Julia - Vorsicht, bissig
erwiderte sie, als sich seine Finger warm und fest um ihre schlossen. Dann wies sie zu Ercole. „Und Ercole Lambertini. Er spricht nicht, wenn er in seiner Kunst versunken ist“, fügte sie erläuternd hinzu. Daniel nickt. „Das verstehe ich. Es tut mir leid, dass ich sie gestört habe. Aber es sah so…“ Er brauchte den Satz nicht zu beenden. Julia verstand ihn und nickte. „Sie können sich überlegen, ob Sie die Bilder sehen möchten und sich dann bei mir melden.“ Daniel griff in seine Hosentasche und zog eine Börse hervor, aus der er eine Visitenkarte holte. „Danke.“ Als Julia die Karte in die Hosentasche stecken wollte, wurde ihr bewusst, dass sie gar keine Hose trug. Prompt schoss ihr das Blut in den Kopf und färbte ihre Wangen hochrot. Als Daniel ihre Reaktion witterte, verabschiedete er sich schleunigst. Auf seine Selbstbeherrschung wollte er nicht länger vertrauen. Wie er es geschafft hatte, Julia bisher nicht zu berühren, war ihm bereits ein Rätsel. Ihre nur mit grüner Farbe bedeckten Brüste hatten sich in sein Gehirn gebrannt, obwohl er versucht hatte, sie nicht unhöflich anzustarren.
Seufzend sank Julia auf die Wiese. Gerade hatte sie sich mit einem äußerst attraktiven Mann unterhalten und dabei nichts als einen knappen Slip und Bodypaintingfarbe am Leib gehabt. Gedankenverloren betrachtete sie die Karte in ihrer Hand. In eleganter Schrift stand auf dem schweren weißen Papier nur der Name des Mannes und eine Handynummer.
„Du bist ganz weit weg.“ Erschrocken zuckte Julia zusammen, als Ercole direkt neben ihr stand und sie ansprach. „Sind wir hier fertig?“, fragte sie ihn.
„Ja. Danke dir.“ Er hatte sie nachts auf den Hügel gescheucht, weil er wollte, dass die nächtlichen Schatten auf seinem Werk naturgetreu waren. Zudem hatte er ein paar Fotos gemacht, die er als Vorlage für die restliche Arbeit nehmen wollte. Julia hatte genug mit ihrem Buch zu tun und konnte nicht tagelang in seinem Atelier Modell sitzen. „Seit wann lässt du dich so leicht von breiten Schultern und schmalen Hüften becircen?“, neckte er sie. Also hatte sein Kennerblick auch die nahezu perfekten Proportionen bemerkt. „Vielleicht mag er für meine nächste Skulptur sitzen. Ich denke an einen schlafenden Satyr.“ Julias Antwort war nur ein Brummen, als sie in ein altes Shirt und eine noch ältere Jogginghose schlüpfte, denen ihr bunter Körper nichts ausmachen würde. Im Moment freute sie sich einfach nur auf ihre Dusche.
*
Ein Geräusch weckte Daniel. Wieso hatte er das Telefon nicht abgestellt? Er fluchte. Immer wenn er schlief, stellte er das Telefon ab. Verdammt. Schlaftrunken tastete er nach dem Handy auf seinem Nachttisch, das sich einfach nicht beruhigen wollte. Mit geschlossenen Augen nahm er das Gespräch an und grunzte etwas, was wohlwollen als ‚Morgen‘ interpretiert werden konnte.
„Entschuldigung. Spreche ich mit Signore Daniel Branson?“ Voll und dunkel erklang eine Stimme, die so nah war, als ob die dazugehörige Frau direkt neben seinem Bett stände. Binnen einer Sekunde war Daniel wach und richtete sich auf. „Ja.“
„Hier spricht Julia Calvaradossi. Wir haben uns vergangene Nacht in Fiesole getroffen.“
„Signora Calvaradossi. Das ist ja eine schöne Art geweckt zu werden.“
„Ich habe sie geweckt? Das tut mir sehr leid. Ich -“
„Nein. Bitte“, unterbrach er ihre Entschuldigung. „Ich habe verschlafen. Ich bin also sehr dankbar für Ihren Anruf.“
„Dann… Gut.“ Daniel meinte an ihrer Stimme zu hören, wie sie ihre Schultern straffte und lächelte. „Also Signore Branson. Gilt Ihr Angebot, dass ich mir Ihre Bilder ansehe?“
„Selbstverständlich! Sagen Sie mir einfach, wann es Ihnen passt.“
„Mhm… Morgen Nachmittag?“, schlug sie vor.
„Wunderbar. Was halten Sie von 16 Uhr?“
„Das hört sich gut an.“
„Schön. Dann werde ich Sie erwarten. Auf Wiedersehen.“
„Signore Branson?“
„“Ja?“
„Ich… bräuchte dann noch Ihre Adresse“, erinnerte sie ihn sanft.
„Oh. Natürlich.“ Offenbar war er doch noch nicht ganz wach. „Via Porta Rossa 17, an der Piazza de Davanzati, zweiter Stock.“
„Danke sehr. Bis morgen dann.“
„Bis morgen.“ Daniel legte das Handy zurück auf den Nachttisch und ließ sich gegen die Kissen sinken. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Morgen würde die schöne Julia ihn besuchen kommen.
*
Aufmerksam sah Daniel sich in seiner Wohnung um. Ja, es war alles
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