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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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die du selber mitgebracht hattest. Das kam nicht gut an!«
    »Ich wollte halt wissen, ob die Assistenten nur die Steine kannten, die in der Kiste waren, oder ob sie wirklich Ahnung von Geologie hatten!«
    »Die anderen fühlten sich genervt! Irgendwie hatte ich auch den Eindruck, dass du von irgendetwas ablenken wolltest, dass du dich hinter deinen Witzen versteckst!«
    Ja, ich hatte ihr gerne Witze erzählt, um kurzweiligen Gesprächsstoff zu haben. Ich dachte, Witze aller Art würden sie unterhalten. Daher fragte ich sie:
    »Ablenken, wovon, verstecken, wovor?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass du hinter einer Art Mauer bist! Du bist liebenswürdig, keine Frage, aber ich komme irgendwie nicht richtig an dich ran.« Und dann nach einer Pause: »Stefan ist mein Freund – und das soll auch so bleiben.«
    Während ich so das Straßenpflaster musterte, wandte sie sich ab und fuhr davon. Ich schaute ihr so lange nach, bis sie unten an der Kreuzung verschwand. Denn ich fühlte, wie ein wichtiges Kapitel in meinem Leben zu Ende ging.
    Ja, dass sie zu ihrem Freund steht, das ist eigentlich eine sehr wertvolle Eigenschaft, die ich mir auch von einer Freundin wünschen würde. Und wenn sie Stefan für mich verlassen würde, würde sie gerade diese wichtige Eigenschaft verlieren. Da wird mir klar, dass ich mich zukünftig nur noch mit einer Frau anfreunden kann, die definitiv noch keinen Freund hatte, also jungfräulich ist!
    Irgendwie bedanke ich mich im Stillen für diese allererste wirklich umfassende, unverhüllte Rückmeldung von Gesa. Es ist ein Schock. Aber auch ein wertvolles Feedback, das ich mir unbedingt zum Feedforward machen muss. Mir wird klar: Eine Liebe beruht nun mal auf Gegenseitigkeit, wenn von der anderen Seite nichts kommen kann, dann geht es eben nicht. Dann ist es gut so. Dann muss jetzt Schluss sein, alles andere wäre wirklich ein Irrweg.
    Noch vor einem halben Jahr hatte ich nichts, aber auch gar nichts gefühlt. Ich war kalt, total kalt. Und jetzt hätte ich diese Gesa am liebsten nicht mehr hergegeben. In meinem Zimmer lege ich Musik in meinen Kassettenrekorder. Bei der Melodie von Room with a view , Zimmer mit Aussicht, überkommen mich die Gefühle. Ich gehe auf den Flur, um dort am Fenster zu sein. Am Fenster , ja, so hieß auch mal ein Lied, das ich immer wieder und wieder abspielte. Damals, als ich sechzehn war und ich beobachtete, wie alle anderen sich menschlich von mir immer weiter entfernten.
    Nun bin ich melancholisch. Ich war genau genommen immer allein. Aber es hat mich nie wirklich gestört. Ich genoss es zu reisen, ich genoss Amerika, ich genoss Island, die Kanarischen Inseln, immer mit mir selbst. Keiner quatschte dazwischen, keiner nölte mich voll, keiner wollte was von mir. Ich bestimmte, wo es langgehen sollte, und da ging es auch lang, ohne Wenn und Aber. Das war ein schönes Gefühl.
    Und nun zeichnen sich in mir konkurrierende Sehnsüchte ab: Zum einen die Sehnsucht nach Erhalt und Beherrschung der Situation. Undzum anderen die Sehnsucht nach menschlicher Geborgenheit und Heimat in einer eigenen Familie. Wie kriege ich das bloß zusammen? Ich glaube verschwommen zu ahnen, dass da noch ganz andere, für mich bislang äußerst nebulöse Dinge eine Rolle spielen.
    »Gott, Manitu, Allah oder wie du auch immer heißen magst, wenn da ein Weg für mich existiert, dann lass mich ihn finden!« So bete ich mich gerne voran. Mein Weg wird kein leichter sein, denn bisher waren immer nur die Wege ausgeschildert, die nicht zu mir passen. Denn für schwierige, nicht alltägliche Wege über himmelhohe Gebirge und abgrundtiefe Schluchten scheint es keine Wegweiser zu geben. Da hilft nur Gott.
    In ewig echoenden Gedanken versunken lege ich mich auf mein Bett. Mitsamt Klamotten schlafe ich schließlich darüber ein.
    Über Weihnachten rette ich mich erst einmal auf meine Insel, indem ich nach Hause, in mein Elternhaus, fahre. Dort bin ich allein, aber nicht einsam. Die verbleibende Studienzeit bis zur Abgabe der Diplomarbeit werde ich von dort managen. Und die Prüfungsvorbereitungen werde ich auch von zu Hause machen. Ich muss dafür nicht jeden Tag an der Uni anwesend sein.
    Wenige Monate später, nach viereinhalb Jahren Studium, habe ich mein Diplom geschafft: Diplom-Geophysiker steht auf der Urkunde der Universität. In der Geologieprüfung wurde ich Dinge gefragt, die so einfach waren, dass ich diese Prüfung sogar mit meinem Wissen aus der Grundschule hätte bestehen

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