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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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aufgesucht, die noch keiner von seiner Art jemals gesehen hatte. Er war zum kalten Abgrund aufgestiegen und hatte überlebt. Die Alten bewahrten das Wissen, so dachten sie jedenfalls. Aber wie konnte neues Wissen gewonnen werden, wenn niemand in die unerforschten Teile der Welt vordrang?
    Leviathan stellte sich vor, wie er mit den Bildnern schwamm und die Szenen seiner epischen Reise aufzeichnete, sodass sie die Wiedergabe seines Berichts der Bildergeschichte der Sippe hinzufügen konnten. Ganz gleich, wie viele Male ihre Mitglieder sich voneinander trennten und wieder vereinten, dieses Abenteuer würde in den Gedächtnissen aller bleiben, die sehen konnten. Es würde niemals in Vergessenheit geraten.
    Zuerst aber musste Leviathan zurück zur Sippe. Er folgte dem Nahrungsstrom in der Richtung, die ihn heimwärts trug. Es würde gut sein, wieder bei der Sippe anzukommen, selbst wenn die Alten Bilder der Unzufriedenheit über sein Abenteuer blinkten. Sie werden eifersüchtig sein, dachte Leviathan. Während sie in den gleichen alten Weidegründen blieben, erforschte ich neue Regionen. Ich werde den Wissensschatz vergrößern, und das ist eine positive Leistung.
    Leviathan wusste, dass er in der Zukunft einmal selbst ein Alter sein würde. Der Gedanke erschreckte ihn. Aber er gelobte, niemals mit der Erforschung aufzuhören, auch nicht als Alter. Und er würde niemals einem Jungen von Erforschungen abraten, dessen war Leviathan gewiss.
    Dann fühlte ein Büschel seiner sensorischen Glieder ein fernes Vibrieren und Zittern in der Dunkelheit des Ozeans.
    Reißer!, warnten sie. Sie folgen uns und holen rasch auf.
11. KONTAKT
    »Hydraulikzylinder Nummer vier versagt!«, rief Karlstad.
    »Ich sehe es«, erwiderte Krebs mit gepresster Stimme. »Der Kolben klemmt. Strukturelle Integrität ist nicht bedroht.«
    »Er kann nicht noch mehr Druck aushalten«, sagte Karlstad.
    »Wir sind tief genug«, meinte Krebs. »Beinahe.«
    Grant hatte Zebs sensorische Aufzeichnungen angezapft und konnte eine Herde gigantischer Wesen draußen im Ozean sehen, Objekte von der Größe ganzer Inseln oder Berge, so gewaltig, dass Größe alle Bedeutung zu verlieren begann.
    »Entfernung?«, fragte Krebs. »Zweiundfünfzigkommavier Kilometer«, antwortete Muzorawa. Es hatte wenig Sinn, die Distanz zu verringern, dachte Grant. Sie
    waren so riesig, dass weitere Annäherung bedeuten würde, dass die Sensoren nur eines der Objekte erfassen konnten. Oder womöglich nur einen Teil von einem.
    »Geschwindigkeit herabsetzen«, befahl Krebs. »An ihren Kurs und Geschwindigkeit angleichen.«
    Grant nahm die Drehzahl der Triebwerke ein wenig zurück, doch noch immer mussten sie hochtourig laufen, um der Geschwindigkeit der Jovianer gleichzukommen.
    Und es waren Jovianer, das stand außer Zweifel. Von atemberaubender Größe, glitten sie durch den Ozean, angetrieben von Reihen gewaltiger Flossen, von denen jede fünfmal so groß war wie die Zheng He. Sie schienen gemächlich durch die Strömung organischer Partikel zu kreuzen und sie in viele Öffnungen einzusaugen, die ihre Unterseiten säumten.
    Sie sind lebendig, sagte sich Grant. Aber konnten sie intelligent sein? Sie weiden wie Kühe.
    An einem von ihnen blinkte ein Licht auf, ein jähes gelbes Leuchten, das nach einem Moment wieder erlosch.
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Eine Art Licht.«
    »Was meinen Sie, ist es natürliche Biolumineszenz?«
    »Da! Sie blinken hin und zurück!«
    »Wie Signale!«
    »Still!«, schnarrte Krebs. »Kümmern Sie sich um Ihre Pflichten. Sorgen Sie dafür, dass alles aufgezeichnet wird.«
    Grant klopfte das Herz im Halse. Er sah, wie die riesenhaften Lebewesen entlang ihren massiven Flanken mit Lichtern blinkten, rot, gelb, in einem durchdringenden, intensiven Grün. Was konnte es bedeuten? Sind es intelligente Signale? Können wir sie deuten?
    »Wir bewahren den gegenwärtigen Abstand«, wiederholte Krebs. »Wir passen uns ihrem Kurs und ihrer Geschwindigkeit an.«
    Nie hatte Grant sich so klein gefühlt, so zwergenhaft. Aus einer Entfernung von mehr als fünfzig Kilometern erinnerten die Jovianer ihn an eine Herde von Walen, aber sie waren so ungeheuer groß. Größer als jedes Lebewesen, das die Erde je gesehen hatte. Groß wie eine Stadt. Verglichen mit ihnen waren die Menschen winzige Insekten. Ameisen. Mikroben.
    »Sie folgen dem Strom organischer Partikel«, bemerkte O’Hara.
    »Schwimmen mit der Strömung«, ergänzte Karlstad.
    »Das sehe ich selbst«, blaffte Krebs.

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