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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Ab und zu ahmten wir die Vogelstimmen nach. Abgesehen davon, dass noch Krieg herrschte, war es ein herrlicher, man könnte sagen, vollkommener Morgen.
     
    Bald nachdem Sie das flugzeugähnliche Gebilde gesehen hatten, betraten Sie alle den Wald, nicht wahr?
     
    Ja. Als wir in den Wald kamen, waren etwa fünf Minuten vergangen, glaube ich, seit wir das Flugzeug gesehen hatten. Wir verließen den Bergpfad und schlugen einen Weg ein, der sich am Hang hinauf durch den Wald zieht. Ein Stück geht es ziemlich steil bergauf. Nach zehn Minuten Anstieg öffnet sich der Wald zu einer großen Lichtung. Sie ist hübsch plan, wie ein Tisch. Wenn man in den Wald kommt, wird es plötzlich sehr still, das Licht der Sonne wird abgehalten, und die Luft ist kühl. Doch auf der Lichtung wird es wieder hell, und sie liegt wie ein kleiner Marktplatz da. Wenn ich mit meiner Klasse auf den Reisschalenberg stieg, suchten wir häufig diese Lichtung auf. Aus irgendeinem Grund vermittelt sie ein beruhigendes und anheimelndes Gefühl.
    Auf dem »Platz« angekommen machten wir Rast, legten unser Gepäck ab und machten uns in Dreier- oder Vierergrüppchen ans Pilzesammeln. Ich hatte es zur Regel gemacht, dass niemand sich außer Sichtweite entfernen durfte. Ich sammelte die Kinder um mich und schärfte ihnen die Regel nochmals ein. Auch wenn sie sich im Wald gut auskannten, konnten sie sich doch verlaufen. Immerhin waren es kleine Kinder. Ins Pilzesammeln vertieft, konnten sie eine Regel leicht vergessen. Deshalb zählte ich, während ich selber Pilze suchte, immer wieder nach, ob noch alle da waren.
    Wir waren etwa seit zehn Minuten dabei, auf der Lichtung nach Pilzen zu suchen, als die Kinder nacheinander ohnmächtig wurden.
    Als ich die ersten drei am Boden liegen sah, vermutete ich zunächst, sie hätten giftige Pilze gegessen. In dieser Gegend wachsen viele lebensgefährliche Giftpilze. Die einheimischen Kinder können sie zwar unterscheiden, aber Verwechslungsmöglichkeiten bestehen doch. Aus diesem Grund hatte ich ihnen strengstens eingeschärft, nichts in den Mund zu nehmen, bis wir wieder in der Schule waren und ein Fachmann die Pilze sortiert hatte. Aber vielleicht hatten das nicht alle Kinder mitbekommen.
    Ich eilte an die Seite der Kinder und hob sie der Reihe nach auf. Ihre Körper waren schlaff wie Gummi, der in der Sonne weich geworden ist. Alle Kraft schien aus ihnen gewichen, es war, als hielte ich leere Hülsen im Arm. Ihr Atem ging jedoch regelmäßig. Ich fühlte ihren Puls, und auch der war normal. Fieber hatten sie auch keins. Ihre Mienen waren friedlich, sie sahen nicht aus, als ob sie litten. Anscheinend waren sie weder von Bienen gestochen noch von Schlangen gebissen worden. Sie waren nur bewusstlos.
    Das Seltsamste allerdings waren ihre Augen. Zwar lagen die Kinder reglos da, wie in einem Koma vielleicht, aber ihre Augen waren nicht geschlossen. Sie waren ganz normal geöffnet und schienen irgend etwas zu beobachten. Hin und wieder blinzelten sie sogar. Damit war auch ausgeschlossen, dass sie schliefen. Ihre Augäpfel bewegten sich langsam und ruhig von rechts nach links, als ob sie irgendeine ferne Szenerie von einem Ende zum anderen betrachteten. In ihrem Blick lag Erkennen. Doch in Wirklichkeit schienen sie nichts wahrzunehmen, zumindest nichts, was sich direkt vor ihren Augen abspielte, denn als ich mit meiner Hand davor herumwedelte, zeigten sie keine Reaktion.
    Alle drei Kinder, die ich hoch hob, zeigten die gleichen Symptome. Sie waren ohne Bewusstsein und bewegten ihre offenen Augen langsam hin und her. Ein unheimlicher Anblick.
     
    Welche Kinder wurden als erste bewusstlos?
     
    Alle drei waren Mädchen. Drei Freundinnen. Ich rief sie laut beim Namen und schlug ihnen der Reihe nach auf die Wangen. Ziemlich fest. Doch sie reagierten nicht. Offenbar spürten sie nichts. Meine Handfläche fühlte sich sehr sonderbar an, als hätte ich auf etwas Hartes, Lebloses und Leeres geschlagen.
    Ich beschloss, ein Kind zur Schule rennen zu lassen, denn allein hätte ich es niemals geschafft, drei Kinder den Berg hinunterzutragen. Also stand ich auf, um mich nach dem schnellsten Jungen in der Klasse umzuschauen. Dabei entdeckte ich, dass alle anderen Kinder ebenfalls ohnmächtig geworden waren. Ausnahmslos alle sechzehn lagen bewusstlos am Boden. Ich war die einzige, die noch stand und bei Bewusstsein war. Es war wie … auf einem Schlachtfeld.
    Haben Sie zu diesem Zeitpunkt etwas Außergewöhnliches am Ort des Geschehens

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