Julia - Vorsicht, bissig
„Dann solltest du besser nach Hause gehen und dich hinlegen.“
„Bist du mir dann sehr böse?“
„Aber nein, natürlich nicht. Das wäre doch unsinnig. Du kannst doch nichts dafür.“
„Danke.“ Daniel stand auf und küsste Julia auf die Stirn. „Du bist wunderbar“, murmelte er zärtlich. Als sie sich ebenfalls erheben wollte, hielt er sie zurück. „Du bleibst doch noch.“
„Bist du sicher? Soll ich dich nicht begleiten?“
„Ich bin sicher. Du sollst diesen Abend genießen. Einer von uns muss doch das Ende des Stücks sehen.“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Es ist ‚Einer Widerspenstigen Zähmung‘. Ich denke, wir kennen beide das Ende.“
Oh, ja. Und Daniels Hals verengte sich, als wenn er derjenige wäre, der seine Meinungs- und Willensfreiheit gegen eine Beziehung mit einem starken Partner eintauschte. Doch dann kam ihm der Gedanke, dass es sich schließlich um Julia handelte und er alles gegen ein Leben mit ihr eintauschen würde. Soweit war es also schon gekommen. Das Schicksal war wirklich erstaunlich und unerbittlich. Daniel warf einen Blick zurück und betrachtete die Frau, der er bereits verfallen war und die keine Ahnung hatte, wie sehr sich ihr Leben durch ihn ändern könnte.
*
Wie sehr hatte Daniel sich nach einer Seelenverwandten gesehnt. Und jetzt fühlte er einfach nur noch Panik, die ihm die Kehle zuschnürte. Julia würde das Weite suchen, wenn er ihr sagte, wie alt er ist, dass er Fangzähne hat, dass er But trinkt, dass er ihr Blut trinken will, dass er sie wandeln will. Wie hatte Christopher das nur Quinn erklärt? Daniel straffte sich. Quinn hatte Christopher pfählen wollen und nun waren die zwei glücklich wie ein Paar Rosenkopfpapageien. Da musste es ihm doch gelingen, Julia alles zu erklären.
Er musste Vorkehrungen treffen, falls sie mit der Situation nicht umgehen könnte. Zunächst versuchte er, seine Schwester Kathryna zu erreichen. Doch seine kleine Schwester schien wie vom Erdboden verschluckt. Da er wusste, dass sein Bruder Owen in den USA war und sowieso stets schlecht zu erreichen war, versuchte er es gar nicht erst bei ihm. Seufzend entschied Daniel sich, doch mit Christopher zu sprechen. Natürlich würde er seinen jüngsten Bruder nicht bitten, daheim alles stehen und liegen zu lassen und nach Florenz zu kommen. Aber vielleicht hatte Chris zumindest eine Idee, wie er Julia schonend beibringen könnte, wer und was sie sind.
„Hej Dan-Man! Was gibt es?“, begrüßte Christopher seinen älteren Bruder.
„Ich habe meine Seelenverwandte getroffen“, platzte Daniel heraus, weil es nichts anderes gab, was er denken konnte. Zu einer höflichen Begrüßung war er nicht in der Lage.
„Herzlichen Glückwunsch! Das ist ja toll! Wer ist sie?“, wollte Christopher wissen.
„Sie heißt Julia. Sie ist… unglaublich… Sie ist alles, was ich mir wünschen kann und noch viel mehr“, versuchte Daniel seine Gefühle in Worte zu fassen.
„Wunderbar! Und was sagt sie dazu?“
„Sie weiß es noch nicht.“
„Oh.“
„Ich kann sie ja schlecht zu einem romantischen Dinner einladen, ihr Rosen schenken und dann bei Tisch beiläufig meine Fänge zeigen.“ Am anderen Ende der Leitung ertönte lautes Gelächter.
„Es muss einer von uns nach Florenz kommen. Das ist es doch, weswegen du anrufst, oder?“, stellte Christopher fest.
„Ja. Aber nicht du!“, beeilte Daniel sich zu versichern, „Quinn und du, ihr habt anderes zu tun. Ich wollte nur wissen, ob du eine Möglichkeit kennst, es ihr zu sagen, ohne dass sie in Panik ausbricht.“
„Hm… das ist wirklich schwierig. Ich halte es für das Beste, wenn du das nicht allein tust. Du kannst sie nicht kontrollieren und beruhigen. Vielleicht kann Kathryna?“
„Ich kann sie nicht erreichen. Und Owen ist ein Eremit auf seiner Farm… Ich überlege mir etwas. Vielleicht rufe ich Leon oder so an.“
„Das ist eine gute Idee. Ich drücke dir die Daumen. Wenn ihr wirklich füreinander bestimmt seid, wird es funktionieren. Da kannst du Quinn fragen.“
„Danke, Chris. Ich hoffe, dass ihr Julia kennenlernen werdet.“
„Das werden wir… Ich weiß, es geht mich nichts an, aber habt ihr schon…?“, fragte Christopher
„Ähm, nein“, gestand Daniel.
„Das solltest du ändern, bevor du ihr von uns erzählst. Die Leidenschaft zwischen Seelenverwandten ist überwältigend und kann ein gutes Argument auf der Pro-Seite der Liste sein.“
„Danke. Dann…“ In seinem Kopf war das Gespräch
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