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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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den Kopf in die Schüssel mit dem Wasser und ließ ihn dort solange, wie er den Atem anhalten konnte. Als er prustend wieder hochkam und nach einem Handtuch griff, fühlte er sich nicht ein bisschen sauberer.
    Er stellte sich auf die Treppe vor dem Büro, sah die Straße hinauf zu der roten Wohnung über der Drogerie und dachte sich, er sollte eigentlich die Schrotflinte holen, zu McBride zurückgehen und ihn am Lauf lutschen lassen. Genau das sollte er tun. Er hätte dem Schwein den Schwanz abbeißen sollen, ihn mit den Zähnen packen und mit Stumpf und Stiel rausreißen. Was für ein Feigling er doch war. Lieber eine gebrochene Hand als das, was ihm von McBride angetan worden war.
    Er dachte noch ein bisschen über die Schrotflinte nach, glaubte aber nicht, dass er es fertigbringen würde. Und vielleicht würde der Versuch damit enden, dass die Waffe plötzlich in seinem Hintern steckte, McBride durchlud und den Abzug betätigte, bis die Munition alle war. Hier auf der Treppe vor seinem Büro im hellen Sonnenlicht war es leicht, mutig zu sein, aber da oben in dem muffigen Zimmer mit dem wenigen Licht und all den Schatten und McBride mit seiner hässlichen schwarzen Perücke – das war etwas ganz anderes. Und dann war da noch der Käfermann.
    Rooster überlegte, ob er sich eine von Sheriff Knowles’ Zigarren aus der Schreibtischschublade holen und sie rauchen sollte, als eine Art Reinigungsritual, um sich den Mund auszuräuchern. Aber je länger er über die großen fetten Zigarren von Sheriff Knowles nachdachte, desto weniger gefiel ihm die Idee.
    Er ging um die Ecke und sah, dass die Farbigen immer noch an der Kette hingen und schliefen. Auch Plug und Tootie schliefen noch. Sie waren mit Tau bedeckt, und Plugs Hut und Knie waren richtig nass davon. Rooster wollte seine überschäumende Wut beinahe schon an den beiden auslassen, weil sie eingeschlafen waren, aber dann überlegte er es sich doch anders. Er wollte nicht, dass sie wach wurden.
    Plötzlich fiel ihm eine Handvoll Heuschrecken ins Auge, die am Rand des Gebäudes hingen, und um seiner Wut endlich Luft zu machen, zerquetschte er ein paar von ihnen und wischte die Überreste an den Ziegeln ab.
    Er ging wieder nach vorn und stellte sich auf die Treppe. Als er sich gerade mit dem Rücken der sauberen Hand über den Mund wischte, kam ein blaues Auto die Straße entlanggefahren, machte einen Bogen um die ohnmächtige fette Frau und blieb dann mit laufendem Motor stehen. Die Beifahrertür wurde geöffnet, und Hillbilly stieg mit einem zusammengeschnürten Laken über der Schulter aus dem Wagen. Am Steuer saß ein Mann, den er gelegentlich in der Stadt gesehen hatte, aber nicht näher kannte. Das Auto fuhr weiter, am Büro des Sheriffs vorbei Richtung Gericht.
    Hillbilly blieb eine Weile auf der Straße stehen und musterte die fette Frau mit der Gründlichkeit eines Meeresbiologen, der einen gestrandeten Wal betrachtet, dann ging er auf Rooster zu und nickte.
    Rooster sagte: »Ich dachte, Sie arbeiten für den Constable.«
    »Manchmal«, entgegnete Hillbilly. »Heute hatte ich keine Lust. Und ich weiß auch nicht, ob ich noch mal Lust haben werde. Eigentlich bin ich Sänger und Gitarrenspieler. Gestern Abend hab ich gesungen, und das will ich auch weiter machen. Ich hab ein bisschen Lohn gekriegt, und dann bin ich hierher getrampt, um eine Gitarre zu kaufen. Wissen Sie jemanden, der eine verkauft?«
    Rooster schüttelte den Kopf.
    »Ihr Mund ist ganz rot. Haben Sie so ne Art Nesselfieber?«
    »Nein. Aber es gibt da etwas, das ich weiß. Dieses Mädchen, Sunset, das Sie ja anscheinend mögen ... Sie mögen die doch, oder?«
    »Ziemlich gern, in gewisser Weise.«
    »Sie steckt ganz schön in der Scheiße, mein Freund. Vielleicht können Sie ihr ja helfen.« Rooster konnte kaum glauben, dass er das gerade gesagt hatte. Es war ihm einfach so rausgerutscht.
    »Ich versuch, mich nur um meinen eigenen Kram zu kümmern«, erwiderte Hillbilly.
    Rooster warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Sie sind doch das Gesetz.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob ich noch irgendwie das Gesetz sein will. Sind Sie nicht das Gesetz? Wenn das irgendwas mit dem Gesetz zu tun hat, dann sind Sie das Gesetz. Ich hab den Dienst quittiert.«
    »Ich mag diesen Rotschopf.«
    »Verdammt, alle Männer mögen diesen Rotschopf.«
    »Das meine ich nicht. Sie ist eine, die sich was traut. Sie hat mehr Mumm als ich. Und den wird sie auch brauchen.«
    »Wieso das?«
    »McBride.«
    »John

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