Jupiter
werden.«
Die vier Besatzungsmitglieder nickten. Grant faltete die Hände im Schoß, um sie von der Tastatur seiner Konsole fern zu halten. Jetzt wurde es ernst, sagte er sich. Dies war keine Simulation mehr.
Dr. Wo sagte: »Verbindung mit Bordsystemen herstellen.«
Es war unheimlich. Grant beobachtete, wie die Besatzungsmitglieder nacheinander ihre implantierten Biochips aktivierten. Nichts schien zu geschehen. Es gab keine Funken, keine Lichter, keine Veränderungen des Ausdrucks in den Gesichtern. Vielleicht versteifte sich ihre Haltung ein wenig, als die Verbindung aktiviert wurde und durch ihre Nervensysteme ging. Er glaubte sogar einen leichten Tick in Karlstads Wange auszumachen. Aber nicht mehr.
Er blickte auf seine Konsole. Alle Anzeigen waren grün: alle Systeme funktionierten innerhalb der vorgesehenen Parameter.
»Überprüfung der Bordsysteme beginnen«, sagte Wo. Seine Stimme schien schwach und atemlos, als wäre er von innerer Erregung ergriffen.
Krebs wiederholte den Befehl, und alles verlief glatt und fehlerlos. Nur Quintero, der die Sensoren überwachte, meldete, dass das Kühlmittel in einem der Infrarotteleskope unter den Minimalstand abgesunken sei. Karlstad wurde beauftragt, das Gerät nach der Trennung zu überprüfen.
»Es könnte ein Leck sein«, warnte Krebs.
»Eher wurde von Anfang an zu wenig Kühlmittel eingefüllt«, sagte Wo.
Karlstad sagte: »Ich werde mich darum kümmern. Es ist jedenfalls nicht von entscheidender Bedeutung. Die Anzeige ist noch im grünen Bereich.«
Grant fand, dass Egon sich seiner Aufgabe recht professionell annahm. Er hasste es, an der Mission teilzunehmen, aber wenn es sich schon nicht vermeiden ließ, wollte er hinter keinem anderen zurückstehen.
*
Die Besatzung beendete ihre Überprüfungen und zog sich für die Nacht in ihre Schlafabteile zurück. Dr. Wo blieb an seiner Konsole in der Befehlszentrale, gab aber den anderen vier Kontrolleuren für die Nacht frei. Müde und verschwitzt stand Grant auf und verließ die enge, überheizte Kammer. Über die Frage, ob er hinuntergehen und Sheena aufsuchen solle, kämpfte er längere Zeit mit seinem Gewissen, entschied sich aber schließlich dagegen. Wahrscheinlich war sie über die ausgebrannte Elektrode noch aufgeregt und brachte ihn mit Schmerz und Verrat in Verbindung. Es war besser, sie eine Weile abkühlen zu lassen, sagte er sich. Morgen Abend werde ich zu ihr gehen, gelobte er – oder vielleicht nach der Abreise der Tauchsonde.
Der gesamte nächste Tag verging mit der langsamen Erhöhung des Innendrucks der Tauchsonde. Grant, der jetzt Gelegenheit hatte, an seiner Konsole in der Befehlszentrale die Konstruktionsmerkmale der Tauchsonde abzurufen, stellte fest, dass sie aus vier verschiedenen Hüllen gebaut war, die konzentrisch wie Zwiebelschalen angeordnet waren. Zwischen jeder dieser Hüllen war eine Schicht Hochdruckflüssigkeit.
Nun wurde ihm klar, warum das Innere so eng und klein aussah. Der Bereich, wo die Besatzung arbeitete und lebte, machte nur einen kleinen Teil des Gesamtvolumens aus.
Der Grund für das Eintauchen der Besatzung lag in der Notwendigkeit, dem ungeheuren Druck des Jupiterozeans zu widerstehen. Je höher der Druck war, den die Tauchsonde und ihre Besatzung aushalten konnte, desto tiefer konnte sie in den Ozean vordringen. Also wurde unter Wos wachsamen Augen der Druck der Perfluorcarbonmischung im Arbeitsbereich der Besatzung nach und nach erhöht.
Da alle Kontrollleuchten seiner Konsole grün anzeigten, verbrachte Grant die Zeit mit der Beobachtung des Wandbildschirms, wo die Besatzung am Werk war. Lane sah ein wenig abgespannt aus, dachte er, obwohl das vielleicht nur eine Projektion seines eigenen Zustandes sein mochte. Zeb ging die Computerprogramme durch, welche die Eingaben der Sensoren verarbeiteten. Er sah so ruhig und gleichmütig wie immer aus, methodisch und beherrscht. Der einzige Unterschied, den Grant sehen konnte, war Muzorawas fehlender Bart.
An der medizinischen Konsole starrte Patti Buono konzentriert auf ihre Ablesungen. Immer wieder rief sie: »Spüren Sie irgendwelche Beschwerden?« Karlstad klagte über Kopfschmerzen. Pascal sagte, sie fühle eine Beengung im Brustkorb.
»Psychosomatisch«, erklärte Buono. »Die Monitore zeigen, dass Blutdruck, Puls und alle übrigen Ablesungen im normalen Bereich sind.«
Pascal, die ohne eine Perücke seltsam gnomenhaft aussah, wandte den Kopf und blickte in die Kamera. »Und was ist im eingetauchten Zustand
Weitere Kostenlose Bücher