine Abgeklärtheit die Kehle zuschnürte. „Danke“, quetschte sie hervor.
„Er soll eine neue Freundin haben. Wie kommst du damit klar?“
„Ich freue mich für Dan.“
„Okay. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Dass du vielleicht …“
„Dass ich es persönlich nehmen könnte?“, beendete Georgia seinen Satz.
Alex blickte zu Boden.
„Natürlich bin ich nicht begeistert von dem Tempo, mit dem er jemanden gefunden hat. Es beweist ja, dass es an mir gelegen haben muss, als unsere Beziehung gescheitert ist.“
„Nein, so funktioniert es nicht.“
„Doch. Es kommt selten vor, dass man jemandem begegnet, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will. Die Chancen, dass der andere genauso empfindet wie man selbst, sind nicht gerade berauschend. Wie auch immer, Dan scheint zufrieden zu sein. Es war ein hartes Jahr für ihn, aber er ist belohnt worden.“
Alex sah sie an. Dann atmete er langsam aus. „Du bist ein guter Mensch, Georgia Stone.“
Sie reckte das Kinn vor. „Ich weiß. Wenn ich nicht schon ich selbst wäre, würde ich mich glatt mit mir anfreunden.“
Er lächelte.
„Ich muss los, sonst lässt deine Redakteurin ihren Ärger über meine Abwesenheit noch an der Praktikantin aus.“ Georgia wandte sich zur Tür.
„Georgia“, sagte Alex, als ihre Hand schon auf der Klinke lag.
Sie drehte sich um.
„Du siehst gut aus.“
Nein, eigentlich sah sie aus wie immer. Mit Ausnahme der dunklen Schatten unter ihren Augen, die sie hoffentlich einigermaßen gut abgedeckt hatte. „Danke.“
„Du hörst dich auch gut an.“
Dies waren womöglich die letzten Worte, die sie jemals mit Alex wechselte. Also verzichtete sie auf eine lässige Antwort und erwiderte stattdessen: „Mir geht es ja auch gut. Endlich tue ich, was mich glücklich macht. Egal, was andere Leute von mir erwarten. Das ist sehr … gesund.“
„Gesund“, wiederholte er. „Und bewundernswert.“
Ihre Brust schien
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