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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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nicht die Schuld geben. Auch wenn es wahrscheinlich deine Schuld ist.«
    »Erektile Dysfunktion wird es nicht geben«, sagte Annie mit gespielter Überheblichkeit.
    Sie wurde natürlich rot, aber da sie beide im Dunkel des Arbeitszimmers auf den Bildschirm starren, merkteTucker nichts davon. Einen Moment lang überlegte sie einen Laut zu machen, um den Moment zu sabotieren – indem sie sich eine
     Hand vor den Mund schlug oder einen Witz auf ihre Kosten machte – aber sie widerstand diesem Drang, und … da war so eine Atmosphäre,
     dachte sie. Sie war nicht sicher, ob sie je zuvor eine Atmosphäre geschaffen hatte, und wenn, hätte sie nicht geglaubt, dass
     sie zustande kam, weil sie sich mit einem Mann mit gesundheitlichen Problemen über erektile Dysfunktion unterhielt. Aber das
     war ihr auch egal. Sie war den größten Teil ihrer vierzig Jahre ehrlich davon überzeugt gewesen, dass nichts zu wagen die
     beste Versicherung gegen Reue wäre, während natürlich genau das Gegenteil zutraf. Ihre Jugend war vorbei, aber vielleicht
     hatte sie doch noch ein bisschen Leben in sich. Dann gaben sie sich den ersten Kuss, während die Website des Gesundheitsministeriums
     dazu leuchtete; sie küssten sich so lange, bis der Computer auf Bildschirmschoner umsprang. Annie wurde nicht mehr rot, aber
     sie fühlte sich peinlich emotional und fürchtete, sie könnte anfangen zu weinen, und er könnte dann denken, sie würde sich
     zu viel von ihm erhoffen, und es sich anders überlegen mit dem Sex. Falls er sie fragte, was mit ihr los sei, würde sie ihm
     sagen, dass sie an Eröffnungstagen immer nah am Wasser gebaut hatte.
    Sie gingen nach oben, zogen sich mit dem Rücken zueinander aus, stiegen in ihr kaltes Bett und fassten sich an.
    »Du hattest recht«, sagte Tucker.
    »Bis jetzt jedenfalls«, sagte Annie. »Bleibt nur noch die Frage des Durchhaltens.«
    »Und du kannst mir glauben«, sagte Tucker, »du machst mir das Durchhalten nicht leichter.«
    »Tut mir leid.«
    »Hast du … Ich habe natürlich nichts dabei. Aus verständlichen Gründen. Du hast wohl nicht so was rumliegen, oder?«
    »Oh«, sagte Annie. »Ja. Natürlich. Aber ich hab keine Kondome. Du musst mich mal einen Moment entschuldigen.«
    Sie hatte schon über diesen Moment nachgedacht, genauer gesagt seit ihrer Unterhaltung mit Kath. Sie ging ins Bad, blieb ein
     paar Minuten drin, und dann ging sie zurück, um mit ihm zu schlafen. Sie brachte ihn nicht um, obwohl es sich anfühlte, als
     hätten Teile von ihr mindestens so lange brachgelegen wie Tuckers Karriere.
     
    Am nächsten Tag telefonierte Jackson mit seiner Mutter und bekam ein bisschen Heimweh, deshalb buchte Tucker den Heimflug.
     In der letzten Nacht schliefen Tucker und Annie in einem Bett, hatten aber keinen Sex mehr.
    »Ich komme wieder«, sagte Tucker. »Mir gefällt es hier.«
    »Es kommt nie jemand zurück.«
    Annie wusste nicht, ob sie in die Stadt oder in ihr Bett meinte, aber es steckte in beiden Fällen eine gewisse Bitterkeit
     darin, und das wollte sie nicht.
    »Oder du kommst mal rüber.«
    »Ich habe nicht mehr so viel Urlaub.«
    »Es gibt andere Jobs.«
    »Ich weigere mich, mir von dir Vorträge über Berufsalternativen anzuhören.«
    »Na schön. Also. Dann komme ich nie wieder, und du kommst nie rüber … Da wird es schwierig, sich der Illusion hinzugeben,
     das mit uns hätte eine Zukunft.«
    »Machst du das sonst so nach deinen One-Night-Stands?«, fragte Annie. »So tun, als hätte das eine Zukunft?« Sie konnte ihren Tonfall nicht ändern, so sehr sie es auch versuchte.
     Sie wollte nicht, dass es wie Hohn oder Spott klang; sie wollte einen Weg finden, sich Hoffnung zu machen, aber anscheinend
     konnte sie nur in einen Tonfall sprechen. Typisch gottverdammt britisch, dachte sie.
    »Ich hör dir einfach gar nicht zu«, sagte Tucker.
    Sie schlang die Arme um ihn. »Ich werde dich vermissen. Und Jackson.«
    Da. Es war nicht viel, und es war keineswegs repräsentativ für den Kummer und die Panik, die danach trachteten, auszubrechen,
     sobald sich eine vielversprechende Möglichkeit bot, aber sie hoffte, er würde immerhin unkomplizierte Zuneigung heraushören.
    »Du mailst mir doch, oder? Und oft?«
    »Oh, was hab ich denn zu erzählen?«
    »Ich sag’s dir schon, wenn du mich langweilst.«
    »O Gott«, sagte sie. »Jetzt werde ich zu viel Angst haben, um überhaupt was zu schreiben.«
    »Du lieber Himmel«, sagte Tucker. »Du machst es nicht einfach.«
    »Nein«, sagte

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