Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
Oberflächen hielten das Metallgeschirr und die Gläser fest. Die Stühle waren ebenfalls am Boden festgemacht und die Kunden darauf angeschnallt, und aufmerksame, wenngleich aufdringliche Kellner deckten jeden Teller und jeden Weinkelch ab, sobald sich der Tisch stark genug neigte, damit der Inhalt nicht herausschwappen konnte. Die Gäste, zu neunzig Prozent Frauen, schwatzten weiter und schenkten weder den Kellnern noch dem Raum Beachtung.
»Seltsam«, fand Jeeves, während er durch ein Fenster hineinstarrte. »Sehr seltsam.«
»Aber originell«, stellte Joe fest.
»Originalität ist eine stark überbewertete Tugend«, fand Mallory. »Der erste Anfall von Übelkeit war auch originell.«
Ihm fiel ein diskretes Schild im Fenster auf:
Hilfe gesucht: Kellner, denen es an Umgangsformen mangelt. Müssen französisch sein (oder zumindest so etwas wie einen französischen Akzent aufweisen). Arroganz und Herablassung unabdingbar. Keine Erfahrung nötig.
»Warum überrascht mich das nicht?«, brummte der Detektiv.
»Ich denke, ich sehe schon das, wonach wir suchen«, verkündete Joe und deutete auf ein Geschäft gleich hinter dem Restaurant.
Mallory folgte Joes Fingerzeig mit dem Blick. Das Geschäft trug den Namen Hinweg von mir, Satan! , und in Anbetracht der Leckerbissen im Schaufenster folgerte Mallory, das die meisten Kalorien genau das gegenteilige Schicksal ereilen würde. Er ging hinüber, betrat das Geschäft, entschied, dass er zwar bei bester Gesundheit war, aber es völlig begreiflich wäre, falls er in den nächsten sechzig Sekunden in ein diabetisches Koma fiel, und hielt Ausschau nach elefantenförmigen Schokoladen-Marshmallowplätzchen. Er fand sie exakt zwischen den kandierten Dinosauriereiern und den Malzmilchbällchen mit Obstgeschmack.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der junge Mann hinter dem Ladentisch.
»Ich habe eine Frage nach diesem Produkt«, sagte Mallory und deutete auf die elefantenförmigen Plätzchen.
»Ich kann Ihnen versichern, dass kein Elefant durch die Herstellung dieser Plätzchen zu Schaden kam, Sir«, sagte der junge Mann und lächelte über den eigenen Scherz.
»Haben Sie in den zurückliegenden sieben oder acht Stunden irgendwas davon verkauft?«
Der junge Mann blickte in den Schaukasten. »In Ordnung, sie sind also gar nicht so frisch. Ich lasse Ihnen drei Prozent nach.«
»Beantworten Sie nur die Frage.«
»Fünfzig Prozent?«
Joe sprang auf einen nahen Tisch und zog das Schwert. »Beantworte die Frage!«, brüllte er.
»Nicht in den zurückliegenden sieben oder acht Stunden, nein, Sir.«
»Wie sieht es mit den zurückliegenden beiden Tagen aus?« Mallory wandte sich an Jeeves. »Wer immer sie gestohlen hat, hat vielleicht gewusst, dass sie dieses Zeug isst, und entsprechend vorausgeplant.«
»Jemand hat gestern etwas davon gekauft«, sagte der Mann.
»Wer?«
Der Mann zuckte die Achseln. »Er hat bar bezahlt, sodass mir sein Name nicht vorliegt.«
»Können Sie ihn beschreiben?«, fragte Mallory.
»Ein großer Mann mit Hörnern am Kopf.«
»Brody«, sagte Mallory.
»Nein, ich heiße Irwin.«
»Nicht Sie«, entgegnete Mallory. Er wandte sich an Jeeves. »Wie lange kommt Flauschie aus, ohne zu fressen?«
»Taschendrachen haben einen sehr regen Stoffwechsel«, erklärte der Gremlin. »Sie muss alle zwei oder drei Stunden fressen. Sollte sie versuchen, die Nacht durchzuschlafen, ist sie am nächsten Morgen sehr krank und sehr schwach.«
»Und niemand außer Brody hat irgendwas von dem Zeug gekauft«, überlegte Mallory.
»Sie könnte den gleichen Nährwert aus schier jedem Schokoladen-Marshmallowplätzchen gewinnen«, sagte Jeeves. »Sie zieht diese hier nur vor.«
»Hätte sie jedoch Hunger, könnte sie sie in jeder Form fressen?«, fragte Mallory nach.
»Ja, aber …«
»Ja klar, ich weiß«, sagte Mallory. »Wenn der Dieb wusste, dass sie diese Dinger frisst, hätte er sie besorgt … und wenn er es nicht wusste, dann käme er auch nicht auf die Idee, ihr Schokoladen-Marshmallow-Nashorn oder -Löwe zu besorgen.«
»Also, wohin jetzt?«, fragte Jeeves.
Mallory wandte sich an den jungen Mann hinterm Ladentisch. »Haben Sie ein Telefonbuch, das Sie mir für eine Minute leihen können?«
»He, du hast doch mich, Superküsser!«, mischte sich Belle ein. »Sag mir einfach, was du möchtest, und ich rufe die Auskunft für dich an … vorausgesetzt, du drückst mir deine Lippen ganz eng auf, während wir reden.«
»Vergessen Sie das mit dem
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