Julia Sommerliebe Band 23
über unverfängliche Dinge, ohne die gemeinsame Nacht auch nur einmal zu erwähnen. Und dabei drehte er sich so, dass er neben ihr saß und wie sie aufs Meer schaute.
Als eine Pause entstand, strich er sich über die Unterschenkel, als wäre er nervös. Irgendwann holte er tief Luft und setzte an: „Und … Ich habe mir gedacht …“
Sie warf ihm einen Blick zu und zwang sich, gleichmäßig weiterzuatmen. „Ja?“
„Na ja … Ich möchte, dass du mich am Sonntagmittag zum Essen bei meinen Eltern begleitest.“
Abigail blinzelte verwirrt. Hatte sie wirklich richtig gehört?
„Bei deinen Eltern?“, wiederholte sie und war froh, dass es ruhiger klang, als sie sich fühlte.
„Ja.“ Er lehnte sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen und schlug die Beine übereinander. „Das Sonntagsessen ist bei ihnen eine große Sache, vor allem dann, wenn eines der Kinder zu Hause ist. Für mich besteht strikte Anwesenheitspflicht, es sei denn, ich liege bewusstlos im Krankenhaus oder bin von Außerirdischen entführt worden. Deshalb würde ich mich freuen, wenn du mich begleitest. Denn dann können wir den ganzen Tag zusammen verbringen.“
„Und ich kann deine Familie kennenlernen“, sagte sie nachdenklich.
Seine gebräunten Wangen färbten sich etwas dunkler. „So ungefähr. Keine Angst, sie beißen nicht. Aber es kann sein, dass du ein paar Magentabletten brauchst, nachdem meine Mutter dich durchgefüttert hat. Du wirst etwas schwerer sein als vorher, aber ich verspreche, es fließt kein Tropfen Blut.“
Abigail rang sich ein belustigtes Lächeln ab, weil sie wusste, dass Michael es erwartete. Aber das änderte nichts an dem flauen Gefühl, das sie beschlichen hatte.
Bleib ruhig. Mach dir keine Hoffnungen. Sei geduldig und warte ab, wohin die Dinge führen.
Die Eltern eines Mannes kennenzulernen, war unter normalen Umständen ein großer Schritt und hatte etwas zu bedeuten, aber in diesem Fall musste das nicht unbedingt zutreffen.
Vielleicht lud er sie nur dazu ein, weil er das Essen bei seinen Eltern nicht verpassen durfte. Und wenn er den ganzen Sonntag mit ihr verbringen wollte, war es vernünftig, beides miteinander zu verbinden.
Warum aber wollte er den ganzen Sonntag mit ihr verbringen? Da war doch mehr dahinter … Diese Vermutung stimmte Abigail fröhlich, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie würde ruhig bleiben, sich nichts erhoffen und einfach abwarten, wohin die Dinge führten. „Einverstanden.“ Sie atmete tief durch und nickte.
„Fein.“ Er klang erleichtert. „Wir essen um eins. Was hältst du davon, wenn ich dich gegen zwölf, spätestens halb eins im Hotel abhole?“
„Abgemacht.“
Sie überlegte bereits, was sie anziehen sollte. Mit Sicherheit etwas, das sie auch in Ohio tragen würde, und nichts, was Rachel für sie ausgesucht hatte. Die erste Begegnung mit Michaels Eltern war nun wirklich kein passender Anlass, viel Haut zu zeigen.
„Das wäre also geklärt“, sagte er, sichtbar zufrieden. „Bleiben noch Donnerstag, Freitag und Samstag. Hättest du zufällig auch Lust, die Tage – und den Rest deines Urlaubs – mit mir zu verbringen?“
Er machte ein hoffnungsvolles Gesicht, und diesmal war ihr Lächeln echt. Wie konnte sie einem so flehentlichen Blick und einer so verführerischen Stimme widerstehen?
Und sie gestand sich unumwunden, dass sie gar nicht widerstehen wollte. Im Gegenteil, sie freute sich darauf, in den nächsten zwei Wochen jeden freien Moment mit Michael zusammen zu sein – vorausgesetzt, er wollte es auch.
„Zufällig“, erwiderte sie keck. „Aber es könnte ja sein, dass du nach einer Weile genug von mir hast.“
Er sah ihr in die Augen, und in seinen las sie nichts als Aufrichtigkeit. „Niemals“, sagte er voller Überzeugung, bevor er sich zu ihr beugte und sie zärtlich küsste. Dann setzte er sich wieder so entspannt hin, als hätte er ihren Puls nicht gerade in ungeahnte Höhen getrieben.
„Was hast du heute vor? Shopping? Sightseeing? Tanzen?“ Er schaute auf die Uhr. „Oder essen wir zusammen zu Mittag?“
Sie stellte sich vor, all das und noch viel mehr mit ihm zu unternehmen, und versuchte, sich die Vorfreude nicht anmerken zu lassen. „Auch das sehr gerne“, erwiderte sie und staunte über ihren Mut.
Er lachte so herzhaft, dass sich die Muskeln unter dem USMC auf dem dunkelgrünen T-Shirt bewegten. „Gute Idee, aber ich schlage vor, wir lassen uns zwischendurch etwas Zeit für … du weißt schon. Okay, womit fangen
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