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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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auch selber mitverfolgt haben, wenn es an den Botschaften einen Personalwechsel gab und was für Personen hierher geschickt wurden.«
    »Das war auch der Fall. Uns wurde immer mitgeteilt, wenn es Änderungen in der Besetzung gab. Aber wir hatten weder die Möglichkeiten noch die Kapazitäten oder das Interesse, dies in gleichem Ausmaß zu kontrollieren, wie sie es taten.«
    »Mit anderen Worten, falls beispielsweise ein neuer Mitarbeiter in einer der Vertretungen aus den Ostblockländern eingetroffen und eine Weile dort tätig gewesen wäre und die amerikanische Botschaft nicht feststellen konnte, dass er das Land wieder verließ, dann könnte Bob uns das sagen?«
    »Genau«, sagte Ómar. »Ich glaube, dass Bob euch bei Fragen dieser Art behilflich sein könnte.«

    Marian Briem ließ Erlendur herein und zog das Gestell mit der Sauerstoffflasche hinter sich her ins Wohnzimmer. Erlendur dachte darüber nach, ob es im Alter auch sein Schicksal sein würde, allein in seiner Wohnung dahinzuvegetieren, von allen vergessen und verlassen und mit einem Sauerstoffapparat im Schlepptau. Er hatte keine Ahnung, ob Marian Briem Geschwister hatte; Freunde gab es weiß Gott nicht viele. Eines wusste Erlendur aber genau, nämlich dass diese jetzt so gebrechliche Person es nie bereut hatte, keine Familie gegründet zu haben.
    »Wozu?«, hatte Marian einmal vor vielen Jahren gesagt. »Familien bereiten einem nichts als Ärger und Verdruss.« Sie hatten damals über Erlendurs Familie gesprochen, was nicht häufig der Fall war, da Erlendur am liebsten gar nicht erst über sich selber redete. Marian hatte ihn nach den Kindern gefragt, ob er irgendwelchen Kontakt zu ihnen hätte. Das war vor vielen Jahren gewesen.
    »Hast du nicht zwei?«, hatte Marian gefragt.
    Erlendur war in seinem Büro gewesen und hatte einen Bericht über einen Fall von Unterschlagung verfasst, als Marian Briem urplötzlich auftauchte und ihn nach seinen Familienangelegenheiten fragte. Der Fall hatte mit zwei Schwestern zu tun, die ihre Mutter nach Strich und Faden geschröpft und ausgenommen hatten – daher rührte Marian Briems Kommentar, dass Familien nur Ärger und Verdruss bedeuteten.
    »Ja, ich habe zwei«, sagte Erlendur. »Können wir uns über diesen Fall hier unterhalten? Ich glaube, dass …«
    »Und wann hast du sie zuletzt gesehen?«, fragte Marian.
    »Ich glaube, das geht dich nichts …«
    »Nein, mich geht es selbstverständlich nichts an, aber dich geht es etwas an, oder? Geht es dich nichts an, dass du zwei Kinder hast?«
    Erlendur verdrängte diese Erinnerung wieder, als er sich Marian gegenüber auf das Sofa setzte. Es hatte seine Gründe, weshalb Erlendur, der unter Marian Briem bei der Kriminalpolizei angefangen hatte, den ehemaligen Boss schwer erträglich fand. Er ging davon aus, dass aus dem gleichen Grund nur wenige andere jetzt zu einem Krankenbesuch kamen. Marian war nicht der Typ, der schnell Freundschaften schloss, das Gegenteil war eher der Fall. Sogar Erlendur, der sich zumindest hin und wieder blicken ließ, war im Grunde genommen kein Freund.
    Marian sah Erlendur an und setzte die Sauerstoffmaske auf. Einige Zeit verging, ohne dass ein Wort fiel. Endlich nahm Marian die Maske herunter. Erlendur räusperte sich.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Ich fühl mich ungeheuer schlapp«, war die Antwort. »Dauernd nicke ich ein. Vielleicht kommt das vom Sauerstoff.«
    »Wahrscheinlich zu gesund für dich«, sagte Erlendur.
    »Wieso treibst du dich ständig hier bei mir herum?«, fragte Marian mit schwacher Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur. »Wie war der Western?«
    »Den solltest du dir mal ansehen. Es geht um Starrsinn. Kommst du vorwärts mit dem Kleifarvatn-Fall?«
    »Es geht.«
    »Den Falcon-Mann, hast du den gefunden?«
    Erlendur schüttelte den Kopf und erklärte, dass er das Auto gefunden hatte. Die gegenwärtige Besitzerin sei eine Witwe, die sich nicht mit dem Auto auskannte und den Wagen verkaufen wollte. Er erzählte Marian, dass dieser Leopold ein äußerst mysteriöser Mann gewesen war. Sogar seine Verlobte hatte kaum etwas über ihn gewusst. Es existierte kein Foto von ihm, und offiziell wurde er nirgends geführt. Es war, als hätte es ihn nie gegeben, als sei er nur der Fantasie der Frau entsprungen, die in dem Milchgeschäft arbeitete.
    »Warum suchst du nach diesem Mann?«, fragte Marian.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Erlendur. »Ich werde dauernd danach gefragt. Ich habe keine Ahnung, warum. Wegen

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