Jungs zum Anbeißen
Leben.
Ein menschliches Leben. Sobald ich wieder normal bin, kann ich nicht länger mit den Untoten abchillen. Lass uns realistisch sein. Wir wissen beide, dass dies wahrscheinlich das letzte Mal ist, dass ich dich je sehen werde. Also, danke für die Erinnerungen, und ich wünsche dir alles Gute bei der Suche nach einer neuen Blutsgefährtin und so weiter.»
Uh. Ich klinge so kalt. So schäbig. So gar nicht nach mir.
Aber was kann ich sonst sagen? Oh, Magnus, ich liebe dich so sehr und mir bricht gerade das Herz? Nein. Denn dann würde er mich vielleicht bitten zu bleiben. Für alle Zeit ein Vampir zu bleiben. Und diese Entscheidung kann ich nicht treffen.
»Die . . . Sonne geht auf«, sagt er schließlich und sein Gesicht ist zu einer Maske der Gleichgültigkeit verhärtet.
»Ich muss weiterfahren. Also, wenn es dir nichts ausmacht, aus dem Wagen zu steigen . ..?«
»Oh.« Ein scharfer Schmerz durchzuckt mein Herz. Habe ich insgeheim gehofft, dass er mir meine Worte nicht abkaufen würde? Dass er sagen würde: »Nein, Sunny, ich kann Gedanken lesen und ich weiß, dass du mich in Wirklichkeit liebst, und deshalb weigere ich mich, dich gehen zu lassen.» Das ist doch lächerlich. Ich will nicht, dass er das sagt. Ich will, dass er mich gehen lässt. Kapiert?
Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen. Ein Damm kurz vor dem Bersten. Also öffne ich ohne ein weiteres Wort die Tür und steige aus. Ich drehe mich nicht um, um ihn anzusehen. Ich sage nicht Lebewohl. Denn wenn ich es täte, weiß ich, dass ich niemals imstande sein würde fortzugehen.
Stattdessen laufe ich wie ein Feigling ins Haus und drehe mich nicht um, bevor ich sicher hinter der Tür stehe. Ich blicke aus dem Fenster und beobachte, wie sein Wagen sich aus der Einfahrt löst und in die Morgendämmerung davonbraust.
Dann breche ich in Tränen aus.
Zwillingsschwestern nerven
»Also, hast du's gekriegt?«
Ich wirbele herum, und beim Klang der Stimme hinter mir fährt mir das Herz in die Kehle. Ich war so beschäftigt mit meinen gequälten Gedanken und meinen Tränen, dass ich Rayne nicht habe näher kommen hören.
»Sunny?«, fragt sie besorgt. »Ist alles okay bei dir?«
Ich nicke, außerstande zu sprechen, ohne an dem Schluchzen zu ersticken, dass mir in der Kehle sitzt.
»Du hast den Gral nicht bekommen, ja?«, schlussfolgert Rayne. »Oh, Sunny, es tut mir so leid. Ich weiß, wie sehr du darauf gehofft hattest.« Sie tritt mit weit ausgebreiteten Armen vor mich hin. »Aber wirklich, das Leben als Vampir wird gar nicht so schlimm sein, wie du denkst. Und ich werde dir auf jedem Schritt des Weges helfen.«
Ich schüttele den Kopf. »Du . . . verstehst nicht«, bringe ich schließlich heraus. »Ich habe das Blut aus dem Gral.«
Rayne lässt die Arme sinken und sieht mich fragend an.
»Du hast es?«, wiederholt sie. »Du hast es wirklich?«
Ich ziehe die Phiole aus meiner Tasche und halte sie ihr hin.
»Ich habe es wirklich.«
»Das ist toll! Ich freue mich so für dich! Du musst überglücklich sein.« Sie betrachtet mein Gesicht. »Du siehst aber nicht überglücklich aus. Du siehst aus ... Ich weiß es nicht, als hättest du deinen besten Freund verloren oder so etwas.»
Ich zucke die Achseln. »Mir geht es gut.«
»Und du weinst.«
»Tu ich nicht.»
»Sunny, du bist ein Vampir. Du weinst Blutstränen. Nicht gerade subtil.»
Ich streiche mir mit der Hand übers Gesicht und sehe sie mir dann an. Und tatsächlich, es sind rote Flecken drauf.
Iih.
»Okay, ich weine also. Freudentränen wahrscheinlich.«
» Ja klar. Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Du bist meine Schwester, erinnerst du dich? Hellseherische
Verbindung und all das. Also los, spuck's aus. Was ist passiert?«
»Du wirst mich für total blöd halten.«
»Das hat dich noch nie daran gehindert, mir irgendwas zu erzählen«, bemerkt Rayne. Ich funkele sie an. »Tut mir leid.
Also los, stell mich auf die Probe. Ich verspreche, dass ich dich nicht für blöd halten werde.«
»Nun ...« Ich blicke wieder aus dem Fenster zu der leeren Einfahrt hinüber, auf der noch vor wenigen Sekunden Magnus' Wagen gestanden hat. »Versteh mich nicht falsch.
Ich möchte mich wirklich wieder in einen Menschen verwandeln ...«
»Aber?«, hakt Rayne nach.
»Aber ...«, beginne ich und breche dann schon wieder in Tränen aus.
»Aber du hast dich in Magnus verliebt«, erklärt Rayne düster.
Ich starre sie an. »Woher weißt du . . .?«
Man könnte es wohl
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