Jupiter
fühlten. Sie litten ohne Ausnahme. Der Druck setzte ihnen körperlich und geistig zu.
»Bei neunzig abfangen und Kurs beibehalten«, sagte Krebs.
Weiter im Strom der organischen Partikel, interpretierte Grant den Befehl. Weiter in Richtung auf den Großen Roten Fleck. Viel tiefer konnten sie nun nicht mehr gehen, dachte er. Zwar gab es bei der maximalen Tauchtiefe eine Sicherheitsmarge, die wahrscheinlich bis hundert Kilometer Tiefe reichte, ohne die Sonde zu zerstören, das Risiko nahm dann rasch zu, und sie würden den weiter wachsenden Druck kaum aushalten.
Von jovianischen Lebewesen, ob groß oder klein, war noch immer nichts zu sehen. Die organischen Partikel wirbelten und strömten durch den unendlichen schwarzen Ozean, aber wenn es jemanden gab, der sich davon ernährte, ließ er sich nicht blicken. Sie hatten sogar den turbulenten Strom durchquert, worauf die Sonde mit einigen unangenehmen Stößen und Schlingerbewegungen reagiert hatte, doch war es ihren Instrumenten immerhin gelungen, eine Anzahl der Partikel zur Analyse einzusaugen.
»Jovianische Kohlehydrate«, verkündete Karlstad nach der Untersuchung der Proben. »Gut genug, um sie zu essen – beinahe.« Aber wenn die erste Mission tatsächlich riesige Lebewesen in den Tiefen des Ozeans ausgemacht hatte, so hatten sie sich hier jedenfalls noch nicht gezeigt. Dr. Wos Hypothese, dass es dort, wo es Nahrung gab, auch Esser geben müsse, schien sich als bloßes Wunschdenken zu erweisen. Grant sagte sich: Propter hoc ergo post hoc ist genauso irrig wie anders herum.
Obwohl der Fusionsreaktor und die Generatoren einwandfrei arbeiteten, zuverlässig wie ein winzig kleiner Stern, zeigten die Triebwerke Anzeichen von Abnutzung. Grant fühlte die Erosion ihrer beanspruchten Metallteile als Müdigkeit, eine schmerzhafte Müdigkeit in den Knochen zusätzlich zur wirklichen Müdigkeit und den Kopfschmerzen seines wirklichen Körpers. Er konnte nichts daran ändern. Außerdem zeigten alle diagnostischen Kontrollen, dass der Zustand sämtlicher fester und beweglicher Metallteile noch gut innerhalb tolerierbarer Grenzen war. Es fühlte sich nur so ermüdend an, mit ihnen verbunden zu sein; es war beinahe so, als wäre er ein ans Ruder geketteter Galeerensklave. Er dachte daran, die Verbindung mit den Triebwerken zu unterbrechen und sich auf die gewöhnlichen Ablesungen seiner Konsole zu verlassen, aber er hatte noch nicht den Mut, Krebs um Erlaubnis zu bitten.
In dieser Schicht überwachte er auch die Sensoren, und hier kostete es ihn einige Mühe, sich nicht vom ständig wirbelnden Strom der organischen Partikel hypnotisieren zu lassen. Es war faszinierend, beruhigend und so einschläfernd, dass er Gefahr lief, die Triebwerke und die Kopfschmerzen zu vergessen, die hinter seinen Augen pochten.
Was war das?
Ein aufblitzender Schimmer von etwas. Zuerst glaubte Grant, er habe es sich eingebildet, doch dann sah er es wieder durch die multispektralen Kameras der Sensoren. Etwas glitzerte im Strom der organischen Partikel, kleiner als die Masse dieser Stoffe, reflektierte das Licht von den Bugscheinwerfern der Tauchsonde.
Ohne ein Wort zu sagen, öffnete Grant die Eintrittsöffnungen der Probennehmer, um einige der Partikel anzusaugen. Die meisten waren der gleiche Stoff, dem sie die ganze Zeit gefolgt waren, aber diese neuen Partikel… er fragte sich, was sie sein könnten.
Die Probennehmer fingen etwas von dieser Substanz auf und führten sie automatisch der Analyse durch Gaschromatographen und Massenspektrometer zu. Fast ohne Verzögerung empfing sein Gehirn die Daten. Er sah Diagramme, Photomikrographien, chemische Formeln.
Kohlenstoff. Nichts als Kohlenstoff. Durch den Druck kristallisiert. Dann traf ihn die Erleuchtung.
»Diamanten!«, platzte er heraus.
O’Hara, die neben ihm stand, wandte den Kopf. »Was sagten Sie?«
»Diese kleineren Partikel, die glitzernden… es sind winzige Diamanten!«
»Nein!«
»Doch, wirklich«, sagte Grant. »Rufen Sie die Analyse ab. Es ist reiner kristallisierter Kohlenstoff. Diamanten.«
»Ach du lieber Himmel«, sagte O’Hara.
Krebs, die mit allem anderen auch die Analyseausrüstung überwachte, sagte: »Glückwunsch, Mr. Archer, Sie haben eine Diamantenmine entdeckt.«
»Wir könnten einige mitnehmen«, sagte Grant. Er grinste zum ersten Mal seit Tagen.
»Ach, aber sie sind zu klein, um als Schmuck zu dienen«, meinte O’Hara traurig. »Mikroskopisch, sehen Sie nicht?«
»In Anbetracht der Kosten dieser
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