JULIA SOMMERLIEBE Band 20
am Morgen?“
„Wir haben ein Problem, Abby. Ein großes …“
Abby seufzte. Es schien wirklich etwas Wichtiges zu sein, wenn Marc sie noch nicht einmal begrüßte.
„Worum geht es?“
„Bassel Designs benötigen noch dringend eine Fotoserie ihrer aktuellen Brautmodelle.“
„Und wo ist das Problem? Schick die Kleider rüber und wir bauen sie ein.“
Marc machte eine Pause. Es schien Abby, als suche er nach den richtigen Worten. „Das Kleid wird keinem deiner Models passen. Bassel Designs legt Wert darauf, dass alles absolut natürlich aussieht.“
„Aha.“ Abby verstand. Nun, es war schon öfters vorgekommen, dass Australiens bedeutendster Designer in letzter Minute eine Änderung umgesetzt haben wollte. Und bislang hatte sie noch immer eine spontane Idee gehabt.
„Ich könnte vielleicht nach einem attraktiven Pärchen Ausschau halten, das hier Urlaub macht und …“
„Leider ist die Zeit ziemlich knapp. Das Kleid ist schon unterwegs zu euch. Und die Fotos müssen morgen fertig sein.“
„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?“ Abby wurde bewusst, dass sie nervös an ihren Unterlagen herumspielte. Sie ließ die Hände auf die Tischplatte sinken und strich das Tischtuch glatt. „Das ist wirklich knapp.“
„Aber es ist machbar, oder?“
Marcs Frage und die Art, wie er sie vorbrachte, zeigten Abby, wie gestresst er war. Sie seufzte. Natürlich würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Auftrag erfolgreich abzuschließen.
„Es sollte kein allzu großes Problem sein.“ Natürlich nicht. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“
„Vielen Dank, Abby. Du gibst dir echt sehr viel Mühe. Ich glaube, du bist dem großen Auftrag, von dem wir neulich gesprochen haben, schon wieder ein Stückchen näher gekommen.“
„Super.“ Abby bemühte sich um einen gelassenen Tonfall. Ihr Gehirn arbeitete bereits auf Hochtouren und suchte nach einer Lösung für das Problem. „Welche Größe hat das Kleid eigentlich? Dann kann ich schon nach Gästen gucken, denen es möglicherweise passen könnte.“
„Es ist Größe 38. Und der Smoking hat Größe 102.“
„Alles klar“, Während sie die Zahlen auf eine der Mappen kritzelte, warf sie bereits einen kurzen Blick in den Raum, um nach möglichen Modellen Ausschau zu halten.
„Danke, Abby. Ich freue mich jetzt schon auf die Ergebnisse. Schick mir die Fotos möglichst noch heute Abend per Mail. Oder morgen ganz früh, einverstanden?“
„Ja, so machen wir es. Bis später!“
Marc hatte bereits aufgelegt. Abby ließ das Telefon wieder in ihre Handtasche gleiten. Als sie die Maße noch einmal betrachtete, runzelte sie die Stirn. Wie um alles in der Welt sollte sie hier ein Pärchen finden, dem die Kleider wie angegossen passten? Im Moment waren nur wenige Urlauber auf Sapphire Island. Und selbst wenn sie zwei geeignete Personen fand, dann musste denen ja auch noch das Posieren vor der Kamera beigebracht werden. Und bis heute Abend sollten die Fotos fertig sein.
Es klang fast unmöglich.
„Was machst du denn für ein Gesicht?“
Als sie aufblickte, sah Abby direkt in Judds braune Augen. Er lächelte sie an.
„Wir haben ein Problem.“
„Wir?“
Judd lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. Sein Lächeln wurde noch breiter. „Also von hier sieht es eher so aus, als hättest du ein Problem … Du scheinst einiges neu planen zu müssen, was?“
„Neu planen?“
Abby senkte ihre Stimme, als ihr bewusst wurde, dass sie die Aufmerksamkeit eines älteren Ehepaares in Hawaii-Hemden auf sich gezogen hatte. Die beiden waren dabei, den Speisesaal zu durchqueren. „Es geht nicht darum, etwas neu zu planen. Ich muss quasi das Rad neu erfinden, damit Marcs größter Kunde zufrieden ist und den Auftrag nicht zurückzieht.“
„Das klingt wirklich ernst. Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Nicht, wenn du nicht zufällig Größe 102 trägst“, murmelte Abby. Sie umkreiste mit ihrem Kuli die Zahl 38 immer und immer wieder, bis das Papier an der Stelle nachgab und zerriss.
„Zufällig hab ich genau die.“
Abby hörte auf, die Mappe zu bekritzeln. Ungläubig starrte sie Judd an.
Sie konnte doch nicht … Auf gar keinen Fall … Oder vielleicht doch?
Bemüht, nicht zu viel Begeisterung in ihrer Stimme mitklingen zu lassen, fragte sie: „Kann Tom richtig gute Fotos machen?“
„Nun ja, er hat eine abgeschlossene Ausbildung, wenn du das meinst. Warum fragst du?“
„Und du bist ganz sicher, dass du
Weitere Kostenlose Bücher