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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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doch nen ganz brauchbaren Eindruck. Bisschen in die Jahre gekommen, wie ich auch, aber genau vor denen tut man sich besser in Acht nehmen, stimmt’s, Dad?«
    »Das stimmt«, entgegnete Lee.
    »Sie haben ne Weile gebraucht, bis dass Sie entschieden haben, dass Zendo vielleicht Hilfe braucht, oder?«
    »Ich glaube, bis heute Abend war mir nicht richtig klar, was ich wollte«, erwiderte Sunset. »Bis vor Kurzem, bevor ich mit Henry und McBride geredet habe, hat Zendo, glaube ich, noch nicht richtig in Schwierigkeiten gesteckt. Aber selbst da war ich mir eigentlich nicht sicher, was ich tun sollte. Und heute Abend habe ich dann mit Daddy geredet, und er hat einiges dazu gesagt, und dann ist mir das alles allmählich klarer geworden. Glaube ich jedenfalls. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass du besser auf Zendo aufpassen kannst als ich oder auch als Clyde oder Dad.«
    »Das glauben Sie?«
    »Du nicht?«
    »Vielleicht. Ich mach’s schon. Wenn Zendo Hilfe will. Aber Sie müssen was anderes machen. Sie müssen diese Männer aufhalten, die wo sein Land wollen. Ist das nicht Ihre Aufgabe als Gesetzeshüter?«
    »Ist es.«
    »Würd mir gefallen, wenn ein Farbiger richtig zu Geld kommt, und mit dem Öl könnte das was werden.«
    »Und es könnte ihn zur Zielscheibe machen«, warf Lee ein. »Wenn man im Grab liegt, kann man kein Geld ausgeben.«
    »Tja. Klar, so ist das. Weiße Leute können’s nicht gut ab, wenn ein Nigger zu Geld kommt, vor allem, wenn’s vielleicht mehr ist, als wie sie haben.«
    »Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist«, sagte Sunset.
    »Lady«, entgegnete Bull. »Sie können sich drauf verlassen, dass ich tu, was Sie wollen. Aber ich muss mich auch drauf verlassen können, dass Sie tun, was ich sag. Sie müssen diese üblen Schurken zur Strecke bringen. Verhaften oder was sonst nötig ist, das müssen Sie tun.«
    »In Ordnung.«
    »Hast du eine Waffe, Bull?«, fragte Lee. »Ich könnte mir vorstellen, dass du sie brauchen wirst.«
    Bull zog sein Hemd hoch. In seinem Hosenbund steckte eine kleine Pistole. »Die ist nur für aus der Nähe. Im Wald dort lehnt an einem Gummibaum ne Flinte Kaliber zehn. Ich hab mir gedacht, Sie könnten sich eher für mich erwärmen, wenn ich nicht mit der in der Hand hier auftauch.«
    »Kaliber zehn reicht«, sagte Lee.
    »Wem sagen Sie das«, erwiderte Bull.
    »Sunset, kannst du sonst noch jemanden um Hilfe bitten?«, fragte Lee. »Je mehr, desto besser.«
    »Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wen Henry in der Hand hat und wen nicht. Ich weiß nicht, wer alles zum Klan gehört. Ich könnte es bei dem einen oder anderen versuchen, aber ich fürchte, je mehr Leute von der Sache wissen, desto größer wird unter Umständen das Problem. Ich könnte Leute ansprechen, von denen ich glaube, sie stehen auf meiner Seite, und in Wirklichkeit halten sie zu Henry.«
    Lee nickte. »Das klingt schlüssig.«
    »Und Sie, Mädel?«, fragte Bull. »Ihre Familie? Haben Sie da dran gedacht?«
    »Unablässig. Ich habe schon überlegt, Karen zu ihrer Großmutter zu schicken, aber dadurch würden wir Marilyn nur noch zusätzlich mit reinziehen. Das wäre auch nicht sicherer. Goose weiß natürlich nicht, was los ist. Sollte er aber vermutlich, damit er entscheiden kann, ob er bleibt oder lieber verschwindet. Und Clyde weiß alles, nur von dir weiß er nichts.«
    »Ist das der da drüben mit dem Fuß auf dem Armaturenbrett?«, fragte Bull und zeigte auf Clydes zerbeulten Pick-up, der in der Auffahrt stand.
    Sunset nickte. »Genau.«
    »Na gut«, sagte Bull. »Ich weiß, was ich zu tun hab. Ich geh zu Zendo und red mit ihm.«
    »Wann?«, fragte Sunset.
    »Ich denk, wo ich eh nicht viel schlaf, da geh ich jetzt gleich hin, bleib bis zum Morgen dort, und wenn Zendo rauskommt, um zu arbeiten, dann red ich mit ihm.«
    »Wohnt Zendo in der Nähe?«, fragte Lee.
    »Nein«, antwortete Bull. »Aber ich geh quer durch den Wald, da schneid ich was ab vom Weg.«
    »Ich habe einen besseren Vorschlag: Ich fahre dich hin und lasse dich in der Nähe raus«, sagte Lee. »Jedenfalls, wenn Sunset mir ihr Auto leiht und du mir den Weg zeigst.«
     
    Nachdem Bull seine Flinte geholt hatte und Lee mit ihm davongefahren war, ging Sunset zu dem Pick-up, in dem Clyde lag, und sah hinein. Plötzlich schien ihr eine Taschenlampe ins Gesicht. Sie zuckte zusammen und legte die Hand an die Augen.
    »Tut mir leid«, sagte Clyde, setzte sich auf und machte die Lampe aus.
    »Ich dachte, du schläfst«,

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