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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Amerikaner in Gooleness doch kein verfluchtes Wasser
     holen. Rot oder Weiß?«
    »Ich bin eigentlich … also, ich sollte eigentlich nicht, äh, aus gesundheitlichen Gründen.«
    »Noch mehr Grund, einen zu trinken. Tut mir immer gut, wenn ich was in den Knochen hab.«
    »Er hat nichts in den Knochen«, sagte Annie. »Er ist trockener Alkoholiker.«
    »Na, damit fallen Sie hier nicht auf, machen Sie’s wie die Einheimischen.«
    »Danke, ich möchte wirklich nichts.«
    »Na schön. Jeder wie er will. Da sind sie, die eigentlichen Stars des Abends.«
    Es hatten sich zwei Männer Mitte vierzig zu ihnen gesellt, denen man ansah, dass sie sich in Anzug und Krawatte alles andere
     als wohlfühlten.
    »Lassen Sie mich Ihnen zwei Gooleness-Legenden vorstellen. Gav, Barnesy, das ist Tucker Crowe aus Amerika. Und das ist Jackson.«
    »Hallo«, sagte Jackson, und sie schüttelten ihm mit überzogener Förmlichkeit die Hand.
    »Den Namen hab ich doch schon mal gehört«, sagte einer der Männer.
    »Es gibt einen Sänger, der Jackson Browne heißt«, sagte Jackson. »Und es gibt auch eine Stadt, die so heißt. Da war ich noch
     nie. Irgendwie komisch, wenn man so überlegt, oder?«
    »Nein, nicht dein Name, Jim, kleiner Mann. Seiner. Tucker Wieheißternoch.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Tucker.
    »Nein, du hast recht, Barnesy«, sagte der andere. »Hat doch neulich noch irgendwer erwähnt.«
    »Habt ihr gut hergefunden?«, fragte Annie.
    »Du hast das von ihm erzählt«, sagte der Mann, der Gav sein musste, triumphierend. An dem Abend, als wir dich kennengelernt
     haben. Im Pub.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Oh, sie redet ständig von ihm«, sagte Terry Jackson. »In ihrem Kopf ist er berühmt.«
    »Sie machen Country & Western, stimmt’s?«
    »Das hab ich nie gesagt«, sagte Annie. »Ich habe gesagt, dass ich in letzter Zeit deine Sachen oft gehört habe. Wegen Naked , nehme ich an.«
    »Nein, du hast gesagt, er wär dein Lieblingssänger«, sagte Barnesy. »Aber … ist er derjenige, von dem du erzählst hast, dass
     du mit ihm zusammen bist?«
    »Nein«, sagte Annie. »Das war ein anderer.«
    »Scheiß der Hund drauf«, sagte Barnesy. »Du kennst mehr Amerikaner als ein Amerikaner.«
    »Tut mir leid«, sagte Annie, als sie wieder weg waren. »Wir stolpern anscheinend immer über Leute, die denken, wir wären zusammen.«
    »Du hast ihm doch gerade gesagt, dass du mit einem anderen Amerikaner zusammen bist.«
    »Bin ich aber nicht.«
    »Hab ich mir gedacht.«
     
    Tucker wusste schon seit einiger Zeit, dass Annie irgendwie auf ihn stand, und er war zu alt, um bei dem Gedanken mehr als
     ein gewisses kindliches Vergnügen zu empfinden. Sie war eine attraktive Frau, umgänglich, freundlich, jünger als er. Vor zehn
     oder fünfzehn Jahren hätte er sich verpflichtet gefühlt, ihr bis in alle Einzelteile auseinanderzusetzen, welches emotionale
     Übergepäck er mitbrachte, hätte ihr gesagt, dass die Beziehung mit ihm ohnehin nicht gut gehen könne, dass er immer alles
     in den Sand setzte, dass sie auf verschiedenen Kontinenten lebten und so weiter. Aber er war beinahe sicher, dass Annie genau
     hingehört hatte und darum wusste, auf was sie sich einließ. Aber was dann? Er wusste nicht mal, ob er überhaupt zum Sex fähig
     war, oder ob Sex ihn, wenn er dazu fähig war, womöglich umbringen konnte. Und wenn Sex ihn umbrachte, würde er hier, in dieser
     Stadt, in Annies Bett, glücklich sterben können? Jackson wäre nicht glücklich darüber, das war mal sicher. Aber war er darauf
     vorbereitet, auf Sex zu verzichten, bis Jackson allein zurecht kam? Er war jetzt sechs … Zwölf Jahre? In zwölf Jahren würde
     Tucker siebzig sein, und das würde wieder eine ganze Reihe anderer Fragen aufwerfen. Zum Beispiel: Wer würde noch mit ihm
     Sex haben wollen, wenn er siebzig war? Wenn er dann überhaupt noch zum Sex fähig war?
    Das Schlimmste an diesem kleinen medizinischen Zwischenfall war die Flut von Fragen, die sich daraus ergaben. Nicht alle drehten
     sich darum, ob er mit siebzig noch irgendwen finden würde, der Sex mit ihm wollte; es waren auch ein paar verflixt heikle
     dazwischen, die mit den leeren Jahren seit Juliet und den Jahrzehnten – er zog es vor, im Plural zu denken –, die noch kommen würden, zu tun hatten. Und auf diese heiklen
     Fragengab es keine Antworten, was sie so rhetorisch machte, dass man es als Hohn empfand.
    Wäre er eine Filmfigur, würden einige Tage in einem fremden Städtchen mit einer

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