Kahlschlag (German Edition)
zwar nicht ein bisschen beteiligt, so wie du, sondern richtig beteiligt. So wie ich. So wie Henry. Aber nichts da. Nicht mit einem so alten Trick. Deswegen hat man mich hergeholt, damit ich das in Ordnung bringe. Und genau das hab ich gemacht. Du hättest nur sagen müssen: ›Diese Karten sind Eigentum der Stadt. Ich weiß nicht, wie die in Ihren Besitz gekommen sind, aber ich muss sie dahin zurücklegen, wo sie hingehören, und vielen Dank, dass Sie sie vorbeigebracht haben.‹ Wäre das nicht ganz einfach gewesen, Rooster?«
»Ja. Das war mir klar, sobald sie aus der Tür waren.«
»Aber da war es schon zu spät, nicht wahr, Rooster?«
»Ja, Sir.«
»Die Dinge liefen gerade so richtig gut hier. Ich hab mit diesem und jenem mein Geld verdient und musste nicht viel dafür tun. Andere haben das für mich erledigt, und das gefällt mir. Ich habe Karriere gemacht. Ich überlege mir was, und das wird dann erledigt, aber nicht von mir. Ich erledige nicht gern was, das nicht meine Aufgabe ist, und ich kümmere mich nicht gern um was, das mich nichts angeht. Und jetzt sorgst du dafür, dass ich mich doch drum kümmern muss. Die Frau ... wie heißt sie?«
»Sunset.«
»Das ist ja ein Knallbonbon von einem Namen. Ist das ein Spitzname?«
»Sie hat rotes Haar. Ihren richtigen Namen kenne ich nicht.«
»Gibt nichts Schöneres, als ne Frau auszuziehen und das rote Haar zwischen ihren Beinen aufgefächert zu sehen. Wenn sie mit den Hüften wackelt, ist das, als würde sie mit der roten Fahne den Stier anlocken. Aber darum geht es im Moment nicht, hab ich recht? Im Moment haben wir einen Buckel auf der Straße, und auf den hast du uns draufgefahren. Weißt du, was passiert, wenn man auf einen Buckel drauffährt, Rooster?«
Rooster schüttelte den Kopf.
»So ein Buckel kann einem die ganze Scheiße hinten aus dem Wagen raushauen. Und die fliegt dann überall rum. Verstehst du, was ich meine?«
Rooster nickte.
McBride fasste unter seine hässliche Perücke und kratzte sich am Kopf. »Wenn die Scheiße durch die Gegend fliegt, muss ich mich auf die Socken machen und mehr arbeiten als eigentlich nötig. Ist ja nicht so, dass ich ungern arbeite, aber ich mag nicht die Suppe auslöffeln, die mir jemand anderer eingebrockt hat, oder Probleme lösen, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Kannst du mir folgen, Rooster?«
»Ja, Sir.«
McBride zog kräftig an seiner Zigarre und blies den Rauch aus den Nasenlöchern. »Können wir der Schlampe die Karten vielleicht abkaufen? Würde sie sich auf so was einlassen?«
»Das glaube ich nicht. Sie scheint sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein. Ich denke, sie will was Gutes tun.«
»Eine Samariterin. Solche Leute können einem viel Ärger machen. Genau wie Christen oder Abstinenzler verbeißen die sich in etwas wie eine Scheißbulldogge, und dann lassen sie nicht mehr los, nicht mal, wenn es gar nicht gut für sie ist. Ich hasse Samariter. Gesetzeshüter oder Politiker, mit denen finde ich immer einen Weg. Sogar einen Priester kann man umdrehen, aber ein wahrer Christ oder Samariter – bei denen ist das nicht so einfach.«
»Vielleicht kann man Hillbilly umdrehen. Das ist Sunsets Deputy. Der weiß auch Bescheid. Wenn man dem mit ein bisschen Geld vor den Augen rumwedelt, kippt er vielleicht um und erzählt uns, was Sie wissen wollen, zum Beispiel, wo die Karten sind.«
»Ich kenne Hillbilly nicht und habe keine Ahnung, was er weiß oder was er tun wird. Du versuchst, jemand anderem deine Arbeit aufzuhalsen, Rooster. Das gefällt mir nicht.«
»Nein, Sir.«
»Wenn das hier den Bach runtergeht, könnten Henry und ich eine Menge Geld verlieren. Wir könnten sogar eingebuchtet werden, worauf ich nun überhaupt keine Lust habe. Ich war noch nie im Gefängnis, obwohl ich so manches gemacht habe, wofür sie mich hätten einlochen können. Und ich hab auch nicht vor, das zu ändern. Was du jetzt machen wirst, Rooster, ist Folgendes: Du gehst zu dieser Frau. Sag, du wärst neugierig geworden, hättest die Unterlagen angesehen, hättest festgestellt, dass sie nicht übereinstimmen, und dass du glaubst, jemand versucht, diesem Nigger ... wie heißt er noch mal?«
»Zendo.«
»Zorro sein Land wegzunehmen.«
»Zendo.«
»Sag ihr das. Appelier an ihre Samariternatur. Vermutlich gibt sie dir dann die Karten, weil sie annimmt, dass du dich drum kümmern wirst. Wenn nicht, haben wir ein Problem. Es gibt eine Menge Leute, Rooster, mit denen kann man ein Problem haben, und da lässt
Weitere Kostenlose Bücher