Jupiter
Risiko.«
»Wir sollten die Mission abbrechen und zur Station zurückkehren«, sagte Muzorawa. Grant bewunderte, wie unpersönlich und beinahe beiläufig er es vorbrachte. Ohne Vorwurf, ohne versteckte Drohung.
Krebs schwebte schwer atmend in der Mitte des Brückenraums. Grant sah, wie ihre Brust sich hob und senkte. Die Sonde hielt jetzt ruhig und ohne Turbulenzen Kurs; das gleichmäßige Summen der Generatoren und das gedämpfte Brausen der Triebwerke waren nach wie vor das vertraute und beruhigende Hintergrundgeräusch, nun jedoch zunehmend aus dem Bewusstsein verdrängt, das immer mehr beherrscht wurde vom ständigen schmerzenden Druck hinter den Augen, dem dumpfen Schmerz im Rücken und einer wachsenden Unkonzentriertheit, die ihm zu schaffen machte.
Endlich sagte sie: »Wenn wir zur Station zurückkehren, ohne etwas vorzuweisen, das die Kosten und Anstrengungen der Mission rechtfertigen kann, werden sie niemals eine weitere Mission gestatten. Sie haben uns bereits befohlen, unsere Arbeit aufzugeben. Das werde ich nicht tun. Unter keinen Umständen. Ist das klar?«
»Aber Ihre Gesundheit ist in Gefahr. Ihr Leben…«
»Wozu taugt mein Leben, wenn ich nicht die Forschungen fortsetzen kann, der ich es gewidmet habe?« Krebs hob die Stimme. »Welchen Nutzen würde mein Leben haben, wenn mir nicht erlaubt ist, die Arbeit zu tun, die ich liebe? Ich habe bereits alles andere in meinem Leben geopfert – Familie, Freunde, Heimat, die Annehmlichkeiten einer gesicherten Existenz –, um hier zu sein, in diesem verdammten Ozean, wo ich die Antwort auf die wichtigste Frage von allen suche: gibt es hier intelligentes Leben? Werden wir eine andere Lebensform finden, mit der wir uns verständigen können?«
Keiner der anderen brachte ein Wort heraus. Alle starrten sie an.
Sie lächelte bitter. »Ich sehe den Unglauben in Ihrem Gesicht, Dr. Karlstad. Sie trauen mir nichts mehr zu und denken, ich würde Sie ins Verderben führen.«
»Ah, n… nein, durchaus nicht«, stammelte Karlstad.
»Wir machen weiter«, erklärte Krebs. »Sollte ich hier sterben, es kümmert mich nicht. Besser hier als in irgendeinem staubigen Seminarraum, wo man mir nicht einmal erlauben würde, über die Möglichkeit außerirdischen Lebens zu sprechen.«
»Ja, Captain«, sagte Muzorawa kleinlaut.
Krebs nickte mit einem Ausdruck von Zufriedenheit, dann richtete sie ihren wieder verdüsterten Blick auf O’Hara. »Dr.
O’Hara, Neigungswinkel fünf Grad.«
Lane blickte die anderen an und fragte: »Wir gehen tiefer?«
»Tiefer«, sagte Krebs.
*
In Grants Kopf pochte der Schmerz. Jeder Pulsschlag war wie ein Hammer, der in Stirnhöhlen und Schläfen seine unbarmherzige Arbeit verrichtete. Sein Rücken schmerzte, als sei er im Prozess allmählicher Versteinerung. Sie hatten eine Tiefe von hundert Kilometern überschritten und gingen noch immer tiefer, immer in einer mäßig absteigenden Bahn, die parallel zum wirbelnden Strom organischer Partikel führte.
Irgendwo draußen in dieser dunklen See wartete der Große Rote Fleck, dachte Grant. Er konnte ihn nicht sehen, nicht einmal, wenn er die Daten der Fernbereichssensoren abrief. Aber er war dort, dieser enorme Wirbel, dieser immerwährende Sturm, der größer als die ganze Erde war und Strömungen über Zehntausende von Kilometern in den gefräßigen Rachen seines Strudels sog. Er wartete auf sie, zog sie an sich wie ein Magnet einen winzigen Eisenfeilspan.
Sie folgten einem dieser dem Wirbel zufließenden Strömungen und wurden immer wieder merklich herumgestoßen, wenn sie in die Nähe der turbulenten Randbereiche der Strömung kamen. Solange sie in ihr blieben, verlief die Reise glatt und ruhig. Grant konnte mit der Leistung der Triebwerke heruntergehen. Der Rote Fleck tat die Arbeit für sie, aber Grant fürchtete, dass die Arbeit zu ihrer Zerstörung führen würde.
Während einer Ruhepause mit Muzorawa bat Grant: »Zeb, lassen Sie nicht zu, dass Krebs uns mit dieser Strömung in den Roten Fleck ziehen lässt.«
»Sie wird abbiegen, bevor wir in Gefahr kommen können«, sagte Muzorawa wie schon einmal. Aber der Blick seiner rot geränderten Augen wich dem Kontakt mit Grants aus.
Der ließ sich müde auf den Rand seiner Koje nieder. »Die Strömung wird stärker«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie weit wir noch gehen können, bevor sie zu stark wird, dass die Triebwerke uns noch daraus befreien können.«
Muzorawa dachte eine gute Weile darüber nach, dann hob er den Blick zu Grant.
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