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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Botschaftsangehörige vollkommen ausgereicht hätte, die isländischen Zeitungen zu lesen, und das haben sie natürlich auch getan. Da hat ja alles dringestanden. In einer so offenen demokratischen Gesellschaft wie der unseren gibt es immer wieder heftige öffentliche Diskussionen, und es ist schwierig, Dinge unter den Teppich zu kehren.«
    »Und außerdem sind da wohl noch die Cocktailempfänge«, sagte Erlendur.
    »Ja, die sollte man vielleicht nicht unterschätzen. Die ausländischen Vertretungen hatten ein Händchen dafür, Gästelisten mit einflussreichen Personen zusammenzustellen. Weil wir nur so wenige sind, kennt hier jeder jeden, und alle sind miteinander verwandt. Das hat man sich sicherlich zunutze gemacht.«
    »Hattet ihr nie das Gefühl, dass es undichte Stellen im System gab?«, fragte Erlendur.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Ómar. »Und falls hier tatsächlich in irgendeiner Form Spionage betrieben worden wäre, müsste dies inzwischen doch ans Licht gekommen sein, nachdem das sowjetische System zusammengebrochen ist und die Geheimdienste in der Form, wie sie damals in den Ostblockstaaten üblich waren, aufgelöst worden sind. Ehemalige Agenten haben auch fleißig Autobiographien veröffentlicht, aber Island wird darin nirgends erwähnt. Die Archive in diesen Ländern wurden zum größten Teil zugänglich gemacht, und die Leute konnten an die Akten heran, die über sie existierten. In den ehemals kommunistischen Ländern wurden die Bürger in unvorstellbarem Ausmaß bespitzelt, und viele von diesen Informationen wurden vernichtet, bevor die Mauer fiel. Sie wanderten in den Reißwolf.«
    »Nach dem Fall der Mauer hat man einige Spione in den westlichen Ländern enttarnen können«, warf Elínborg ein. »Gewiss«, sagte Ómar. »Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das gesamte Spionagesystem über den Haufen geworfen wurde.«
    »Aber es wurden nicht alle Archive geöffnet«, sagte Erlendur. »Es liegt keineswegs alles offen zutage.«
    »Nein, selbstverständlich nicht, es gibt in diesen Ländern genau wie hier bei uns immer noch Staatsgeheimnisse. Im Übrigen bin ich kein Experte in Sachen Spionage, weder im Ausland noch hierzulande. Ich weiß vermutlich kaum mehr darüber als ihr. Mir ist das Thema Spionage in Island immer ziemlich lächerlich vorgekommen. Das ist so abwegig, so weit entfernt von unserer Realität.«
    »Kannst du dich daran erinnern, wie die Froschmänner seinerzeit diese Apparate im Kleifarvatn gefunden haben?«, erkundigte sich Erlendur. »Das war zwar an einer ganz anderen Stelle im See, aber diese Apparate, die damals gefunden wurden und von denen nun ein weiterer aufgetaucht ist, stellen doch offensichtlich eine Verbindung zwischen den beiden Fällen her.«
    »Daran kann ich mich sehr gut erinnern«, sagte Ómar. »Die Russen haben natürlich alles abgestritten, genau wie die anderen Vertretungen aus den Ostblockstaaten. Niemand wollte etwas von diesen Geräten gewusst haben. Wenn ich mich recht erinnere, mutmaßte man, dass dort schlicht und ergreifend veraltete Abhörgeräte und Funkapparate entsorgt worden waren. Es hätte sich nicht gelohnt, das Zeug wieder mit dem Kurier zurückzuschicken. Zur Mülldeponie konnte man das Zeug nicht einfach bringen, deswegen …«
    »Deswegen hat man versucht, sie im Wasser zu verstecken.«
    »So ungefähr stelle ich mir den Hergang der Dinge vor, aber wie gesagt, ich bin kein Experte. Die Apparate ließen erkennen, dass sie zu Spionagezwecken verwendet worden waren, das stand außer Zweifel. Und das hat auch niemanden überrascht.«
    Es trat eine Pause ein. Erlendur blickte sich um. Das Wohnzimmer war voll gestopft mit Erinnerungsstücken aus allen Teilen der Welt, die von einer langen Tätigkeit für das Ministerium zeugten. Ómar und seine Frau waren in die entlegensten Erdenwinkel gereist. Da gab es Buddha-Figuren und Fotos von Ómar an der Chinesischen Mauer und in Cape Canaveral mit einer Raumfähre im Hintergrund. Erlendur bemerkte ebenfalls Fotos, auf denen er zusammen mit führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu sehen war.
    Ómar räusperte sich. Er hatte anscheinend überlegt, ob er in seinen Bemühungen, ihnen behilflich zu sein, noch weitergehen oder es hierbei bewenden lassen sollte. Ihnen war nicht entgangen, dass er, seit das Gespräch auf die russischen Abhörgeräte im See gekommen war, praktisch jedes Wort auf die Goldwaage legte.
    »Es wäre, ich weiß es nicht, es wäre vielleicht nicht dumm, wenn

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