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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lassen.« Konrad lachte und reichte dann Lore die Hand. »Es freut mich, Sie wiederzusehen, Frau Gräfin.«
    »Nenne mich Lore, wenn du willst, dass ich weiterhin Konrad zu dir sage.« Es war ein Ritual, das die beiden immer wieder durchspielten, wenn sie sich länger nicht gesehen hatten.
    Konrad ging auch diesmal darauf ein. »Also gut, ich gebe mich geschlagen. Aber Sie bieten mir das Du nicht an, Herr Graf. Wie sähe das aus, wenn ich vor allen Leuten einen echten Bankdirektor anspreche wie einen Leichtmatrosen.«
    Fridolin hatte ihm diese Bedenken schon oft ausreden wollen, doch gegen den Bremer Sturkopf kam er nicht an. Daher lächelte er nur, fasste Lore unter und ging mit ihr durch das Bahnhofsgebäude auf den Vorplatz. Dort wartete Nathalia hoch zu Ross und in einem Reitkleid auf sie, dessen modischer Schnitt seine Herkunft aus Mrs. Penns Modeatelier nicht verleugnen konnte.
    »Hallo, Fridolin! Gut angekommen?«, fragte sie fröhlich.
    »Guten Tag, Frechdachs. Was hast du wieder ausgefressen, während ich weg war?«
    Auch das war bereits ein Ritual, denn in früheren Jahren hatte Nathalia meist einiges zu beichten gehabt. Nun aber winkte sie lachend ab. »Gar nichts! Immerhin stand ich unter der strengen Aufsicht deiner Frau Gemahlin. Lore meinte nämlich, ich dürfe kein schlechtes Vorbild für Wolfi sein!«
    »Wie geht es dem Jungen und Doro?« Fridolin sah sich suchend um.
    Lore wies lächelnd auf ein Haus in der Nähe. »Fräulein Agathe und ihre Helferin Tinke sind mit den beiden in die Konditorei gegangen, denn Wolfi hat arg gequengelt, weil der Zug nicht kommen wollte.«
    »Aber er war doch pünktlich«, erklärte Konrad nach einem Blick auf seine Taschenuhr.
    »Wir waren eine halbe Stunde früher hier, und da ist dem Jungen das Warten lang geworden. Setzt euch schon einmal in den Wagen. Ich hole die beiden!« Lore wollte los, doch da gab Drewes dem Knecht, der das Fuhrwerk mit dem Gepäck kutschierte, einen Wink, und der Bursche sauste davon.
    Lore sah ihm nach und stieg kopfschüttelnd in den Wagen. »Irgendwie habe ich das Gefühl, die Leute auf Steenbrook befürchten, mir könne jede kleine Anstrengung schaden.«
    »Dabei wolltest du doch nur noch rasch einen Windbeutel mampfen!«, warf Nathalia lachend ein.
    »Sei froh, dass Wolfi das nicht gehört hat. Er würde sonst nur noch
mampfen
wollen.« Lore versuchte, strafend auszusehen, doch ihre Mundwinkel bogen sich verräterisch nach oben.
    Auch Fridolin lachte, glücklich, wieder bei seiner Familie zu sein. Er strich mit der Rechten über Lores Knie und zwinkerte ihr zu. Heute Abend sind wir wieder zusammen, sagte sein Blick.
    Lore deutete eine Kusshand an und hielt dann nach den Kindern Ausschau. Da kamen Agathe und ihre Helferin auch schon herangeeilt. Tinke trug Doro auf dem Arm, und der junge Knecht folgte ihnen mit Wolfi, der stolz auf seinen Schultern thronte.
    »Verzeihen Sie, gnädige Frau, aber es hat ein wenig gedauert«, entschuldigte sich das Kindermädchen und versuchte gleichzeitig, Doros Mund mit einem Taschentuch abzuwischen.
    Lore sah ihre Tochter an und musste sich das Lachen verkneifen. »Doro, du bist ein Ferkel!«
    Die Kleine hatte sich Kinn, Hals und Wangen mit Sahne und Fruchtstückchen beschmiert. Allerdings war sie weit davon entfernt, sich dessen zu schämen, sondern krähte fröhlich: »Ferkel, Ferkel!«
    Fridolin sah Konrad mit einem Seufzer an. »Wie man sieht, bin ich wieder mit meiner Familie vereint!«
    »Papa!« Wolfis Stimme klang fordernd, und er zählte rasch einige Dinge auf, die er unbedingt brauchte, die die Mutter ihm aber nicht kaufen wollte.
    Lore warf Fridolin einen warnenden Blick zu.
    »Wenn deine Mama sagt, das bekommst du nicht, darfst du nicht erwarten, dass ich ja sage«, beschied Fridolin Wolfi.
    Der Junge verzog das Gesicht und flüchtete sich in die Arme seiner Kinderfrau. Da Agathe nicht so recht zu wissen schien, was sie mit dem störrischen Jungen anfangen sollte, strich Lore Wolfi über das Haar. »Wenn wir auf dem Gut sind, zeigst du deinem Papa, wie gut du reiten kannst!«
    Sofort glätteten sich die Züge des Jungen, und er nickte heftig. »Ich kann so gut reiten wie ein Ulan, sagt Drewes!«
    »Du bist doch noch viel zu klein für ein Pferd«, rief Fridolin verwundert.
    Nathalia stieß einen leisen Seufzer aus. »Ich habe ein Pony gekauft, das gerade groß genug ist für ein Kind. Eigentlich war es für Jonny gedacht, der im letzten Jahr eines gesehen und den Rest der Ferien über von

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