Kaelter als dein Grab
Undercovercops. Die Nackenschläge, die sie hatte einstecken müssen, spiegelten sich in ihren umwölkten Augen wider. Und in dem Mund, der längst nicht mehr so bereitwillig lächelte. Doch sie war noch immer so schön, dass es wehtat, sie überhaupt nur anzusehen – ein Schmerz, der Jake bis ins Innerste ging.
Sie trat zur Seite und nahm die Pistole, die er ihr zuvor entwunden hatte. Mit der Selbstverständlichkeit eines Menschen, der mit Waffen umzugehen weiß, überprüfte Leigh den Sicherheitshebel und schob die Pistole dann in den Hosenbund. Sie griff sich ihren Koffer und ging zur Zimmertür.
Bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich zu ihm um und ließ ihren Blick langsam über seinen Körper wandern. Auch wenn ihre Musterung keinen sexuellen Beigeschmack hatte, spürte er ihren Blick wie die leichte Liebkosung von Fingerspitzen auf seiner Haut, sodass sein Körper sofort reagierte.
„Versuch nicht, mich zu verfolgen, Jake. Ich weiß, was ich tue.“
„Du machst einen Fehler.“
„Es wäre nicht der erste, nicht wahr?“
„Aber es könnte dein letzter sein.“ Er beobachtete sie und fragte sich, ob auch nur ein Funke von dem, was sie vor sechs Jahren für ihn empfunden hatte, noch heute in ihr glomm. „Tu das nicht, Leigh. Man wird dir wehtun.“ „Man hat mir schon wehgetan.“ Sie lächelte und sah einen Augenblick wie die hübsche junge Frau aus, in die er sich vor sechs Jahren verliebt hatte. „Man sieht sich, Jake.“
Sie öffnete die Tür und verschwand.
Mehrere Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, stand Jake neben dem Bett, während Furcht sein Herz ergriff. Er durfte sie auf keinen Fall fortgehen lassen. Wievorsichtig sie auch sein mochte, Rasmussen würde sie finden. Und Jake wusste, was dann geschehen würde. Der Gedanke daran machte ihn krank.
Auch wenn Leigh keinen Schutz von ihm wollte, würde er auf keinen Fall tatenlos zusehen, wie sie in ihr Unglück rannte. Und wenn er körperliche Gewalt einsetzen musste. Das war ein Weg, den er zwar nicht gehen wollte, doch die Alternative war unendlich schlimmer.
„Also schnapp sie dir, du verdammter Idiot“, murmelte er und stürzte zur Tür.
Den Koffer fest umklammert, eilte Leigh den Gang hinunter. Von dem Schock des Wiedersehens mit Jake schlug ihr Herz noch immer bis zum Hals. Sie konnte nicht glauben, dass er sie gefunden hatte. Konnte nicht glauben, dass die alten Gefühle noch immer da waren, wo sie doch so viele Jahre damit verbracht hatte, sie endgültig aus ihrem System zu verbannen.
Die Türen links und rechts von ihr begannen zu verschwimmen, als sie zu rennen begann. Sie wusste nicht genau, warum sie rannte. Fort von Jake und all den Erinnerungen und Gefühlen, gegen die sie schon so lange ankämpfte. Doch egal, wie schnell sie auch rennen würde, sie wusste, dass sie ihnen niemals entkommen konnte.
Sie befand sich auf halbem Weg zum Treppenhaus, als ein Mann aus dem Alkoven stürzte, in dem die Eismaschine stand. Leigh wich nach links aus, doch der Mann rammte sie mit der Wucht eines Trucks. Der Aufprallbrachte sie ins Taumeln und riss ihr den Koffer aus der Hand. Dann schloss der Mann seine Arme um sie und wirbelte sie herum.
Sie erhaschte einen kurzen Blick auf langes Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Augen voller Gewalt. Sie griff nach der Heckler & Koch in ihrem Hosenbund, war aber nicht schnell genug. Seine Hand schoss vor wie eine giftige Schlange. Die Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk, sodass Leigh die Pistole fallen ließ.
„Versuch noch so etwas Dummes, und ich bringe dich um.“
Leigh versuchte sich loszumachen, doch der Mann schleuderte sie gegen die Wand. Schmerz zuckte durch ihren gesamten Rücken. Er erstickte ihren Schrei, indem er ihr die Hand auf den Mund presste.
„Keinen Mucks, oder ich puste ein so großes Loch in dich, dass die Cops eine Woche brauchen, um all die Teile zu finden.“ Er unterstrich die Drohung, indem er ihr den Lauf einer Waffe in die Rippen drückte. „Hast du das kapiert, Schätzchen?“
Leigh nickte zur Bestätigung. Sie wusste, dass dies einer von Rasmussens Männern sein musste.
Während er ihr mit dem Unterarm fast die Luft abdrückte, blickte der Kerl erst nach links und dann nach rechts den Gang hinunter. „Bist du allein?“
Sie nickte und fragte sich, wo Jake stecken mochte. „Was wollen Sie?“, krächzte sie.
„Da ist ein saftiger Batzen Geld auf dein hübsches Köpfchen ausgesetzt. Nimm es nicht
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