Julia Sommerliebe Band 23
und fing dabei Leandros Blick auf. Er grinste.
Seine weißen Zähne blitzten in seinem braun gebrannten Gesicht, und seine schönen Augen strahlten mit der Sonne um die Wette. Zoes Herzschlag beschleunigte sich. Ihr zog sich der Magen zusammen.
Das wird gefährlich, sagte sie sich, als sie sein Lächeln erwiderte.
Schließlich wusste sie nur zu genau, was es bedeutete, sich mit einem Mann wie ihm einzulassen … und wie es sich anfühlte. Aber in diesem Moment war ihr das alles egal, in diesem Moment wünschte sie sich das Risiko und den Nervenkitzel. Auf ihr Herz würde sie dabei schon gut aufpassen. Oder auch nicht …
Sie intensivierte ihren Blick, aus ihrem fröhlichen Grinsen wurde ein verführerisches Lächeln.
Nach einigen Sekunden der Spannung wandte Leandro sich zu Zoes Enttäuschung ab und setzte seine gewohnte ernsthafte Miene auf.
Also lehnte sie sich im Ledersitz zurück und genoss stattdessen die Aussicht: die Berge und Wälder, die sich bis zum Seeufer erstreckten. Hier und dort waren kleine, niedliche Ortschaften auszumachen. Die meisten Häuser waren aus Stein und hatten Dachziegel aus Terrakotta. Alles sah typisch italienisch aus, wie auf den Postkarten. Genau, wie Zoe es sich vorgestellt hatte!
Etwa nach einer Viertelstunde Fahrt erreichten sie eine größere Stadt. Leandro vertäute das Boot in der Nähe einer Uferpromenade mit Villen, Läden und Straßencafés. Mühelos sprang er an Land und reichte Zoe die Hand.
Weil sie sich nicht dadurch blamieren wollte, dass sie ungelenk ans Ufer kletterte, ließ sie sich von ihm auf den Anlegesteg helfen. Sie genoss das schöne Gefühl, als seine warmen Finger ihre umschlossen … Am Ufer zog sie die Hand allerdings sofort wieder zurück.
„So, wir sind jetzt in Menaggio“, erklärte Leandro und ging ihr voran in Richtung Zentrum. „Hier bekommen Sie bestimmt alles, was Sie brauchen. Haben Sie eine Einkaufsliste?“
Zoe war nicht mal auf die Idee gekommen, eine zu schreiben. Doch sie lächelte selbstbewusst. „Natürlich.“
Leandro musterte sie skeptisch, gleichzeitig zuckten seine Mundwinkel. „Komisch, warum fällt es mir eigentlich so schwer, das zu glauben?“
Zoe erwiderte unverhohlen seinen Blick. Dreiste Lügen waren ihre Spezialität, schließlich hatte sie so etwas oft genug geübt: mit ehemaligen Vermietern, Arbeitgebern und Männern, die ihr zu nahe kommen wollten.
Mit großen Augen sah sie ihn an, ein selbstbewusstes Lächeln auf den Lippen. „Keine Ahnung, warum Ihnen das schwerfällt – verraten Sie es mir?“, sagte sie mit fester Stimme.
„Weil ein Mädchen wie Sie sich keine Gedanken über Listen macht.“
Da war es wieder: ein Mädchen wie Sie.
„Na, da haben Sie mich ja schnell in eine Schublade einsortiert“, gab Zoe zurück, etwas schnippischer als beabsichtigt. „Ach, übrigens: Ich bin kein Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau. Mit achtundzwanzig Jahren kann ich das wohl von mir behaupten.“
„Wirklich?“ Leandro lächelte süffisant. „Dann meinen Sie also, dass Sie nicht in die Schublade gehören, die ich für Sie ausgesucht habe?“
Zoe warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Niemand hat es verdient, in eine Schublade gesteckt zu werden.“
„Kann sein“, erwiderte Leandro gedehnt. „Aber manche Leute passen einfach zu gut hinein.“
Zoe schnaubte zornig, allerdings schien ihn das nicht weiter zu kümmern. Er wies auf eine Ladenzeile auf der anderen Seite des Platzes, den sie gerade überquerten. „Wie wär’s, wenn wir erst mal frühstücken? Dann können Sie auch in Ruhe ihre imaginäre Einkaufsliste weiterschreiben.“
„In Ordnung“, stimmte Zoe ihm zu. Sie hatte viel zu großen Hunger, um sich weiter über seine abfälligen Bemerkungen aufzuregen oder mit ihm zu diskutieren. „Ich bin wirklich sehr hungrig.“
Leandro führte sie zu einem kleinen Straßencafé mit bunten Sonnenschirmen. Von den Tischen aus hatte man einen guten Blick auf den belebten Platz.
Kaum hatten sie das Café betreten, kam der Besitzer auf sie zugestürzt, redete in hektischem Italienisch auf Leandro ein und schwirrte um ihn herum, als wäre er ein König oder Prinz. Einige andere Gäste drehten sich zu ihnen um und tuschelten miteinander.
Was ist denn hier los? fragte sich Zoe. Wer ist dieser Leandro Filametti eigentlich?
Leandro reagierte knapp auf den Redeschwall des Wirtes und ging dann mit ihr an einen Tisch im hinteren Bereich. Er bestellte zwei Espressi und ein wenig Gebäck. Obwohl ihn
Weitere Kostenlose Bücher