Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
Joe. »Eine hat mir sogar eine Kusshand zugeworfen!«
»Es könnte schlimmer sein«, fand Jeeves. »Siehst du diese Grauhaarige im bedruckten Kleid und dem Schal?«
»Ja.«
»Sie hat mir im Vorbeigehen etwas zugeflüstert.«
»Was?«, wollte Joe wissen.
»Es war so schmutzig, dass ich es nicht laut wiederholen kann«, sagte Jeeves.
»Ist schon okay«, mischte sich Belle ein. »Du kannst es mir zuflüstern.«
»Das ist jetzt mal interessant«, fand Joe, der Jeeves anstarrte. »Ich hatte noch nie gesehen, wie ein Gremlin rot wird.«
»Bist du sicher, dass du uns nichts davon erzählen möchtest?«, beharrte Belle. »Manche obszönen Vorschläge teilt man lieber mit anderen.«
Jeeves schüttelte den Kopf. »Außerdem war es körperlich unmöglich.«
»Sei dir nicht zu sicher«, mahnte Belle. »Ich hatte menschlichen Körperbau im Hauptfach. Flüstere es mir einfach zu, und ich kann dir verraten, ob es durchführbar ist, und falls ich es nicht weiß, na, dann finden mein Sugar-Daddy hier und ich sicher eine verschwiegene Gasse oder Vorratskammer und prüfen es in der Praxis.«
»Noch eine Bemerkung dieser Art, und du findest dich in der Hosentasche wieder.«
»Näher, mein Gott, zu dir!«, psalmodierte Belle.
»Und noch so etwas, dann gebe ich dich Felina.«
»Nach allem, was wir einander bedeutet haben?«, wollte sie wissen.
»Du hast mich schon verstanden.«
»Warte nur, bis du eine dieser Schabracken abweist und sie dann ›Vergewaltigung!‹ brüllt«, sagte Belle. »Vielleicht sage ich dann aus, vielleicht aber auch nicht.«
»Ich werde mit dem Zweifel leben müssen«, sagte Mallory.
»Wir könnten uns für eine Stunde davonschleichen; dann wüsste alle Welt, dass du zu müde warst, um jemanden zu vergewaltigen«, sagte das Telefon.
»Du hast ja wirklich Herz«, entgegnete Mallory.
»Nicht nur«, sagte Belle verführerisch. »Möchtest du, dass ich es dir beweise?«
»Nicht gerade jetzt.«
Sie kamen an einer zweiten Buchhandlung vorbei, die sich ganz auf übernatürliche Liebesromane spezialisiert hatte; tatsächlich war der Inhaber gerade dabei, eine Frau aus dem Laden zu weisen, die die Frechheit besessen hatte, diese Romane als Vampir-Sexbücher zu bezeichnen. Und da sich diese Buchhandlung auf eine so streng reglementierte Ware konzentrierte, hatte sie nur etwa fünfzehntausend Titel im Angebot.
Plakate priesen die neuesten Theaterstücke an, besonders für die Bewohnerinnen des Tower inszeniert. Es wurden Hamlet, Macbeth, Eines langen Tages Reise in die Nacht und Unsere kleine Stadt angeboten, jedes zu einem dreißigminütigen Einakter zusammengefasst, um auch niemanden zu langweilen. (Das Musical Three Guys Naked from the Waist Down – Drei Typen, von der Taille abwärts nackt – wurde natürlich in voller Länge gespielt, begleitet von einem größeren Orchester als in der ursprünglichen Inszenierung am Broadway.)
Der regste Betrieb herrschte in einem Geschäft, das sich auf Dessous spezialisiert hatte, speziell für die Bewohnerinnen des Towers konzipiert. Hier fand man gepolsterte Büstenhalter, Taillenmieder, Korsette, die aussahen, als hätten sie eher in eine mittelalterliche Folterkammer gehört, und als Glanzstück eine Reihe verzerrender Spiegel, die jedem, der davorstand, glatt fünfzig Pfund abnahmen.
»Können sie einfach nicht vorrätig halten«, vertraute eine Verkäuferin Mallory an, der in den Laden starrte.
»Was vorrätig halten?«, fragte er. »Die Büstenhalter oder die Taillenmieder?«
Sie lachte leise. »Die Spiegel. Wir verkaufen im Durchschnitt glatt zwanzig am Tag.«
»Ergibt Sinn«, fand Mallory. »Ihre Kundschaft besteht aus einem Haufen übergewichtiger Bewohnerinnen, wenn ich es richtig verstehe?«
»Und auch einem Haufen untergewichtiger«, sagte sie. »Natürlich kaufen die andere Spiegel.«
»Bleiben wir einen Augenblick lang bei den übergewichtigen«, sagte Mallory. »Ich vermute mal, dass viele von ihnen Geschmack an Süßigkeiten und Plätzchen finden?«
»Wer nicht?«
»Wenn ich nun ein Schokoladen-Marshmallowplätzchen kaufen möchte, ohne das Gebäude zu verlassen, wohin würde ich mich wenden?«
»Wahrscheinlich an Satans Konditorei im dreiundsiebzigsten Stock.«
»Das ist die oberste Etage, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie. »Zwischen dem Hochparterre und dem Penthouse findet man nur Eigentumswohnungen, aber zum Penthouse gehören ein Restaurant, eine Bar, ein paar andere Dinge … und natürlich Satans.«
»Danke«, sagte Mallory
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