Kahlschlag (German Edition)
sich, und Clyde sagte: »Ich hab rausgefunden, dass auf dem Land neben Zendo Öl ist.«
»Allmählich wird mir einiges klarer«, entgegnete Sunset.
»Dann wissen Sie vielleicht einiges, was ich nicht weiß. Ich weiß nur, dass meine Arschbacken heute von dem ganzen Schweiß schon fast zusammenkleben.«
»Nichts interessiert mich im Moment weniger als dein klebriger Hintern. Wie wäre es, wenn du mir ausführlich erzählst, was du rausgefunden hast?«
»Auf dem Land steht auch ein kleines Haus. Niemand wohnt da, aber ich bin reingegangen und hab ein Kleid gefunden, in dem ich Jimmie Jo mal gesehen hab. Eins von denen, die man nie mehr vergisst, wenn man sie mal darin gesehen hat.«
»Erinnere mich nicht dran.«
»Nicht weit vom Haus entfernt ist eine große Öllache. Drumherum ist das ganze Gras tot, und das Öl sickert von unten hoch. Es ist sogar in einen Teich in der Nähe reingelaufen. Ich nehm an, das Land ist ein Vermögen wert.«
»Wie wahrscheinlich ist es, dass Jimmie Jo in diesem Öl gelegen ist?«
»Das würde passen. Jemand hat sie erschossen und sie drin rumgewälzt, sie und den Säugling, als so ne Art Botschaft.«
»Ich glaube, Jimmie Jo und Pete wussten von dem Öl und haben irgendwie versucht, ein krummes Ding zu drehen. Ich weiß nicht genau, was da gelaufen ist, aber irgend so was muss es sein.«
»Warum glauben Sie das?«
»Die Karten. Außerdem haben Hillbilly und ich im Gericht noch was anderes herausgefunden. Komm mit.«
Im Zelt sah sich Clyde beim Schein der Lampe an, was in der Kiste lag – die Originalkarten und die, die Sunset gestohlen hatte. »Dann versuchen also ein paar Weiße, Zendo Land wegzunehmen, weil es dort Öl gibt.«
»Ja. Und da er ein Farbiger ist, dürfte ihnen das nicht schwerfallen.«
»Vielleicht hat Zendo ihnen das Land verkauft.«
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Sunset. »Aber ich werde Zendo nicht danach fragen. Je weniger Zendo im Moment weiß, desto besser für ihn.«
»Warum haben die noch nicht mit Bohren angefangen?«
»Ich nehme an, sie sind noch nicht dazu gekommen. Da muss ja einiges vorbereitet werden. Vielleicht haben sie nicht genug Startkapital.«
Clyde ließ sich das durch den Kopf gehen. »Vielleicht«, stimmte er zu. »Die Namen auf dem Papier kenne ich, außer diesen McBride. Kennen Sie ihn?«
Sunset schüttelte den Kopf.
Clyde ließ sich auf den Stuhl sinken. »Waren Sie den ganzen Abend mit Polizeiarbeit beschäftigt, Sunset?«
»Nein.«
Clyde nickte. »Waren Sie beim Fest?«
»War ich.«
»Mit Hillbilly?«
»Genau.«
»Mögen Sie ihn?«
»Ja.«
»War sonst noch irgendwas los, außer dem Fest?«
»Nichts, das dich was anginge. Du solltest dich schämen, eine Dame so auszufragen.«
»Karen ist bei Marilyn, nicht wahr?«
»Ja.«
»Sie haben ihn nicht mit nach Hause gebracht, also lief es vielleicht nicht so gut.«
»Gut genug. Und es geht dich nichts an.«
»Sie sehen irgendwie aus, als würden Sie zehn Zentimeter über dem Boden schweben.«
»Ich sitze.«
»Das sagt man doch nur so. Sie wissen schon, was ich meine: Sie schweben auf Wolken.«
»Denk lieber nicht zu weit voraus, Clyde. Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett. Und du kannst dich zum Teufel scheren.«
»Ist es in Ordnung, wenn ich den Teufel versetz und gleich hier im Pick-up schlafe? Bei mir zu Hause ist es auch nicht besser. Eine Plane und Mücken.«
»Hier gibt es Moskitos.«
»Heute Abend hat mich nicht ein einziger gestochen.«
»Mach, was du willst, Clyde.«
»Gute Nacht, Sunset.«
»Gute Nacht, Clyde. Und es geht dich trotzdem nichts an.«
Als Karen am nächsten Morgen wach wurde, wusste sie einen Moment lang nicht, wo sie war. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie in dem Bett im Gästezimmer ihrer Großmutter lag. Sie erinnerte sich an den Film, den sie am Tag vorher mit ihr zusammen in Holiday gesehen hatte, und es war eine schöne Erinnerung, denn der Film – ihr erster Film – war sehr lustig gewesen. Allerdings konnte sie sich nicht lange an der Erinnerung freuen.
Rasch setzte sie sich auf, schwang die Beine über die Bettkante, sprang aus dem Bett, flitzte nur in Unterwäsche durch das Haus und über die mit Fliegengitter geschützte Veranda. Sie schaffte es gerade noch, die Fliegengittertür aufzureißen und die Stufen hinunterzuspringen, bevor sie sich übergeben musste. Es hörte und hörte nicht auf, und sie dachte schon, sie würde noch ihren Magen erbrechen, aber schließlich ließ das Würgen nach.
Sie ließ sich auf die
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