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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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hielt er die Tasse mit dem Wasser und seinen Eiern, in der anderen eine Whiskyflasche.
    Am Abend vorher hatte er sich betrunken, und als er morgens aufgewacht war, hatte er sich so schrecklich gefühlt, dass er gleich noch einiges hinterherkippen musste, um den Kater in Schach zu halten. Aber jetzt war er nicht mehr betrunken, und er würde sich heute auch nicht betrinken. Stattdessen würde er sich anziehen und diesem McBride einen Besuch abstatten.
    Es dauerte eine Zeit lang, bis er sich so weit wieder berappelt hatte, aber schließlich gelang es ihm, sich anzuziehen und rauszugehen. Es war ein heißer Tag, und der Himmel wirkte schwer, obwohl er blau war, so als könnte er vielleicht herunterfallen und Hillbilly zerquetschen. Am Firmament hingen ein paar Wolkenfetzen, die aussahen wie Baumwollflocken, die jemand aus einer blauen Matratze herausgerissen hatte.
    Auf der Straße waren überall Staub und Heuschrecken. Auf einer Straße hatte Hillbilly noch nie so viele auf einmal gesehen. Auf einem Feld vielleicht schon, aber nicht so wie hier, wo sie mitten in der Stadt überall herumhüpften.
    Hillbilly watschelte leicht O-beinig durch die Heuschrecken hindurch die Hauptstraße entlang zu der Wohnung über der Drogerie hinüber. Er brauchte eine Weile, bis er dort ankam, und als er die Treppe hinaufstieg, war das äußerst schmerzhaft. Ihm tat alles weh, am schlimmsten aber hatte es sein Kreuz bei dem Sturz und seine Eier bei dem Tritt erwischt. Bei jedem Schritt fühlte es sich an, als würde ihm jemand mit einer Eisenstange auf diese beiden Stellen schlagen.
    Als er es bis zu dem Treppenabsatz geschafft hatte, klopfte er an die Tür, und kurz darauf wurde sie ihm von der blonden Hure geöffnet, die bei ihm gewesen war, als Sunsets alter Herr hereingestürmt war. »Sieh an«, sagte er. »Du kommst ja rum.«
    Sie musterte ihn einen Moment lang und sagte dann: »Weißt du, ich bin eben eine Hure.«
    »Oh, das weiß ich«, entgegnete Hillbilly.
    »Wie geht’s dir?«
    »Mir ging’s nie besser.«
    »Bist du auf der Suche nach mir?«
    »Ich hätte nicht mal gewusst, wo ich suchen soll. Also, nein. Bin ich nicht.«
    »Was willst du dann hier?«
    »Immerhin eine Frage, die ich dir nicht stellen muss, stimmt’s?«
    »Nein. Vermutlich nicht. Du hast immer noch nen Abschuss gut.«
    »Klar. Ist McBride da?«
    Sie nickte. »Geh, und ich sag ihm, du wärst ein Handlungsreisender gewesen.«
    »Wieso sollte ich?«
    »Ich hab so ne Ahnung, was du vorhast. Ich weiß nicht alles, aber ich hab hier doch genug mitgekriegt. Außerdem weiß ich, was mit dir passiert ist, also kann ich mir so einiges zusammenreimen. Zum Beispiel, dass du dich mit Hilfe der Männer hier an diesem weiblichen Constable und ihrem Vater rächen willst. Aber diese Leute, Hillbilly, die sind wirklich böse.«
    »Du kriegst ja tatsächlich ne Menge mit.«
    »Ich komme rum.«
    »Das glaub ich sofort. Aber, mein Schatz, ich bin auch böse.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Oh doch. Glaub’s mir.«
    Sie holte tief Luft und atmete langsam aus.
    »Du verkaufst deinen Arsch, und nebenbei machst du noch Türdienst?«, fragte Hillbilly.
    »Ich mach so ziemlich alles, was man mir sagt.«
    »Und ich sag dir, du sollst den Mann holen.«
    »Du bezahlst mich nicht. Ich mach das für Geld, Hillbilly. Du, du hast mir keinen Cent gegeben.«
    »Aber ich hab dich nett unterhalten.«
    »Du und alle anderen. Ich hatte gedacht, du und ich ...«
    Hillbilly grinste. »Jede Frau, die ich kennenlern, glaubt das.«
    Das Gesicht der Blonden verfinsterte sich. »Warte hier«, sagte sie.
     
    Es war ein prächtiges Stück Land, das einst mit Bäumen bewachsen gewesen war, aber die waren – mit Ausnahme von dreien – längst gefällt und in die Sägemühle gebracht worden. Die drei verbliebenen Bäume waren zwei Eichen und ein Tupelobaum. Die Eichen standen vor dem Haus, der Tupelobaum direkt daneben. Das Haus hatte zwei Stockwerke, eine Veranda, die sich um das gesamte Erdgeschoss herumzog, und um das Obergeschoss herum einen Balkon. Es war blütenweiß gestrichen, und das Gras, das man gepflanzt hatte, war von so vielen Schwarzen mit dem Rasenmäher kurz gehalten worden, dass sie gemeinsam einen Volksstamm hätten gründen können. Trotz der Trockenheit hatte man das kurze Gras kräftig bewässert, sodass es nach wie vor ziemlich grün war.
    Sunset fiel auf, dass das Haus deutlich mehr hermachte als Marilyns, dabei gehörte Marilyn ein Großteil der Mühle. Aber da stand es, Henrys Haus, so

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