Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
Vom Netzwerk:
stürmten
hinaus ins Land. Sie rasten über die grünen Hügel, sie brachen in blühende
Täler ein, sie stürzten sich auf Hütten und Häuser. Mit geballten Fäusten, aus
denen das Feuer loderte, brannten sie alles nieder.
    Ein Feuersturm erhob sich, ein wirbelnder
Funkenflug. Bäume standen in Flammen, Häuser brannten lichterloh, Menschen
flüchteten. Aus den brennenden Wäldern retteten sich die Tiere, und über den
roten Feuerhimmel flohen die Vögel.
    Und mitten in dem Aufruhr jagten die Wilden
Utze.

    Sie bliesen in die Glut und entfachten immer
neue Brände. Sie warfen sich Feuerbälle zu und spornten sich gegenseitig an:
    »Laßt Funken regnen!«
    »Recht so, Brüder!«
    »Nur weiter!«
    »Das ist eine Lust und eine Hetz!«
    »Jetzt sind wir die Herrn!«
    Plötzlich aber, wie aus den Flammen gezaubert,
stand der Feuersalamander vor ihnen. Sein schwarz — und gelbgescheckter Leib
zitterte vor Zorn:
    »Schluß! Haltet ein! Was soll der Unfug?«
    Die drei Utze schauten den Feuersalamander
verdutzt an.
    »Gefällt dir das nicht?« fragte Butz.
    »Unser Feuerchen?« ergänzte Dutz.
    »Ihr handelt unbesonnen«, quarrte der
Feuersalamander, »um nicht zu sagen hirnlos.«
    »Wir haben doch nur gezeigt, daß wir alles
beherrschen können.«
    »Wenn wir nur wollen.«
    »Alles beherrschen mit Feuer und Gewalt.«
    Der Salamander schnitt ihnen das Wort ab. »Kluge
Herrscher fangen nicht mit Feuer und Gewalt an. Das kommt später.«
    »Und was kommt zuerst?« fragte Gutz.
    »Eine klare nüchterne Überlegung. Bedenkt
zunächst, wer eure Verbündeten sind.«
    Die drei Utze besannen sich. Dann sagte Butz:
»Die Blitze sind unsere Vettern.«
    »Mit den Vulkaniden sind wir auch verwandt«,
erklärte Dutz.
    »Blitze und Vulkane«, schrie Gutz begeistert.
»Stellt euch mal vor: Blitzschläge, Vulkanausbrüche, Feuersbrünste!«
    »Und wir die Obersten, die Besten, die Ersten«,
rief Butz.
    »Die Herrscher über alles Feuer«, brüllte Dutz.
    »Irrtum«, sagte der Salamander kurz. »Selbst
wenn ihr euch mit den Blitzen und Vulkaniden verbündet, selbst wenn ihr den
glühenden Erdkern mitsamt dem Feuerwurm beherrscht — selbst dann seid ihr noch
nicht die Herren über alles Feuer.«
    »Wieso denn nicht?« fragte Butz.
    »Was fehlt denn noch?« erkundigte sich Dutz.
    »Es fehlt«, sagte der Feuersalamander, »der
Uranstein von Kalle Wirsch.«
    Zuerst glotzten die drei Utze den Salamander
verblüfft an, dann brachen sie in ihr wildes Utzen-Lachen aus.
    »Wenn’s nur das ist«, brüllten sie. »Diesen
Wirsch werden wir schon kriegen. Der Uranstein muß her.«
    »Ihr wißt, daß der Uranstein tödliche Strahlen
aussendet«, sagte der Salamander.
    »Wissen wir«, sagte Gutz. »Macht uns aber
nichts.«
    Der Salamander nickte. »Stimmt. Ihr seid dagegen
gefeit, weil ihr selbst aus Feuer seid.«
    »Weil wir selbst aus Feuer sind«, wiederholte
Gutz. Und dann stampften und tanzten alle drei herum und gröhlten im Rhythmus:
»Weil wir selbst aus Feuer sind, weil wir selbst aus Feuer sind.«
    Der Salamander betrachtete sie und verzog seinen
Mund. »Wenn ihr herrschen wollt, müßt ihr euch feiner benehmen, nicht wie
tobende Wilde.«
    »He, werde nicht frech, du!« schrie Butz. »Gegen
uns bist du immer noch ein kläglicher Molch.«
    Gutz gab dem Bruder einen Rippenstoß und
flüsterte: »Laß den Salamander in Ruh! Wir brauchen ihn noch.«
    Sie entfachten aber keine weiteren Brände mehr,
und allmählich erloschen die Feuer ringsum.
    Da rannten die drei Utze über die glühende Asche
in ihr Felsenversteck zurück. Der Salamander folgte mit schwänzelndem Gang
langsam nach.

2. Kapitel

Tutulla und
der Kohlen-Juke
     
    A ls die Fledermaus Tutulla bald darauf über die Hügel geflattert
kam, fand sie das Land öd und verwüstet. Alles war verbrannt, verkohlt, mit
Asche bedeckt. Die Bäume standen kahl und schwarz auf dem versengten Gras. Es
roch brandig. Nichts Lebendiges war zu sehen.
    Tutulla ließ sich auf einem verkohlten Ast
nieder. Sie begriff nicht, was geschehen war. Während sie ratlos um sich
blickte, bewegte sich etwas unter ihrem Baum. Ein kleiner Erdhaufen wölbte sich
auf, und aus Asche und Erde bohrte sich der Kopf eines Maulwurfs heraus.
    »Mohle!« rief Tutulla erleichtert. »Wenigstens
noch einer von den alten Freunden.«
    »Ich bin«, sagte Mohle, »wirklich der einzige.«
    »Und die andern?«
    »Fort! Nur noch ein paar Erdwürmer und Mäuse
hocken in ihren Schlupflöchern.«
    »Was ist denn bloß passiert?« fragte

Weitere Kostenlose Bücher