Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Wenn wir den Sieg davongetragen haben, stehen dir zahlreiche Positionen offen. Die Beförderung zum Tribun? Möchtest du Dux werden oder Comes? Du machst dich sicher auch gut außerhalb der Armee, als hoher Verwaltungsbeamter! Oder du bleibst bei Hofe und dienst in einer herausragenden Stellung in meinem engsten Kreise. Mitglied des Konsistoriums? Prätorianerpräfekt?«
»Heermeister«, meinte Levantus. »Ich will das nicht werden.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Volkert. »Wenn es geht, sollten wir Rheinberg überreden, den Posten zu behalten.«
»Kluger Mann«, lobte Sedacius. »Ja, wir müssen die Zeitenwanderer auf unsere Seite bringen, und dies zu erreichen, wird Rheinberg der Schlüssel sein.«
Volkert seufzte. »Die Provinz hört sich gut an, Tribun. Aber es gibt eine andere Sache, um die ich Euch bitten werde, wenn es so weit ist. Sie ist privater Natur. Ihr habt dann die Macht, dieses Problem für mich zu lösen. Ich werde es vorbringen, wenn die Zeit gekommen ist.«
Secundus lächelte wissend. Er war der Einzige, der genau über Volkerts private Sorgen mit Julia Bescheid wusste. Und er ahnte auch, was die Bitte seines Freundes sein würde: die Ehe mit Martinus Caius per kaiserlichem Dekret zu scheiden und damit Volkert die Möglichkeit zu eröffnen, ganz offen mit der Frau seines Herzens ein gemeinsames Leben aufzubauen – und ihrem Kind, das mittlerweile geboren sein musste.
Sedacius ergriff Volkerts Schulter. »Trag die Bitte vor, Zenturio, und ich will sie dir gewähren, das ist mein Versprechen. Und wenn es ein ruhiger Provinzposten sein soll, dann sei auch das versprochen.«
Volkert fühlte sich jetzt besser. Es war ihm egal, was für einen Posten er erhielt. Wenn Sedacius sein Versprechen wahr machen würde, ihm bei seinem Problem mit Julia zu helfen, dann war dies für ihn Ansporn genug, bei dessen Umsturzplänen mitzumachen.
Bei Weitem genug Ansporn.
4
Freiherr von Klasewitz erinnerte sich gut an Ravenna, hatte er die Stadt, wenngleich etwas überstürzt, doch vor nicht allzu langer Zeit erst verlassen. Seine Rückkehr war die eines Siegers, aber ihr fehlte der Triumph. Als er durch die verkohlten Reste des »deutschen Dorfes« gestapft war, bis hin zur Küste und dem langen Pier, an dem einst die
Saarbrücken
vertäut worden war, hielt sich seine Freude doch sehr in Grenzen.
Britannien war weit, sehr weit. Und Maximus, nun Imperator, verlangte nach weiteren Kanonen. Ein verständliches Verlangen, hatten die Batterien des Freiherrn während der Schlacht gegen Gratians Truppen doch nicht unerheblichen Schaden angerichtet. Und von Klasewitz musste Kanonen liefern, denn von diesen hing unter anderem ab, wie weit er sich in der Gunst des Imperators halten konnte, um seine eigene Chance abzuwarten und zu ergreifen.
Seine Hoffnung war es gewesen, zumindest einige der Anlagen von Dahms übernehmen zu können, um dort die Produktion wieder zu beginnen. Diese Hoffnung hatte sich nun zerschlagen. Der Verräter gab zu, dass er seine ehemaligen Kameraden da unterschätzt hatte, ganz gewaltig sogar. Andererseits hatte es ja auch andere Pläne für die Mannschaft der
Saarbrücken
gegeben, ein Giftanschlag war vorgesehen gewesen. Bis heute hatte man nicht herausfinden können, woran dieser Plan eigentlich gescheitert war. Fakt war, dass der Kleine Kreuzer unbehelligt abgelegt hatte, begleitet von nunmehr insgesamt drei weiteren der neuen Dampfsegler. Der letzte hatte wie zum Hohn weiße Dampfwolken in den Himmel gestoßen, als die Truppen des Maximus bereits in Ravenna einmarschiert waren. Er würde die Kunde vom Fall der Stadt mittlerweile sicher nach Konstantinopel gebracht haben.
Von Klasewitz gestattete sich ein Lächeln. Nicht dass dies Rheinberg jetzt noch sehr viel nützen würde. Maximus hatte sich einmal mehr als sehr weitblickender Stratege erwiesen. Wenn alles klappte, würde sich die Inbesitznahme des Kleinen Kreuzers nur um einige Wochen verzögern, bestenfalls Monate.
Von Klasewitz respektierte die Arbeit von Dahms. Insbesondere die Entwicklung der Dampfsegler war eine ganz ausgezeichnete Leistung gewesen . Obgleich die gelegten Feuer viel vernichtet hatten, waren den Angreifern doch Konstruktionsunterlagen in die Hände gefallen, offenbar aus einem früheren Planungsstadium, sodass sie unabsichtlich bei der Vernichtungsaktion übersehen worden waren. Für den Freiherrn eine ausgezeichnete Grundlage für die eigene Arbeit. Maximus hatte ihm das Kommando über die
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