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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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sehen.«
    Karlstad nickte grimmig. »Aber wenn sie die Verbindung unterbricht, ist sie blind wie ein Maulwurf.«
9. VERWIRRUNG
    »Jetzt stellt sich die Frage, was wir tun sollen«, sagte O’Hara.
    »Es geht nicht, dass eine blinde Frau die Expedition leitet«, sagte Karlstad.
    Muzorawa steckte die faseroptischen Verbindungen von seiner Konsole in die Beinkontakte. Als er sich aufrichtete, sagte er: »Aber sie ist nicht blind, wenn sie angeschlossen ist.«
    Auch Karlstad begann sich anzuschließen. »Was immer der Schaden war, der die Okzipitallappen ihres Gehirns betroffen hat, er ist schlimmer geworden.«
    »Es ist der Druck, unter dem wir leben«, sagte O’Hara.
    »Richtig. Er schädigt ihr Gehirn noch mehr«, sagte Karlstad.
    »Er scheint aber nur ihr Sehvermögen zu beeinträchtigen«, meinte Muzorawa.
    »Bisher«, sagte Karlstad. »Wie lang wird es dauern, bevor andere Gehirnpartien ausfallen?«
    Den Blick starr auf die geschlossene Luke gerichtet, hörte Grant sich sagen: »Sie hält Kurs auf den Roten Fleck.«
    »Sie wird abbiegen, bevor wir in Gefahr geraten«, sagte Muzorawa.
    »Wird sie das?«, fragte Karlstad.
    »Selbstverständlich.«
    »Ich glaube, dass sie verrückt wird«, erklärte Karlstad. »Sie war immer tyrannisch, aber jetzt wird sie fanatisch, ignoriert einen direkten Befehl der IAB.«
    »Wir stimmten alle überein, dass wir die Mission fortsetzen wollen«, sagte Muzorawa.
    »Wirklich?«, versetzte Karlstad. »Mich hat niemand gefragt.«
    »Fürchten Sie sich, Egon?«, forderte O’Hara ihn heraus.
    »Ich? Mich fürchten? Neunzig Kilometer unter Wasser, befehligt von einer verrückten blinden Frau, die der IAB eine lange Nase dreht? Was gibt es da zu fürchten?«
    Muzorawa hatte seine Drähte angeschlossen. »Ich denke, ein gewisses Maß von Furcht ist ein gesundes Zeichen. Aber wir dürfen uns nicht überwältigen lassen. Wir dürfen nicht in Panik geraten oder uns zu übereilten Handlungen hinreißen lassen.«
    »Was verstehen Sie unter übereilt?«, fragte O’Hara.
    »Krebs vom Kommando ablösen«, sagte Karlstad ohne zu zögern.
    »Das können wir nicht tun«, widersprach Grant.
    »Nicht einmal wenn sie uns alle um Kopf und Kragen bringt?«
    »Vorläufig gibt es keine konkreten Hinweise, die darauf schließen lassen«, sagte Muzorawa.
    O’Hara blickte zur geschlossenen Luke. »Sie muss schreckliche Schmerzen erleiden.«
    »Anzusehen ist es ihr nicht«, sagte Karlstad.
    »Vielleicht keine körperlichen Schmerzen, aber… stellen Sie sich vor, in solch einer Situation blind zu werden. Nichts mehr zu sehen.«
    »Es sei denn, sie ist mit der Sonde verbunden.«
    »Ja«, sagte O’Hara im Flüsterton. »Das ist ihr geblieben.«
    »Also, was tun wir?«, wollte Karlstad wissen.
    Niemand hatte eine Antwort.
    *
    Genau eine Stunde nachdem sie die Brücke verlassen hatte, kehrte Krebs zurück. Karlstad brauchte sie nicht zu wecken.
    Grant, der sie beim Einstecken ihrer Anschlüsse beobachtete, gewann den sicheren Eindruck, dass sie tatsächlich nichts sehen konnte. Sie befingerte mit unkonzentriertem Blick die Verbindungen und tastete mit den Fingern nach den Elektroden in ihren Beinen, bis das winzige elektrische Feld das richtige Implantat erkannte und die Steckverbindung hergestellt werden konnte.
    Sie konnte die verschiedenen Farbcodierungen der Drähte nicht wahrnehmen, erkannte Grant. Sie konnte anscheinend überhaupt nichts sehen.
    Bis sie vollständig verdrahtet war und ihre Verbindung aktiviert hatte. Dann richtete sie sich auf und übernahm das Kommando.
    »Mr. Grant, was begaffen Sie da?«, verlangte sie zu wissen.
    Grant wandte schnell den Kopf und starrte auf seine Konsole. »Ni… nichts, Captain.«
    »Sie kümmern sich um Ihre Pflichten, Mr. Grant, und ich werde mich um die meinen kümmern.«
    »Ja, Captain.«
    »Dr. Krebs«, sagte Muzorawa, »wir müssen über Ihren Zustand sprechen.«
    »Da gibt es nichts zu besprechen.«
    »Ich fürchte doch.«
    »Ich bin durchaus imstande, meiner Verantwortung nachzukommen«, erklärte Krebs. Grant glaubte eine leichte zittrige Unsicherheit herauszuhören.
    »Dr. Krebs, das Trauma im Sehzentrum Ihres Gehirns verschlimmert sich.«
    Krebs funkelte ihn an, sagte aber nichts.
    »Es ist möglich, dass die Verschlechterung andauern wird«, fuhr Muzorawa fort. Er sprach ruhig, vernünftig, beinahe sanft. »Es könnte zu einer schweren Gehirnblutung führen.«
    »Ich weiß das«, sagte Krebs. Ihre Stimme war tiefer als gewöhnlich. »Ich akzeptiere dieses

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