Julia Sommerliebe Band 22
Meeting zu Ende war. Immerhin war sie allein mit Romano in diesem Gebäude, und gestern hatte er sie halb nackt gesehen. Natürlich wusste sie nicht, ob er ein Frauenheld war, aber dass er skrupellos war, konnte sie mit Sicherheit sagen …
Angesichts der unwillkommenen Gefühle, die über sie hereinbrachen, erschauerte sie unwillkürlich. Schon kehrte die Erinnerung an seine starken Hände zurück. Wie er sie gepackt und aus dem Wasser gezogen hatte. Ihre Brustspitzen richteten sich prompt auf.
Energisch presste sie die Lippen zusammen und sorgte für Sicherheitsabstand zwischen sich und ihm. Die Luft draußen war lau und würzig. Eine leichte Brise wehte vom Meer herüber und spielte in den Masten der Segelboote. Was für eine zauberhafte Nacht. Und was für eine wundervolle Insel …
Als Caroline in der vergangenen Nacht an Deck von Devlins Jacht gestanden hatte und sie sich in rasantem Tempo Valletta näherten, hatte sie dasselbe gedacht. Ihre Überfahrt von Sizilien war sonnig und leicht gewesen, die See ruhig und klar. Valletta hatte sich wie eine mittelalterliche Festung gegen den mauvefarbenen Himmel abgehoben wie eine Fantasiestadt aus einem Märchen.
Schweigend beobachtete Romano sie, die Stirn gerunzelt. „Wir fahren nach St. Paul’s Bay. Dort gibt es ein gutes Restaurant.“
„Ich bin gar nicht hungrig“, protestierte Caroline.
„Ich aber“, beharrte er mit einem Grinsen und führte sie zu seinem Aston Martin. „Tu es mir zuliebe.“
Obwohl sie ihren Begleiter nicht sonderlich mochte, musste sie zugeben, dass sie es genoss, in so einem luxuriösen Wagen chauffiert zu werden. Als Romano das Verdeck heruntergefahren hatte, liebkoste eine sanfte Brise Carolines Haut. Der Motor schnurrte angenehm leise.
Unwillkürlich fragte sie sich, was Jeremy, ihr Verehrer in London, zu diesem Wunderwerk von Auto sagen würde. Er schwärmte für stilvolle Wagen.
Eine Weile fuhren sie schweigend. Caroline betrachtete die Umgebung und entspannte sich etwas. Die bequemen Ledersitze, die leichte Brise in ihrem Haar und die Sonne trugen zu ihrem Wohlbehagen bei. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, sie sei im Urlaub.
Solange Romano schwieg, konnte sie ihn ignorieren. Belüg dich nicht selbst, sagte ihre innere Stimme. Romanos Anwesenheit war körperlich so präsent. Caroline spürte ihn neben sich, als würde seine Wärme bis zu ihr ausstrahlen. Ganz fein drang sein Aftershave an ihre Nase, gemischt mit der salzigen Meeresbrise. Nimm dich zusammen, ermahnte sie sich.
„Bist du zum ersten Mal auf Malta?“
„Nein. Ich war schon einmal für kurze Zeit hier, als meine Eltern hergezogen sind …“
„Und da hast du nicht das Bedürfnis gehabt, öfter herzukommen?“
„Doch, natürlich. Aber ich hatte mich gerade selbstständig gemacht und konnte nicht weg. Und meine Eltern sind gern bereit gewesen, stattdessen zu mir nach London zu kommen. Die Reise nach Sizilien mit meinen Freunden und der Segeltörn hierher waren seit Jahren mein erster richtiger Urlaub.“
„Segelst du gern?“
„Bei gutem Wetter, ja.“
„Verstehe. Das hätte ich mir denken können.“ Sie spürte seinen Blick. „Einen Moment hatte ich schon gedacht, ich hätte eine abenteuerliche Seite an dir entdeckt, Caroline.“
Warum musste er immer auf diesem Thema herumreiten? Hielt er sie für ein lebensuntüchtiges Luxusweibchen, das sich ständig halb nackt auf einer Jacht sonnte? Schließlich stellte eine Geschäftsgründung mit all ihren Risiken auch eine Herausforderung dar. Wäre sie wirklich so ein Feigling, als den er sie hinstellte, ginge sie wahrscheinlich irgendeiner sicheren Angestelltentätigkeit nach.
„Nicht jeder spielt gern mit seinem Leben“, gab sie spitz zurück.
„Diese Formulierung ist nun wirklich nicht ganz passend.“
„Nicht?“
„Du glaubst also, ich lebe gern gefährlich?“ Er lächelte.
Wie konnte er nur so arrogant sein? Selbst gern gefährlich zu leben war eine Sache. Andere Menschen zu so einem Lebensstil anzustiften eine andere. Ihre Mutter anzustiften …
Als hätte Romano ihre Gedanken gelesen, sagte er wie beiläufig: „Deine Mutter will verreisen. Ich schätze, du bist damit nicht ganz einverstanden?“
Caroline biss sich auf die Unterlippe und vermied es, ihn anzusehen. Ihre Mutter und Gwen, eine ebenfalls verwitwete Freundin ihrer Mutter, hatten eine Tour ins geheiligte Land gebucht. Am kommenden Freitag sollte es losgehen.
„Ich wollte es dir vorher nicht sagen, Liebes, damit
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