Julia Sommerliebe Band 23
schweigen von den bequemen und weichen Ledersitzen. Und das Armaturenbrett mit unzähligen Kontrollleuchten und Tasten sah aus, als wäre es für das neueste Space Shuttle entwickelt worden.
Vielleicht hatte sie den hilfreichen Parkwächter etwas voreilig fortgeschickt. Nach ihrer alten verbeulten Blechkiste schien dieser Wagen einen Raketenforscher zu brauchen, um ihn in Gang zu bringen.
Sie holte tief Luft und steckte den Schlüssel, der nicht einmal wie ein Schlüssel aussah, ins Zündschloss. Der Motor startete mit einem sanften Surren, Seitenspiegel klappten wie von Zauberhand auf, und ein Blinklicht ermahnte sie, den Sicherheitsgurt anzulegen.
„Schon gut, schon gut“, murmelte sie und schnallte sich an. Dann suchte sie die Handbremse, die sich wider Erwarten nicht zwischen den Vordersitzen befand.
Der Parkwächter klopfte an die Seitenscheibe.
Claire suchte dem Schalter für die elektrischen Fensterheber. Sie verriegelte nacheinander alle Türen und ließ die Motorhaube aufspringen, bevor sie schließlich den gesuchten Schalter mit dem Fenstersymbol darauf fand.
„Links befindet sich ein Pedal für die Feststellbremse“, erklärte der Mann mit ausdrucksloser Miene. „Zum Lösen dient der Taster dort rechts, der mit dem Symbol für Bremsenentriegelung gekennzeichnet ist.“
Sie unterdrückte ein Seufzen. „Vielen Dank“, sagte sie verlegen. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“
Der Parkwächter lächelte und trat mehrere Schritte zurück. „Ich wünsche Ihnen gute Fahrt.“
„Oh mein Gott!“ Staunend musterte Rebecca das nagelneue Auto in Metallicgrau, das direkt vor dem Eingang zu ihrem Salon stand. „Du fährst einen Sportwagen?“
Claire warf ihre Handtasche auf den Ladentisch und strich sich durch die zerzausten Locken. „Ja, nun, man könnte es fahren nennen, wenn man unbedingt wollte“, entgegnete sie trocken. „Nicht, dass ich viel tun musste. Das kleinste bisschen Nieselregen, und schon gehen die Scheibenwischer an, ohne dass ich erst im Handbuch nachschlagen musste, wo sich der entsprechende Knopf befindet. Offensichtlich ist ein Sensor eingebaut, der auf Feuchtigkeit reagiert.“
Sie machte eine kurze Pause. Noch immer war sie sichtlich erstaunt. „Stell dir vor, Bex: Im Tunnel haben sich die Scheinwerfer automatisch eingeschaltet – und wieder aus, sobald ich ans Tageslicht gekommen bin. Und gerade eben, als ich eingeparkt habe, musste ich nur auf die Pieptöne hören und die roten Warnlichter beachten, durch die mir die Einparkhilfe verraten hat, wenn ich einem anderen Auto zu nahe gekommen bin.“
Rebecca stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Krass! Ich wünschte, mein entfremdeter Ehemann würde mir auch einen Sportwagen kaufen. Bisher hat er mir nur eine Anwaltsrechnung für die Aufteilung der Güter vorgelegt, die überwiegend mir gehören, weil ich als Einzige während unserer ganzen gemeinsamen Zeit voll gearbeitet habe.“
Claire verbarg ihre finstere Miene, indem sie sich den Mantel auszog und auf einen Haken im Hinterzimmer hängte. Du solltest dich wirklich nicht über ein so großzügiges Geschenk beklagen. Die meisten Frauen wären überglücklich über diesen luxuriösen Sportwagen.
Richtig freuen konnte sie sich trotzdem nicht. Antonio hatte Bedenken gegen die Sicherheit ihres alten Autos geäußert, das alles andere als verkehrstüchtig war. Doch sie bildete sich nicht ein, dass seine Sorge ihrer Sicherheit galt. Es war sein Ruf, der ihm vor allem am Herzen lag. Das hatte er offen zugegeben.
Wäre es nicht schön, wenn er aus Liebe zu mir gehandelt hätte? Er ließ sich nicht lumpen, hatte es nie getan. Daher konnte er wohl auch nicht nachempfinden, was die in seinen Augen milde Gabe ihr bedeutet hätte, wenn sie aus den richtigen Motiven erfolgt wäre.
„Du bist heute voll ausgebucht“, verkündete Rebecca, als Claire in den Salon zurückkehrte. „Anscheinend will jeder von der Frau gestylt werden, die das Herz des berühmten Ausnahmechirurgen Antonio Marcolini gestohlen hat.“
Claire bestückte ihren Rollwagen besonders bedächtig und sorgfältig mit Styling-Utensilien. „Er ist auch nur ein gewöhnlicher Mann, Bex“, entgegnete sie. „Er putzt sich die Zähne und rasiert sich jeden Morgen wie die meisten Männer.“
„Und wie ist es so, wieder mit ihm zusammen zu sein? Ich habe in der Zeitung gelesen, dass du zu ihm in seine Hotelsuite gezogen bist.“
Übertrieben präzise richtete Claire ihre Rundbürsten in Reihe und Glied
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