Julia Sommerliebe Band 23
einige Leute an den Nebentischen unverhohlen anstarrten und miteinander tuschelten, wirkte er seltsam gelassen.
„Sie sind ja stadtbekannt“, bemerkte sie geradeheraus.
Leandro zuckte mit den Schultern. „Na ja, meine Familie wohnt eben seit mehreren Generationen hier.“
Mehr wollte er offenbar nicht dazu sagen, obwohl das ganz sicher noch nicht alles war. Sie zog einen Stift aus der Tasche und schrieb ihre Einkaufsliste auf eine Serviette.
Leandro beugte sich vor, um mitzulesen. „Putzmittel, aha“, kommentierte er. „Ist das nicht ein bisschen allgemein gefasst?“
„Na ja, so ganz allgemein gesehen brauche ich ja auch alles“, gab Zoe zurück. „Ich habe mich gestern nämlich mal umgeschaut und noch nicht mal einen vernünftigen Lappen gefunden.“
„Verstehe.“ Leandro zuckte mit den Schultern. „Das Gebäude steht seit einigen Jahren leer, da ist das nicht weiter verwunderlich.“
„Sie meinten gestern, dass die Villa bisher nicht zum Verkauf stand“, sagte Zoe. Gerade hatte sie das Wort „Lebensmittel“ auf ihre Einkaufsliste gesetzt – auch eine ziemlich allgemeine Formulierung. Aber in der Küche hatte sie bloß einen leeren Pizzakarton und eine Packung Kaffee gefunden.
„Ja, das stimmt“, erwiderte er vorsichtig.
„Wer waren denn die Vorbesitzer? Und warum haben sie Ihnen das Haus jetzt doch verkauft?“
In diesem Moment brachte der Kellner ihnen den bestellten Kaffee sowie das süße Gebäck. Zoe biss genüsslich in eine Nussschnecke. Leandro beobachtete sie, während er an seinem Espresso nippte.
„Das Haus wurde gar nicht verkauft“, erwiderte er schließlich. Dann hob er eine Hand, um zu verhindern, dass Zoe weiter nachfragte. „Frühstücken Sie erst mal zu Ende“, wies er sie brüsk ab. „Wir haben heute noch eine Menge vor, darum möchte ich so schnell wie möglich zurück zur Villa. Und dann fangen Sie endlich damit an, das zu tun, wofür ich Sie bezahle.“
Die Geschäfte am Marktplatz waren zwar klein, dafür aber überraschend gut ausgestattet. Es dauerte bloß eine Stunde, bis Zoe fast alle Putz- und Lebensmittel zusammenhatte, die sie für die nächsten Tage brauchte.
Leandro kümmerte sich darum, dass alles zum Motorboot gebracht wurde. Auf dem Weg zum Hafen entdeckte Zoe auf einem kleinen grünen Platz einen Wochenmarkt.
Fasziniert blieb sie stehen. „Moment, darf ich mir das kurz anschauen?“
Die kleinen Stände mit den verschiedenen Kräutern, Gewürzen, frischem Obst und Gemüse hatten etwas unheimlich Anziehendes. Hausfrauen mit Kopftüchern feilschten unerbittlich um Salatköpfe und Rindfleisch, trotzdem wurde immer wieder laut gelacht.
Seufzend signalisierte Leandro sein Einverständnis, und Zoe stürzte sich in den bunten Trubel. Sie strich über die Stoffe, machte ein paar Bemerkungen in ihrem dürftigen Italienisch und fühlte sich dabei so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Als sie Leandros Frage nach ihren Kochfähigkeiten bejaht hatte, hatte sie dabei in erster Linie an Pasta mit Fertigsoße aus dem Glas gedacht. Das war ihr Hauptnahrungsmittel zu Hause in den USA.
Aber jetzt, wo sie vor den Knoblauchzöpfen, dem frischen Basilikum und den in Salzlake schwimmenden Mozzarella-Kugeln stand, wünschte sie sich auf einmal, echte Mahlzeiten aus frischen Zutaten zu kochen. So, wie man sie für eine richtige Familie zubereitet, mit der man ein Haus teilt.
Dabei war sie eigentlich weder sesshaft, noch ein Familienmensch. Und ein Haus, ein Zuhause würde sie sich bestimmt nicht wie Leandro Filamettis verfallene Villa vorstellen.
Trotzdem füllte Zoe einen Weidenkorb mit knallroten reifen Tomaten, Mozzarella in Wachspapier, einem Kilo frischer Pfirsiche und dem knackigsten Spargel, den sie je gesehen hatte.
„Dann hoffe ich mal, dass Sie das alles auch verarbeiten“, murmelte Leandro und nahm ihr den Korb ab.
Zoe grinste. „Auf jeden Fall.“
Erst eine halbe Stunde später konnte er sie dazu bewegen, mit ihm zum Boot zurückzugehen. Inzwischen war die Mittagszeit längst vorbei, und Zoe hatte ein schlechtes Gewissen, ihren Arbeitgeber so lange aufgehalten zu haben.
„Zum Ausgleich mache ich Ihnen ein richtig leckeres Mittagessen“, versprach sie ihm beim Einsteigen.
„Nicht nötig“, gab er schroff zurück. „Wir haben so spät gefrühstückt, da halte ich bis zum Abendessen noch leicht durch. Erledigen Sie heute Nachmittag lieber Ihre Arbeit, ich habe Sie schließlich nicht als Köchin eingestellt.“
Das Glücksgefühl,
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