Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
zu begreifen.
Altern sollte eine positiv besetzte Phase des Lebens sein, in der es Freude macht, unser so wichtiges und komplexes und für unser Sein so elementares Denkorgan auf sinnvolle Weise frisch zu halten. Alte Menschen als hilfsbedürftig, unselbständig und defizitär wahrzunehmen wird dann besonders bedenklich, wenn alle älteren Menschen qua Alter gleich behandelt werden, ohne Rücksicht auf ihre individuelle Situation, Kompetenzen und Handlungsmotivation.
Dies soll nicht einem übertriebenen Altersoptimismus das Wort reden, denn das wäre nicht nur wirklichkeitsverklärend, sondern würde auch Gefahren in sich bergen. Die Bilder vom Alter dürfen die Realität des biologischen Alterns nicht aus den Augen verlieren. Denn dass in bestimmten Bereichen des Denkens die Leistungsfähigkeit abnimmt, die »Biologie des Alters dem Alter Grenzen setzt« (Paul Baltes), erlaubt dem Einzelnen, einen Bewertungsmaßstab zu nutzen, der das eigene Selbstbild vor Überforderung und Schuldgefühlen schützt.
Vielleicht sollten wir, um ein negatives Schemadenken in Bezug auf das Altern zu umgehen, anfangen, unsere Lebensjahre rückwärts zu zählen – also die Jahre zählen, die wir noch zu leben haben, statt derer, die wir schon hinter uns haben. In jedem Fall sollte man versuchen, dem Alter entschlossen zu begegnen, damit der folgende Ausspruch von Otto von Bismarck nicht zutreffen möge: »Das Leben ist wie ein geschicktes Zahnausziehen. Man denkt immer, das Eigentliche sollte erst kommen, bis man plötzlich sieht, dass alles vorbei ist.«
Was die einzelnen Kapitel bieten
Im 1. Kapitel »Das bewegte Gehirn der 50plus-Generation« erfahren Sie Grundsätzliches darüber, wie unser Gehirn lernt und vergisst und welche Alterungsprozesse man im Gehirn beobachten kann. Im 2. Kapitel sehen Sie, warum man das Altern ebenso wie das Erwachsenwerden als Entwicklungsstufe des Menschen begreifen muss. Im Zuge dieser Sichtweise sei hier der Versuch unternommen, eine lebenslange Projektion der Gehirnentwicklung zu betrachten und zu beschreiben. Im 3. Kapitel »Neuronales Denkstübchen« erkläre ich Ihnen, wie sich das Gehirn von der Kindheit über das Erwachsenenalter bis hin zum Seniorenalter verändert. Sie werden außerdem Antworten darauf bekommen, warum das Hirn asymmetrisch altert und inwiefern sich die Alterungsprozesse im Gehirn bei Männern und Frauen unterscheiden.
Im 4. Kapitel »Gedächtnis ohne Ruhestand« werden Sie verschiedene Gedächtnissysteme des Gehirns kennenlernen und wie sie sich im Laufe unseres Lebens verändern. Wie erinnern wir, und warum verändern sich die Zeitwahrnehmungen von Erinnerungen mit dem Alter? Woran merken wir, dass unser Gedächtnis schlechter wird, oder besser: anders funktioniert als noch in jungen Jahren? Hinsichtlich unseres autobiographischen Gedächtnisses wird die Frage behandelt, welche Lebensphase man am besten erinnert. Außerdem wird das Nadelöhr unseres Gedächtnisses, das Arbeitsgedächtnis, vorgestellt.
Im 5. Kapitel »Fröhliche Senioren?« geht es darum, wie sich Charakterzüge, emotionale Befindlichkeiten und unsere soziale Kompetenz im Alter verändern. Warum weinen wir schneller als in der Pubertät? Warum berühren uns Schicksale stärker? Wie gehen ältere Menschen – Männer und Frauen – mit Stress um? Insgesamt kann hier vor allem über die bemerkenswerte psychologische Widerstandsfähigkeit älterer Menschen berichtet werden. Im 6. Kapitel »Weise Greise« wenden wir uns der Frage zu, was Weisheit ist und warum man alt sein muss, um diese hochgeschätzte menschliche Tugend zu besitzen. Es wird hier weiterhin gezeigt, dass die kognitiven Fähigkeiten unterschiedlich schwinden – so nimmt der Wortschatz mit dem Alter nicht ab, die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, nimmt sogar zu, während das Arbeitsgedächtnis nachlässt. Im 7. Kapitel »Kahlschlag im Gehirn« gehe ich auf die häufigsten Erkrankungen des alternden Gehirns ein, ihre Ursachen, hirnphysiologische Grundlagen und Therapiemöglichkeiten. Im Mittelpunkt stehen Alzheimer-Demenz, Parkinson-Erkrankung und Schlaganfälle. Außerdem wird in diesem Kapitel eine klare Unterscheidung getroffen, was normale Alterungsprozesse sind und wann man von einer Erkrankung sprechen muss. Im 8. Kapitel »Frischekur fürs Gehirn« sind konkrete Maßnahmen dargestellt, wie jeder selbst das kognitive Altern beeinflussen kann. Die goldenen Regeln gegen die Alterungsuhr des Gehirns sollen Ihnen Anregung sein, Ihrem
Weitere Kostenlose Bücher