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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gegenübersteht, wird mit jeder Minute länger, die ich darüber nachdenke.«
    »Und in dieser Situation willst du dein Amt aufgeben?«, hakte Neumann nach. Er bemühte sich, einen Unterton der Missbilligung so weit wie möglich zu vermeiden. Doch Rheinberg kannte den Arzt lange genug, um zu ahnen, wie diese Frage gemeint war.
    »Ja, mein Entschluss steht fest. Mit dem Ende unserer Infanterie stehen uns ohnehin keine zentralen Machtmittel für Landschlachten mehr zur Verfügung. Wir werden auf den Vorarbeiten des verblichenen von Klasewitz aufbauen und die Artillerie weiterentwickeln, und Dahms wird die Gelegenheit zur Verfolgung weiterer Vorhaben bekommen. Aber die kommenden Schlachten sollten von jemandem geführt werden, der Erfahrung im Kampf zu Land hat und gleichzeitig in der Lage ist, taktisch die Neuerungen sinnvoll mit den bewährten Methoden der Legionen zu verbinden. Diese Person bin nicht ich.«
    Der letzte Satz hatte ziemlich kategorisch geklungen, und Neumann wusste, wann ein Thema in einer Diskussion bei einem toten Punkt angekommen war. Er nickte daher nur und akzeptierte die Entscheidung, die sicher einiges für sich hatte. Einen neuen Heermeister zu finden, der die von Rheinberg genannten Qualitäten hatte und gleichzeitig bereit war, einem Kindkaiser gegenüber Loyalität zu zeigen, gehörte sicher auf die große Liste der Herausforderungen, von der er gesprochen hatte. Diese Wahl zu treffen, würde eine der wichtigsten Hinterlassenschaften Rheinbergs sein.
    Neumann wollte noch eine Anmerkung zu einem anderen Thema loswerden, als die Zelttür umgeschlagen wurde und ein römischer Offizier eintrat. Er machte ein besorgtes Gesicht, was sofort alle elektrisierte. Die Aufregung der Schlacht lag noch nicht lange genug zurück, um nicht damit zu rechnen, dass das Schicksal weitere böse Überraschungen bereithielt.
    »Herr, etwas tut sich in den Legionen«, meldete der Mann und schien unschlüssig zu sein, wie er fortfahren solle. Rheinberg erhob sich mit alarmiertem Gesichtsausdruck.
    »Was ist passiert?«
    »Es hat eine große Versammlung aller Offiziere gegeben. Sie haben dann beschlossen, mit den Truppen zu reden.«
    »Bitte?«
    Der Mann fühlte sich unwohl in seiner Haut. Er war Offizier, ein Legat, und er musste daher genau wissen, was vorgefallen war. Offenbar war er ausgesucht worden, dem Heermeister die Nachricht zu überbringen. Der Mann war jung und hatte ein ausgesprochen harmlos wirkendes, rundes Milchbubengesicht. Möglicherweise war dies das ausschlaggebende Auswahlkriterium für diese Aufgabe gewesen.
    »Wenn Ihr mir folgen wollt … es wird Euch nichts geschehen, Heermeister. Es geht darum, dass wir Euch über gewisse … Entscheidungen informieren wollen. Die aksumitischen Gäste sind ebenfalls herzlich eingeladen. Es ist alles ganz friedlich.«
    Die Besorgnis Rheinbergs schwand ein wenig. Der Mann klang aufrichtig genug. Er winkte den anderen und gemeinsam verließen sie das Zelt. Als sie draußen standen, stellten sie fest, dass die Legionen außerhalb des Feldlagers angetreten waren. Rheinberg und Neumann wechselten einen Blick, dann folgten sie dem Offizier, marschierten aus dem Lager hinaus. Jetzt überkam sie doch wieder eine gewisse Beklemmung. Rheinberg kannte die Geschichte Roms und die Art und Weise, wie die Legionen über die Jahrhunderte Politik gemacht hatten. Die harten Männer in den Uniformen des Reiches hatten die Angewohnheit, diese Härte auch gegen ihre eigenen Anführer zu richten, so diese nicht mehr ihren Erwartungen entsprachen. Die Konsequenz war, wenn man Glück hatte, dass man in einen privaten Raum zurückkehren durfte, um sich in sein eigenes Schwert zu stürzen.
    Rheinbergs Bauchmuskeln spannten sich an. Er bemühte sich um Selbstbeherrschung, aber seine historische Bildung machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Es war manchmal einfach nicht gut, zu gut informiert zu sein.
    Sie wurden auf den Platz geführt.
    Erst jetzt erkannte Rheinberg, dass die Legionen in einem Rechteck um ein kleines Podium gruppiert waren. Es erinnerte ihn erst auf fatale Art und Weise an einen Richtblock, auf dem öffentliche Exekutionen zelebriert wurden. Er schaute in die Gesichter der Männer, suchte und fand keinen Hass, keine Wut – nein, die Stimmung schien vielmehr eher gelöst zu sein, er sah Männer lächeln, einige nickten ihm zu, alle wirkten ausgesprochen entspannt, ja fast fröhlich.
    Diese Atmosphäre übertrug sich ein wenig auf Rheinberg, der tief Luft holte

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