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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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Vorstellung eine Fehlkoordinatierung der Welt, des Universums, zugrunde liegt. So wie man auch auf die Idee kommen könnte, dass die Erde am Nordpol entspringt, weil sichda alle Längengrade treffen und der 90. Breitengrad zu einem Punkt zusammenschrumpft.
    Die Endlichkeit des Weltraums erkläre ich ihr so: »Wenn man auf der Erde immer weiter nach Osten geht, kommt man von Westen her wieder genau dort an, wo man herkam. Genauso kommt man wieder am Ausgangsort und sogar an der Ausgangszeit an, wenn man im All immer weiter nach oben in die Zukunft geht. Dann kommt man von unten aus der Vergangenheit im Jetzt wieder an. In einer anderen Dimension.«
    Gedankliche Stille, bis ich fortsetze:
    »Alles wiederholt sich, wie eine in sich geschlossene Schwingung. Im nächsten Leben bin ich vielleicht du oder ganz woanders. Erst durch die Körperung wird die Welt erlebbar! Das ist alles wie mit dem Oben. Jeder Mensch auf der Erdoberfläche sieht den Himmel oben und die Erde unten. Doch ist das Oben in Europa ein ganz anderes als in Australien. Das sieht man daran, dass man bei uns den Großen Wagen sieht und in Australien das Kreuz des Südens als Richtungsweiser hat.«
    Immer wieder führen wir so endlose Gespräche über philosophische Themen. Sie findet genauso wie ich die Urfragen nach dem Woher, dem Sein und dem Wohin äußerst spannend. Und was es so interessant macht, ist, dass wir auf verschiedenen Wegen oft zum selben Ergebnis kommen.
    Um noch ein bisschen genauer in die Weiten des Alls zu blicken, reserviere ich für uns die Sternwarte auf dem Dach des Physikgebäudes der Kieler Universität. Es macht mir viel Freude, ihr viele Dinge zu zeigen, die sie so noch nie vorher gesehen hat. So erhellen wir uns die dunkelnde Zeit. Die Zeit akuten Sonnenmangels hellen mittlerweile auch unzählige Kerzen und sonstige Erleuchtungen auf. Der Höhepunkt des alle Jahre wieder aufkommenden Lichterglanzes, Weihnachten, kommt immer schneller immer dichter. Diesmal wird es ein ganz besonderes Weihnachten! Denn diesmal habe ich eine Freundin, meine Freundin dabei!
    Aber dieses Weihnachtsfest stellt mich auch vor bislang unbekannte Herausforderungen. Geschenke. Und die gleich im Doppelpack. Denn Martina hat auch noch ausgerechnet Weihnachten Geburtstag. In mir macht sich Verzweiflung breit. Ich habe einfach keine Ahnung, was ihr gefallen könnte.
    Natürlich gibt es die Plattlösung »Blumen und Pralinen«. Doch das ist mir zu einfach. Tagelang quäle ich mich mit diesen Gedanken. Ich bin wie gelähmt, kann an nichts anderes mehr denken. Solange ich keine Lösung finde, bin ich regelrecht handlungsunfähig. Was gibt es, das uns verbindet, etwas, das so nur von mir kommen kann, und etwas, das ihr trotzdem gefällt? Ich habe gesehen, dass sie Bücher mag. Sie liest gerne und viel. Und sie interessiert sich für fremde Kulturen. Als ich daran denke, dass ich später einmal mit ihr die Straßen der Welt abfahren möchte, kommt mir eine Idee.
    In einer Kieler Buchhandlung stoße ich auf ein dickes, illustriertes Buch. Kunst und Kultur entlang der Seidenstraße . Das ist es. Das machst du. Das kaufst du.
    Zwei Wochen später fahren Martina und ich wieder nach Gadenstedt, in die States of Japetus on Earth. Jetzt stehen wir gemeinsam an der Schwelle zu derjenigen Kirche, in die ich als Kind an jedem Heiligen Abend hineingegangen bin. Die Kirche, in der immer das helle und kreisende Sternen-Glockenspiel zum allerletzten Lied, O du fröhliche , den Beginn des Weihnachtsfestes einläutet.
    Zu Hause erwartet uns der Geruch, der jedes Weihnachten in der Kindheit begleitete. Der Duft von frischen Orangen und Tannenzweigen.
    Die Locken hat früher oft gesagt: »Da haben wir die Bescherung!« Und wenn sie das sagte, dann war immer etwas passiert, das ihr nicht passte. Deshalb mag ich dieses Wort gar nicht – Bescherung, das klingt nach »Scheiße«. Und Weihnachten ist alles andere als Scheiße. Ich spreche lieber schlicht vom Geschenkeauspacken.
    Als mein Gnubbelchen unter dem Weihnachtsbaum auch das von mir für sie vorgesehene Geschenk entdeckt und entwickelt, erhalte ich keine klare Rückmeldung, ob ihr das Buch nun gefällt oder nicht. Dass es sich um ein Buch handelt, konnte sie bereits durch das Tarnpapier fühlen.
    Unabhängig davon entdecke ich im Geschenkewald unterm Weihnachtsbaum auch etwas für mich von ihr. Es ist flach und biegsam. Beim heiteren Geschenkeraten, was sich denn hinter dem bunten Tarnpapier verbirgt, versage ich auf ganzer

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