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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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auffällig wie eine Zecke auf einem Patrizierarsch, und es war ihm völlig gleichgültig, dass man sich bei seinem Anblick fragte, woher wohl das ganze Geld gekommen war.
    Sunset hatte ihr Auto vor dem Haus abgestellt und war sitzengeblieben, um sich alles anzuschauen.
    »Die Veranda ist groß genug, um drauf zu wohnen«, sagte Clyde, der sie begleitete.
    Sunset stieg aus und ging quer über den Rasen. Clyde eilte ihr hinterher. Sunset klopfte an die Tür. Sie wurde ihnen von einer großen fetten Farbigen geöffnet, die ein Tuch um den Kopf geschlungen hatte und ein bodenlanges Kleid mit so vielen Mustern trug, dass einem ganz schwindelig wurde. Von drinnen ertönte ein Scheppern. Es kam und ging, war aber ziemlich regelmäßig.
    »Ja, Ma’am, was wünschen Sie?«, fragte die Farbige.
    »Henry«, entgegnete Sunset. »Ich möchte zu Henry.«
    »Ich geh und frag ihn.«
    »Nein«, widersprach Sunset. »Das geht schon in Ordnung. Wir kommen einfach rein.«
    »Ich muss vorher fragen, ob ich Sie reinlassen darf. Ich hab den Job hier gerade erst gekriegt.«
    »Vielleicht bleibt das nicht lange dein Job. Tut mir leid.«
    »Sie ist der Constable«, fügte Clyde hinzu.
    Das Dienstmädchen betrachtete die Polizeimarke an Sunsets Hemd. »Ja, das ist sie. Und mit dem Gesetz leg ich mich nicht an.« Sie trat zur Seite, und Sunset und Clyde gingen hinein.
    »Wo ist er?«, fragte Sunset. Das Dienstmädchen zeigte mit dem Finger nach hinten, und im selben Moment hatte Sunset ihn auch schon entdeckt. Er stand vor einem großen Kaminsims, nahm Keramiknippes herunter und warf ihn mit voller Wucht zu Boden. Als sie auf ihn zugingen, hielt er gerade eine rosa Katze in der Hand. Dann ließ er sie fallen, und ihre Scherben gesellten sich zu denen, die bereits dort lagen.
    Henry drehte sich zu ihnen um. »Ich hasse diese Dinger«, sagte er. »Meine Frau hatte die überall rumstehen.«
    »Nette Art, die Erinnerung an sie zu bewahren«, entgegnete Clyde. »Einfach ihren Nippes zerschmettern.«
    Henry lächelte süffisant. »Was willst du, Mädel? Hast du über das nachgedacht, was ich dir neulich gesagt habe?«
    »Habe ich.«
    »Nachdem er dabei ist, hast du dich wohl gegen meinen Vorschlag entschieden.«
    Sunset nickte.
    »Deine Entscheidung, Mädel. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Und jetzt verschwindet.«
    »Ja, wir verschwinden«, entgegnete Sunset. »Aber mit dir.«
    Henry fiel die Kinnlade herunter. »Du willst mich doch nicht verhaften?«
    »Doch.«
    »Und weswegen?«
    »Wegen allem, was du mir neulich erzählt hast.«
    »Gar nichts habe ich dir erzählt. Das war nur so dahingeredet. Da steht mein Wort gegen deins.«
    »Ich bin das Gesetz. Du hättest das nicht dem Gesetz erzählen sollen.«
    Henry machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Ich habe geglaubt, ich könnte vernünftig mit dir reden. Ich habe ein paar Dinge gesagt, die ziemlich grob waren, aber ich dachte, du hörst auf mich. Ich dachte, du wärst vernünftig.«
    »Da hast du dich wohl geirrt«, entgegnete Sunset. »Clyde. Nimm ihn mit. Falls er sich widersetzt, gib ihm was auf die Hörner, aber nicht zu knapp.«
    Clyde ging auf Henry zu und sagte: »Widersetzen Sie sich, Henry. Machen Sie mir die Freude.«
    Er packte Henry am Arm, und als sie das Haus verließen, fragte das Dienstmädchen: »Wollen Sie, dass ich den Saustall dahinten zusammenfegen tu?«
    Henry gab keine Antwort.
    »Geben Sie mir meinen Lohn?«
    Henry antwortete immer noch nicht.
    »Dann machen Sie eben selber sauber, das sag ich Ihnen. Ich hab nix gegen das Nippeszeugs.«
     
    »... und ich kann Ihnen helfen«, sagte Hillbilly am Ende von etwas, das einer Schmährede gleichkam, und als er das sagte, versagte ihm fast die Stimme. Er konnte nur hoffen, dass er nicht zu sehr schwitzte. Es war heiß in der Wohnung, aber er schwitzte deutlich mehr als der Mann ihm gegenüber, McBride. McBride hatte sich einen Stuhl direkt vor Hillbilly gezogen, den er auf ein niedriges Sofa an der Wand komplimentiert hatte.
    Hillbilly saß dort mit den Händen im Schoß und dachte ausnahmsweise mal nicht daran, wie weh ihm alles tat, denn dieser McBride ... wie der ihn ansah, da wurde ihm ganz übel. Noch dazu, wo der Kerl so eine komische Perücke und eine bescheuerte Schürze trug, so ein Teil mit Rüschen, das von der Brust bis zu den Knien reichte und mit roten Spritzern übersät war. Aber bei ihm wirkte das weder weibisch noch lustig. Nicht bei diesem Mann.
    Vielleicht kam er ja langsam in

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