Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
unter Druck zu setzen oder sie umzustimmen. Mit ihrer Arbeit verdiente sie nicht besonders viel, aber immerhin hatte sie eine Stelle, obwohl sie abends manchmal todmüde war, wenn sie nach Hause kam. Glücklicherweise wohnten sie nahe am Hyde Park, sodass Gabriel an den Wochenenden mit den Jungen dort herumtollen konnte und ihr eine Atempause verschaffte.
In den Monaten, seit sie Sardinien verlassen hatten, hatte es Sasha manchmal erstaunt oder sogar beschämt, wie Gabriel ihr zu beweisen versuchte, dass er bereit war, einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu ziehen. Inzwischen liebte sie ihn mehr, als sie je für möglich gehalten hätte, dennoch konnte sie sich nicht dazu entschließen, ihm nachzugeben und ihn zu heiraten. Ohne eine solide Vertrauensbasis war das für sie undenkbar, und davon waren sie noch weit entfernt. Obwohl Sasha sich im Innersten danach sehnte, ihre Zukunft in Gabriels Hände zu legen, war ihr das im Moment einfach noch nicht möglich.
Sie war gerade auf dem Weg zu dem Zimmer, in dem sie mit den Jungen schlief – ein gewaltiger Unterschied zu den weitläufigen, miteinander verbundenen Räumen in Gabriels Londoner Haus –, als ihr Handy klingelte.
„Ich bin’s“, kündigte Gabriel sich überflüssigerweise an, als sie sich meldete. „Ich stehe vor der Haustür. Komm, und lass mich rein. Ich wollte nicht klingeln, um die Jungen nicht zu wecken.“
Mit gemischten Gefühlen ging Sasha öffnen. Gabriel betrat die kleine Diele und brachte einen feuchtkalten Lufthauch mit herein. In den Händen hielt er ein schmales, längliches, in Geschenkpapier verpacktes Paket.
„Ich bringe dir dein Weihnachtsgeschenk.“ Er deutete auf das Paket, reichte es ihr jedoch nicht.
„Das hättest du doch auch morgen tun können.“
„Ich wollte es dir aber heute Abend geben.“
Argwöhnisch sah Sasha ihn an. Was bezweckte er damit? Was auch immer er vorhatte, es war besser, sie wimmelte ihn gleich ab und erklärte ihm, sie wolle gerade schlafen gehen.
„Möchtest du etwas Heißes trinken?“, fragte sie stattdessen.
Er schüttelte den Kopf und übergab ihr das Paket.
„Danke …“, begann sie.
„Wie wär’s, wenn du es jetzt öffnest“, schlug Gabriel vor.
Es sieht wie ein Kalender aus, überlegte sie unsicher.
„Vielleicht trinke ich doch etwas“, entschied Gabriel. Sie sprachen leise, um die Jungen nicht zu wecken. „Aber ich bediene mich selbst. Du ahnst ja nicht, wie gern ich dich jetzt küssen und dann mit zu mir nehmen würde“, fuhr er rau fort. „Ach, Sasha, ich begehre dich so sehr und möchte dich bei mir haben – unter meinem Dach, in meinen Armen.“
Sie hörte, wie bewegt er war, auch der Ausdruck in seinen Augen sagte es ihr. Ihr kamen die Tränen, es wäre so leicht gewesen, ihm nachzugeben, doch genau das durfte sie nicht.
Er ging zur Küche.
„Gabriel.“ Prompt blieb er stehen und sah sie an. So hatte sie es ihm nicht sagen wollen, doch er blickte sie abwartend, fast gespannt an.
Sasha atmete tief ein. „Ich weiß, dass du das, was ich dir zu sagen habe, nicht hören möchtest, aber … ich kann dich nicht heiraten.“
Komisch, er schüttelte nur den Kopf.
„Wir können morgen darüber sprechen“, gab er nach. „Mach jetzt aber wenigstens dein Geschenk auf.“
Während Gabriel in der Küche verschwand, blickte Sasha starr auf das Paket. Es war sinnlos, die Sache noch länger aufzuschieben. Sie musste es ihm sagen.
Mit zwei Bechern in den Händen kam er zurück. „Statt Kaffee habe ich für dich Kräutertee gemacht. Ist dir das recht?“
„Ja. Gabriel, ich muss dir etwas sagen …“
„Das brauchst du nicht. Ich weiß es schon.“
„Gabriel …“
„Du bist schwanger, seit wir uns auf Sardinien geliebt haben, und weißt nicht aus noch ein, seit du beim Arzt warst.“
Langsam setzte Sasha sich. „Du weißt Bescheid? Aber woher? Ich habe doch nichts …“
Er kam zu ihr. „Ich liebe dich. Und ich kenne dich. Diesmal habe ich die Anzeichen erkannt. Bei den Mahlzeiten hast du immer Avocados gegessen. In der Karibik dachte ich, sie wären eine Vorliebe von dir, aber diesmal wusste ich, warum. Morgens siehst du blass und müde aus, und die Jungen vermuten, du wärst krank. Du trägst lockere Kleidung, außerdem …“ Prüfend betrachtete er sie und blickte fort.
„Außerdem was?“
„Na ja, ich hatte nicht vorgehabt, gleich zweimal ins Schwarze zu treffen … und ich wollte dich nicht schwängern, als ich dich geliebt habe, ohne
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