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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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demographischen Wandel zu gestalten – und nicht schon den Pflegenotstand auszurufen, bevor man »die Alten« nach ihrer Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft gefragt hat. Denn die hier beschriebenen kognitiven Fähigkeiten der älteren Generation haben einen Einfluss darauf, wie man nicht nur das individuelle Altern gestalten, sondern wie man sich auch im Arbeitsleben ältere Menschen länger und effektiver zunutze machen kann. Heute 75-Jährige haben die kognitive und körperliche Fitness der 65-Jährigen von vor 50 Jahren. Weder gibt es gute Gründe für eine betriebsbedingte Frühpensionierung, noch ist das generelle Renteneintrittsalter von 65 (bald 67) Jahren noch zeitgemäß. Als Otto von Bismarck 1889 die gesetzliche Krankenversicherung eingeführt hat, erreichten nur jeder vierte Mann und jede dritte Frau das 65. Lebensjahr. Es war also eine relativ kleine Minderheit, die die Auszahlung der Rente längere Zeit erlebte. Etwas mehr als 100 Jahre später, nämlich im Jahr 2010, erreichen – erfreulicherweise – 75 % der Männer und sogar 90 % der Frauen das 65. Lebensjahr und können – selbst bei einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren – darauf hoffen, noch durchschnittlich 15 Jahre (Männer) oder gar fast 20 Jahre (Frauen) ihren Ruhestand zu genießen.
Weltlauf
    Ein Mensch, erst zwanzig Jahre alt,
    Beurteilt Greise ziemlich kalt
    Und hält sie für verkalkte Deppen,
    Die zwecklos sich durchs Dasein schleppen.
    Der Mensch, der junge, wird nicht jünger:
    Nun, was wuchs denn auf seinem Dünger?
    Auch er sieht, dass trotz Sturm und Drang,
    Was er erstrebt, zumeist misslang,
    Dass, auf der Welt als Mensch und Christ
    Zu leben, nicht ganz einfach ist,
    Hingegen leicht, an Herrn und Titeln
    Und Würden schnöd herumzukritteln.
    Der Mensch, nunmehr bedeutend älter,
    Beurteilt jetzt die Jungen kälter,
    Vergessend frühres Sich-Erdreisten:
    »Die Rotzer sollen erst was leisten!«
    Die neue Jugend wiederum hält …
    Genug – das ist der Lauf der Welt.
    Eugen Roth
    Stellt sich nur die Frage, was dies für unser Gesundheitssystem bedeutet. Die Anzahl pflegebedürftiger älterer Menschen betrug 2001 etwa zwei Millionen (nach den Kriterien der Pflegeversicherung), das waren etwa 25 % der Bevölkerung. Im Jahre 2030, so die Prognose unter der Annahme eines linearen Anstieges des Durchschnittsalters, könnten es drei Millionen sein, 2050 fünf Millionen. Diese Zahlen ignorieren allerdings den medizinischen Fortschritt und die Einsichten in einen gesunden Lebenswandel, der schon allein in den zehn Jahren zwischen 1991 und 2001 dazu führte, dass die Zahl der Menschen, die im Alter pflegebedürftig waren, weit unter dem Prognosewert blieb. Was auch heißt, dass der Anstieg der Lebenserwartung nicht die Anzahl der Pflegejahre erhöht, sondern die der gesund gelebten und erlebten Jahre. Dies ändert zwar nichts daran, dass der prozentuale Anteil der pflegebedürftigen Menschen in einer schrumpfenden Gesellschaft bei gleichzeitiger Erhöhung des Lebensalters zunimmt, aber eben nicht in dem Maße, wie er prognostiziert wird!
    James Vaupel, Direktor des Rostocker Max-Planck-Instituts für demographische Forschung, fasst die Entwicklung so zusammen: »Die Menschen leben ja länger, weil sie gesünder sind. Der körperliche und geistige Verfall wird nach hinten verlagert und nicht ausgedehnt.« Das bedeutet aber auch, dass die Gesundheitssysteme, wenn sie bezahlbar bleiben sollen, sich noch stärker der Prävention altersbedingter Erkrankungen durch einen gesunden Lebensstil widmen müssen. Wenn man sieht, durch welche vergleichsweise einfachen Maßnahmen man schon Jahrzehnte vor dem Rentenalter Einfluss auf das dritte und vierte Lebensalter nehmen kann, so besteht hier die berechtigte Hoffnung, dass eine alternde Gesellschaft in ihren Sozialsystemen nicht aus dem Ruder laufen muss – ganz zu schweigen von dem individuellen Interesse, das Leben möglichst lange genießen zu wollen.
    Allerdings kann man nicht ignorieren, dass uns angesichts der Entwicklung mächtige Probleme ins Haus stehen, die sich nicht rein finanziell lösen lassen. Es gilt schießlich, die alternde Gesellschaft funktionsfähig zu halten. Hier ist eine mögliche Idee, stärker das karitative Potenzial von Senioren abzurufen. Ältere Menschen sind eher bereit, sich für andere einzusetzen – das Vorurteil des Altersegoismus ist ein Mythos, schon im Hinblick auf die eigenen Kinder und Enkel. Und ältere Menschen, die sich sozial engagieren,

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