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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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des Defibrillators?«, fragte Erlendur. »Er hat hier seit Marías Tod gestanden. Weshalb hast du es plötzlich so eilig, ihn zu entfernen?«
    Baldvin gab keine Antwort darauf.
    »Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass ich ihn Karólína gegenüber erwähnt habe? Dachtest du vielleicht deshalb, dass man sich am besten seiner entledigen sollte?«
    Baldvin starrte ihn an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Sollten wir uns nicht vielleicht lieber im Haus ein wenig zusammensetzen, bevor ich mit meinen Leuten telefoniere?«, sagte Erlendur.
    »Was für Beweise hast du?«, fragte Baldvin.
    »Ich habe nichts als einen bösen Verdacht, und den möchte ich unendlich gern bestätigt bekommen.«
    »Und was dann?«
    »Was dann? Das weiß ich nicht. Weißt du es?«
    Baldvin schwieg.
    »Ich weiß nicht, ob es möglich ist, Menschen dafür zu verurteilen, dass sie jemanden in den Selbstmord getrieben haben oder Leute dazu gebracht haben, sich das Leben zu nehmen«, sagte Erlendur. »Denn genau das habt ihr gemacht, du und Karólina. Bis ins Kleinste durchdacht und ohne Skrupel. Wahrscheinlich hängt es mit dem Geld zusammen. Es handelt sich um viel Geld, und du bist in Zahlungsschwierigkeiten. Und dann war da natürlich auch noch Karólína. Du konntest plötzlich alles bekommen, wonach dir der Sinn stand, falls nur María so dumm sein würde, sich umzubringen.«
    »Was ist das eigentlich für eine Ausdrucksweise?«
    »Das Leben ist hart.«
    »Du kannst nichts beweisen«, erklärte Baldvin. »Das ist alles Quatsch!«
    »Sag du mir, wie es sich zugetragen hat. Womit hat es angefangen?«
    Immer noch zögerte Baldvin.
    »Im Grunde genommen weiß ich ziemlich genau, was passiert ist«, sagte Erlendur. »Falls es nicht so passiert ist, wie ich glaube, können wir darüber reden. Aber du musst mit mir reden. Leider.«
    Baldvin rührte sich nicht von der Stelle und schwieg.
    »Womit hat es angefangen?«, wiederholte Erlendur und holte sein Handy aus der Tasche. »Entweder sagst du mir das jetzt, oder hier wird es in den nächsten Stunden von Polizisten wimmeln.«
    »María hat gesagt, dass sie hinüberwollte«, sagte Baldvin sehr leise.
    »Hinüberwollte?«
    »Nachdem Leonóra gestorben war«, sagte Baldin. »Sie wollte hinüber in die andere Welt, weil sie glaubte, so Kontakt zu ihr zu bekommen. Sie hat mich gebeten, ihr zu helfen.«
    »Hinüber ins Jenseits?«
    »Muss ich dir das in allen Einzelheiten schildern?«
    »Und was dann?«
    »Komm ins Haus«, sagte Baldvin. »Ich erzähle dir von María, wenn du uns dann in Ruhe lässt.«
    »Warst du hier in diesem Haus, als sie starb?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Baldvin. »Ich werde dir sagen, wie es war. Es ist an der Zeit, dass du es erfährst. Es geht mir nicht darum, Schuld von mir abzuwälzen. Wir waren ihr gegenüber nicht aufrichtig, aber ich habe sie nicht umgebracht. Das hätte ich nie gekonnt, niemals. Das kannst du mir glauben.«

Dreiunddreißig
    Sie begaben sich ins Haus und setzten sich in die Küche. Drinnen war es kalt, aber Baldvin unterließ es, den Thermostat für die Heizkörper hochzustellen. Er hatte nicht vor, lange zu bleiben. Punkt für Punkt schilderte er, was vorgefallen war, und er drückte sich dabei klar und verständlich aus. Er begann damit zu erzählen, wie er María an der Universität kennengelernt hatte, er erzählte ihr von ihrem gemeinsamen Leben im Haus ihrer Mutter in Grafarvogur und den letzten beiden Jahren nach Leonóras Tod. Erlendur hatte hin und wieder das Gefühl, dass diese Geschichte einstudiert klang, aber ansonsten wirkte Baldvin durchaus glaubwürdig.
    Baldvin und Karólína hatten seit einigen Jahren ein Verhältnis miteinander. An der Schauspielschule waren sie kurze Zeit zusammen gewesen, aber daraus war damals nichts weiter geworden. Baldvin heiratete María, während Karólína etliche Beziehungen eingegangen war, die aber nie dauerhaft waren. Ihre längste Beziehung zu einem Mann lief über vier Jahre. Dann trafen sich die beiden wieder und frischten ihre alte Beziehung auf, doch davon wusste María nichts. Sie trafen sich heimlich und in unregelmäßigen Abständen, aber nie weniger als einmal im Monat. Weder er noch Karólína wollten anfangs mehr aus dieser Beziehung machen, aber eines Tages, kurz bevor Leonóras Krebs diagnostiziert wurde, war Karólína darauf zu sprechen gekommen, dass er sich von María scheiden lassen sollte, weil sie mit ihm zusammenleben wollte. Er war nicht dagegen gewesen. Das Zusammenleben mit Tochter

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