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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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egal. Er blickte Alewar und Fridunanth an, die ihn auf der Reise nach Gallien begleitet hatten. Seit seiner Ernennung zum Ritter, dicht gefolgt von seiner Berufung zum Senator für die Goten, waren keine drei Monate vergangen. Er hatte ein Haus in Ravenna bezogen – wieder und immer noch die Hauptstadt des geeinten Reiches – und ein weiteres im östlichen Siedlungsgebiet seines Volkes. Sein persönliches Gefolge war klein und bestand aus verlässlichen Männern, die schon während des großen Exodus seiner Familie gedient hatten. Nach all den Erfahrungen, die Godegisel hatte durchmachen müssen, reiste er nur noch ungern allein.
    Er trat ins Freie, das Pferd am Zügel führend.
    Einer der Köhler sah auf, wirkte überrascht, bemerkte die gute Kleidung, die drei Pferde, die Schwerter und Bögen, das schöne Zaumzeug. In seinem Kopf machte offenbar etwas »Klick!« und er stieß seinen Kollegen an, nahm die Kappe vom Kopf, stand auf, verbeugte sich.
    »Herr, ich grüße Euch!«, sagte er mit ergebener Stimme. Godegisel nickte nur.
    Er war nicht hier, um Leuten Angst zu machen.
    »Keine Sorge. Ich störe dich nicht lange, Köhler. Ich bin auf der Suche nach jemandem.«
    Die Erleichterung war den Gesichtern der beiden Männer anzusehen. Der Sprecher hob die Schultern.
    »Außer uns ist hier niemand, Herr, weit und breit nicht. Ich kann Euch den Weg ins nächste Dorf weisen, wenn Ihr dies wünscht.«
    »Danke, da komme ich gerade her. Ich suche eine Köhlerstochter, deren Vater vormals im Besitz dieser Köhlerei gewesen ist. Ihr Name ist Pina.«
    Die beiden Männer wechselten einen Blick, den Godegisel nicht zu deuten wusste.
    »Herr, die Verwaltung hat Pina die Köhlerei genommen, da Frauen keine Köhler sein dürfen.«
    Der junge Gote nickte. »Diese Gesetze werden gerade geändert.«
    Die beiden Männer wirkten unsicher. »Davon haben wir gehört, Herr. Wird man uns dann wieder alles wegnehmen?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    Erleichterung bei den Köhlern, doch Godegisel wurde ein wenig ungeduldig.
    »Was ist aus Pina geworden?«
    »Sie ging ins Dorf. Sie arbeitet in einer der beiden Tavernen, habe ich gehört. Sie hat … man hat ihr nicht viel Geld gegeben für die Köhlerei.«
    Jetzt schlug die Unsicherheit der Männer in eine Andeutung von Angst um.
    »Herr, wir betreiben die Köhlerei nur. Ein Beamter hat sie sich unter den Nagel gerissen und dafür gesorgt, dass der Kaufpreis sehr niedrig war. Wir können nichts dafür«, beeilte sich der Sprecher zu sagen und verkrampfte seine Hände etwas in die Kappe.
    Godegisel holte tief Luft. »Ich beschuldige niemanden.«
    Sie alle wussten, dass die Arbeit in einer Taverne nur im allergünstigsten Falle darauf begrenzt war, die Gäste mit Speis und Trank zu bedienen. Es wurde eher erwartet, dass die Schankmädchen – ungeachtet der Frage, ob sie überhaupt noch »Mädchen« waren oder nicht – auch anderweitig diensteifrig zu Gebote standen.
    »In der Taverne also?«
    »Ich weiß nicht, in welcher, aber ich habe es gehört.«
    »Ich danke dir.«
    Godegisel gab dem Mann zwei kleine Münzen, die dieser sofort verschwinden ließ, und wandte sich ab. Minuten später saßen sie wieder auf den Pferden und folgten dem Waldweg, der auf die Militärstraße führte. Godegisel fühlte sich nicht wohl. Was geschehen war, hätte er natürlich vorhersehen sollen. Wäre er geblieben, so wäre Pina diese Erniedrigung möglicherweise erspart geblieben.
    Er konnte nur noch hoffen, dass es nicht so schlimm war, wie er befürchtete, und dass er wieder etwas gutmachen konnte. Er erwartete nicht, dass Pina ihn mit offenen Armen begrüßen würde, aber vielleicht würde sie sein Angebot annehmen – ein kleines Haus, ein Einkommen, keine Verpflichtung.
    Godegisel wollte nichts schulden, niemandem, und genauso, wie er damals dem Vorarbeiter in Ravenna seinen Lohn und die Arbeitskleidung zurückgegeben hatte, war er getrieben von dem Verlangen, seine Schuld bei Pina, der Köhlerstochter, gleichfalls abzutragen.
    Es trieb ihn auch noch etwas anderes, dies aber verbarg er tief in sich. Es war eine Hoffnung, die nach all der Zeit, nach seinem rücksichtslosen Verschwinden kaum genährt werden durfte. Aber er war ein Mensch, und Menschen hofften.
    In der ersten der beiden Tavernen hatten sie kein Glück, jedenfalls fanden sie Pina dort nicht vor. Sie wurden dort vom Wirt aber auch in das andere Etablissement verwiesen, und das mit einem wissenden Grinsen, das Godegisel keine Freude

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