Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
und nahm Kurs auf einen Fahrstuhl.
»Ah … Sir?«, rief sie ihm nach.
»Ja?«
»Da oben ist man ziemlich weltoffen«, sagte sie. »Man bedient Goblins und Gremlins, und ich denke, man wird sogar ein Katzenmädchen tolerieren, solange Sie sie unter Kontrolle halten.«
»Aber?«, fragte Mallory. »Ich wittere hier ein ›aber‹.«
»Aber Ihr Mobiltelefon hat gerade unserem Hausmeister zugeblinzelt.«
»Belle?«, fragte Mallory.
»Ich habe nur rumgealbert«, sagte Belle unschuldig. »Du weißt doch, dass du für mich der Einzige bist.«
»Danke für die Warnung«, sagte Mallory zu der Verkäuferin. Er holte Belle aus der Tasche. »Felina, halt das fest.« Er warf dem Katzenmädchen das Telefon zu.
»Auf einmal bin ich das? «, wollte Belle wissen. »Ich bin nicht mal eine sie?« Ihr Ton wurde weicher. »Ich habe nur rumgealbert, die Zeit totgeschlagen, ehrlich, das habe ich! Ich könnte dir nichts über diesen Mann erzählen, außer dass er braune Haare hat, wahrscheinlich etwa einsfünfundsiebzig groß ist, vielleicht hundertfünfundsechzig Pfund wiegt, blaue Augen hat und gerade Zähne mit nicht mehr als fünf Füllungen an den unteren Backenzähnen und dass sein Anzug allmählich an den Ellbogen durchscheuert. Oh … und er hat sich seit gestern nicht mehr rasiert.«
»Vielleicht braucht er ja ein Telefon«, überlegte Mallory.
»Nein!«, schrie Belle. »Steck mich einfach in deine Hosentasche zurück, und kümmere dich nicht um mein herzzerreißendes, durch Mark und Bein gehendes Schluchzen.«
»Abgemacht«, sagte Mallory, nahm das Telefon wieder von Felina entgegen und steckte es in eine Hosentasche. »Packen wir’s an.« Er führte Felina, Jeeves und Joe zu einem Fahrstuhl, wo sich der erkennbar verärgerte Fahrstuhlführer gerade per Handy unterhielt.
»Komm schon!«, sagte er. »Du bist doch der Vertrauensmann. Du musst dich für mich einsetzen.« Er hörte einen Augenblick lang zu. »Wenn ich es dir doch sage: Ich habe ihr zweimal in den Hintern gekniffen und dafür nur einmal Trinkgeld erhalten. Ich möchte eine offizielle Beschwerde einreichen. Falls ich mal herumlaufen und Frauen umsonst zwicken und kneifen sollte, dann werden es solche sein, die ich angrabschen möchte, und nicht die Schabracken in dieser Bude … Ja klar doch, darauf kannst du deinen Arsch verwetten!«
Er steckte das Telefon in eine Tasche und wandte sich seinen Fahrgästen zu.
»Ich kann mich an Zeiten erinnern, als es noch etwas bedeutete, in der Gewerkschaft zu sein«, sagte er.
»Ich kann mich an Zeiten erinnern, als Fahrstuhlführer noch fragten: ›Welche Etage?‹«, entgegnete Mallory.
»Okay, okay, welche Etage?«
»Die dreiundsiebzigste.«
»Ist es okay, wenn ich einfach die Taste für die dreiundsiebzigste drücke«, erfolgte die sarkastische Erwiderung, »oder möchten Sie auch, dass ich ›Auf geht’s‹ sage?«
»Drück sie einfach, ehe ich dich schlage!«, blaffte Joe.
»Denkst du, ich hätte Angst vor einem Goblin?«, fragte der Fahrstuhlführer verächtlich.
Joe stieß einen Schrei aus und versetzte der Fahrstuhlwand einen Karatetritt, dass sie sich einbeulte. » Hast du?«
»Woher wusstest du das?«, fragte der Fahrstuhlführer und drückte prompt den Knopf für die dreiundsiebzigste Etage. »Es tut mir leid, wenn ich Sie gekränkt habe, Sir«, fuhr er fort. »Ich kneife Ihr Katzenwesen umsonst, wenn Sie wünschen.«
»Warum nicht?«, fragte Mallory, während Felina den Fahrstuhlführer anzischte und anfauchte. »Sie behalten dann ja noch immer eine Hand, um damit Knöpfe zu drücken.« Er lächelte, als er das Unbehagen des Fahrstuhlführers sah. »Vielleicht stehen wir aber auch nur still herum, halten die Klappe und fahren wortlos nach oben.«
»Das ist ein sehr guter Vorschlag, Sir«, fand der Fahrstuhlführer, als sich die Kabine in Bewegung setzte. »Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Tatsächlich …«
»Joe«, sagte Mallory, »zieh dein Schwert, und wenn er diesen Satz zu Ende bringt, schneidest du ihm die Zunge ab.
Sie fuhren die restliche Strecke schweigsam, und eine kurze Weile später stiegen sie in der dreiundsiebzigsten Etage des Frump Tower aus.
Als Erstes wurde Mallory auf das Restaurant aufmerksam. Er hatte schon eine Menge Dachrestaurants gesehen, die sich entweder im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn drehten, aber hier sah er zum ersten Mal eines, das sich von unten nach oben drehte. Die Tische waren am Boden festgemacht, und ihre magnetischen
Weitere Kostenlose Bücher