Jurassic Park
Muldoon. Sie waren nur noch knappe 20 Meter entfernt. Muldoon schrie sich die Lunge aus dem Leib, während er aufstand und weiterrannte, fragte sich dabei aber nur kurz, wohin er denn überhaupt noch rennen konnte. Er wußte, daß er nur noch zehn Sekunden hatte, bevor sie ihn schnappten. Zehn Sekunden. Vielleicht noch weniger.
Ellie mußte Malcolm beim Umdrehen helfen, damit Harding ihm das Morphium injizieren konnte. Malcolm seufzte und sank zurück. Er schien von Minute zu Minute schwächer zu werden. Aus dem Funkgerät drangen blecherne Schreie und gedämpfte Explosionen, die aus der Umgebung des Besucherzentrums zu kommen schienen.
Hammond trat ins Zimmer und fragte: »Wie geht es ihm?«
»Er hält sich tapfer«, sagte Harding. »Ein bißchen deliriös.«
»Ganz und gar nicht«, widersprach Malcolm. »Ich bin vollkommen klar im Kopf.« Er horchte auf das Funkgerät. »Klingt wie Krieg da draußen.«
»Die Raptoren sind ausgebrochen«, sagte Hammond.
»Ach, tatsächlich?« entgegnete Malcolm zwischen zwei flachen Atemzügen. »Wie konnte das denn nur passieren?«
»Mit dem System ist etwas schiefgelaufen. Arnold hat nicht gemerkt, daß nur das Hilfsaggregat eingeschaltet war, und so bekamen die Zäune keinen Strom.«
»Tatsächlich?«
»Gehen Sie zur Hölle, Sie hochnäsiger Mistkerl!«
»Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Malcolm, »habe ich vorausgesagt, daß der Strom in den Zäunen ausfallen würde.« Hammond seufzte und setzte sich dann schwer auf einen Stuhl. »Ach, verdammt«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Es ist Ihnen doch sicher nicht entgangen, daß das, was wir hier versuchen, im Grunde genommen eine ganz einfache Sache ist. Meine Kollegen und ich haben vor einigen Jahren herausgefunden, daß es möglich ist, die DNS eines ausgestorbenen Tieres zu klonen und es zu züchten. Das schien uns eine wunderbare Idee, eine Art Zeitreise - die einzige mögliche Zeitreise in der Welt. Wir wollten diese Tiere sozusagen ins Leben zurückbringen. Und da das alles so aufregend und vor allem möglich war, beschlossen wir, es durchzuführen. Wir haben diese Insel gekauft und uns an die Arbeit gemacht. Es war alles so einfach.«
»Einfach?« wiederholte Malcolm. Irgendwie fand er die Kraft, sich im Bett aufzusetzen. »Einfach? Sie sind ein noch größerer Narr, als ich angenommen habe. Und ich habe Sie schon für einen ziemlich großen Narren gehalten.«
»Dr. Malcolm«, sagte Ellie und versuchte, ihn dazu zu bringen, sich wieder hinzulegen. Aber Malcolm wollte nicht. Er deutete auf das Funkgerät, aus dem lautes Rufen und Schreien drang.
»Was ist denn das, was da draußen jetzt los ist?« fragte er. » Das ist Ihre einfache Idee. Von wegen einfach! Sie erschaffen neue Lebensformen, über die Sie rein gar nichts wissen. Ihr Dr. Wu kennt doch noch nicht einmal die Namen von den Dingern, die er da zum Leben erweckt. Er kann sich nicht mit solchen Kleinigkeiten aufhalten wie, was das Ding für einen Namen hat, geschweige denn, was das überhaupt für ein Ding ist. Sie erschaffen viele von ihnen in sehr kurzer Zeit, wissen dabei aber rein gar nichts von ihnen, und doch erwarten Sie, daß sie tun, was Sie wollen, nur weil Sie sie erschaffen haben und glauben, sie seien Ihr Eigentum. Dabei vergessen Sie, daß sie lebendig sind, daß sie eine eigenständige Intelligenz besitzen, daß sie vielleicht nicht tun, was Sie wollen; und Sie vergessen, wie wenig Sie über sie wissen, wie inkompetent Sie in den Dingen sind, die Sie so leichtfertig einfach nennen.,. Mein Gott...« Er sank hustend zurück.
»Wissen Sie, was verkehrt ist an der wissenschaftlichen Macht?« fuhr er fort. »Es ist eine Art ererbter Reichtum. Und Sie wissen, was für Arschlöcher Leute mit ererbtem Geld sind. Das ist immer das gleiche.«
»Wovon redet der denn?« fragte Hammond.
Mit einer Geste deutete Harding an, daß Malcolm deliriere. Doch Malcolm sah ihn nur schief an.
»Ich werde Ihnen sagen, wovon ich rede«, sagte er. »Fast alle Arten der Macht verlangen von dem, der sie will, beträchtliche Opfer. Da ist Lernen notwendig und langjährige Disziplin. Egal, welche Macht Sie wollen. Als Präsident einer Firma; als Träger eines schwarzen Gürtels in Karate; als spiritueller Guru; als Profisportler. Wonach Sie auch suchen, Sie müssen Zeit, Training und Anstrengungen investieren. Sie müssen eine Menge aufgeben, um es zu bekommen. Es muß Ihnen sehr wichtig sein. Aber wenn Sie die Macht erreicht haben, gehört sie
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