Jungs zum Anbeißen
aussehen.
Im Ernst. Ich neige nicht zum Angeben, aber als ich mich Im Spiegel betrachte, stelle ich fest, dass ich plötzlich superheiß aussehe. Heiß wie Paris Hilton, wenn sie eins fünfundsechzig groß wäre. Ich hoffe nur, dass ich mich um Mitternacht nicht in einen Kürbis verwandeln werde, wenn ich das Gralsblut trinke. Das würde mächtig nerven.
»Bist du fertig mit dem Aufdonnern?«
Ich fahre herum. Rayne steht in der Tür, einen finsteren Ausdruck auf dem Gesicht.
»Geh weg«, knurre ich und werfe ihr einen wütenden Blick zu, bevor ich mich wieder zum Spiegel umdrehe. Es ist nicht nötig, dass sie mir den Abend verdirbt, der bestimmt der beste meines Lebens sein wird.
»Warte. Sunny«, sagt sie, ohne auf meinen Befehl zu achten, und tritt in den Raum. Oh nein. Ich wusste doch, dass ich ein Schloss an meiner Tür hätte anbringen lassen sollen. »Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?«
»Dass ich was durchziehen will?«, frage ich. »Dass ich mit Jake auf den Ball gehen will? Natürlich bin ich mir sicher.
Genau davon habe ich geträumt, seit ich im ersten Highschool-Jahr zum ersten Mal einen Blick auf den Typen geworfen habe.«
»Nein. Nicht das. Die .. . andere Sache.«
»Machst du Witze?«, frage ich ungläubig. Ich kann nicht fassen, dass sie nach alldem immer noch versucht, mich dazu zu bewegen, meine Meinung zu ändern. Als wäre das möglich. »Glaub mir ruhig, Rayne. Ich bin so was von bereit, der Vampirwelt den Rücken zu kehren. Tatsächlich wünschte ich, es wäre schon Mitternacht. Ich werde dieses Gralsblut kippen, als wär's eine Cherry-Cola. Und du weißt, dass ich sterben könnte für Cherry-Cola.«
»Und was ist mit Magnus?«
Ich sacke innerlich zusammen. Warum musste sie das Wort mit M ins Gespräch bringen? Ich hätte es ihr gegenüber natürlich niemals zugegeben, aber ich vermisse den Typen wie verrückt. Frage mich, was er tut. Welche Fortschritte die Übernahme des Zirkels macht. Ob sie ihn schon zum König gekrönt haben. Und wichtiger, ob sie ihm eine neue Blutsgefährtin zugewiesen haben. Und ob diese Blutsgefährtin zufällig meine Zwillingsschwester ist.
Ich weiß, dass Magnus sauer war wegen meiner Entscheidung, zu dem Ball zu gehen, aber tief im Innern hatte ich wohl gehofft, dass er nicht einfach von der Erdoberfläche verschwinden würde. Dass er immer noch in meinem Leben sein würde. Auch wenn ich nicht weiß, wie das vonstatten gehen sollte. Schließlich ist er nicht der Typ, der mal auf einen Tee vorbeikommt. Oder anruft und mich zum Essen oder ins Kino einlädt oder irgendwas.
Aber trotzdem ... Irgendwie sieht es so aus, als wäre das nicht meine Bestimmung. Nachdem er in der vergangenen Nacht vor unserer Einfahrt wieder losgefahren ist, hat er nicht angerufen oder gemailt oder eine Message gesendet oder irgendetwas. Er ist einfach aus meinem Leben verschwunden, als hätte es ihn nie darin gegeben.
Nicht dass mir das etwas ausmachen würde. Tatsächlich bin ich sogar froh darüber. Es ist besser so.
Irgendwie.
Okay, nicht wirklich.
»Was ist mit Magnus?«, wiederhole ich. »Wer interessiert sich schon für ihn?«
Ich tue es! Ich tue es!
Halt die Klappe, Herz. Du zählst in diesem Fall nicht.
»Oh«, erwidert Rayne mit einer eigenartigen Stimme.
Tatsächlich, wenn ich sie nicht besser kennen würde, dächte ich, dass sie beinahe enttäuscht klang. Was nicht im Mindesten Sinn ergäbe, wenn man bedenkt, dass sie diejenige zu sein hofft, der er sich in seiner Enttäuschung zuwenden wird. Mein Desinteresse sollte eine gute Nachricht für sie sein. Sie kann ihn haben und vampirlich bis ans Ende aller Zeiten mit ihm leben und ich werde kein Wort dagegen einwenden.
»Na schön«, fügt Rayne nach einer langen Pause hinzu.
»Wenn du dir sicher bist.«
Himmel, was ist ihr Problem? »Hör mal, Rayne«, sage ich ein wenig verärgert, im Wesentlichen weil ich keine Ahnung habe, worauf sie hinauswill, und weil diese Beschäftigung mit Magnus in meinem Innern ganz gemeine Dinge mit mir tut, »so faszinierend dieses Gespräch gewesen ist, mir läuft langsam die Zeit weg. Wenn du also nichts dagegen hättest, würde ich dem Geplauder jetzt gern ein Ende machen und mich für mein Date mit dem Traumtyp zurechtmachen.«
»Oh. Verstehe. Okay. Gut. Wie du willst.« Rayne dreht sich sofort um und stampft aus dem Raum. Ich wende mich wieder dem Spiegel zu und fühle mich ein ein klein wenig schuldig, weil ich so grob zu ihr war. Was ist in letzter Zeit
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