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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Der andere Tisch beherbergte eine Lampe, einen Silberteller mit Rosinen, eine Weinkaraffe und einen Silberkelch.
    Da die Einrichtung nagelneu und so deutlich auf mich zugeschnitten war, hätte man fast annehmen können, ich sei die erste Besitzerin.
    Elena zeigte mir die Eisenkette, die neben dem Bett von der Decke hing; wenn man daran zöge, würde eine Glocke in den Dienerquartieren auf der anderen Seite der Eingangshalle läuten.
    »Danke«, sagte ich in der Absicht, sie zu entlassen. »Ich habe alles, was ich brauche. Ich werde mich jetzt ausziehen.«
    Das leise Lächeln auf ihren Lippen, das auf unserem Rundgang kein einziges Mal ins Wanken geraten war, veränderte sich auch jetzt nicht. Die Laterne noch in der Hand, knickste sie, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich zu. Ich blieb stehen und lauschte ihrem schlurfenden Schritt auf dem Marmor, dem Geräusch der Tür auf der anderen Seite der Eingangshalle, die sich öffnete und schloss.
    Zalumma band mir die Ärmel und das Mieder auf. Das klobige Gewand mit der schweren Schleppe fiel zu Boden, und ich stieg, nur mit der glänzenden camicia bekleidet, mit erschöpftem, leisem Stöhnen hinaus.
    Unruhig zappelnd saß ich auf dem Fußende des Bettes und sah Zalumma zu, wie sie sorgfältig die Ärmel und das Gewand faltete und beides in ein Fach des großen Kleiderschranks legte. Zärtlich entfernte sie das Haarnetz mit den Diamanten und legte es in die Truhe zu meinem anderen Schmuck. Dann setzte ich mich vor den Spiegel und ließ mir von ihr die Haare lösen. Ich starrte auf mein Spiegelbild und sah meine Mutter, jung, verängstigt und schwanger.
    Auch Zalumma sah sie. Vorsichtig hob sie die Bürste und führte sie durch mein Haar, das sie anschließend mit der freien Hand glättete. Jedem Bürstenstrich folgte ein Strich mit der Hand; sie wollte mich trösten, und das war ihre einzige Möglichkeit.
    Schließlich hielt sie inne. Ich drehte mich zu Zalumma um. Ihr Ausdruck spiegelte jetzt den meinen wider: vorgetäuschte Tapferkeit, darauf bedacht, die andere aufzuheitern.
    »Wenn Ihr etwas braucht ...«, hob sie an.
    »Ist schon in Ordnung.«
    ». ich bin gleich neben der Tür und warte.«
    »Kommst du anschließend wieder?«, fragte ich. Trotz meiner Angst war mir aufgefallen, dass Francesco eine meiner Bitten ignoriert hatte: Hier gab es keine Bettstelle für Zalumma. Während es sich für Diener gehörte, getrennt von sehr wohlhabenden Herrschaften zu schlafen, hatte Zalumma immer auf einer Schlafstelle neben dem Bett meiner Mutter übernachtet, sollte diese einen Anfall erleiden. Als meine Mutter starb, war Zalummas Gegenwart mir ein Trost. Und jetzt, in diesem herzlosen Haus, würde sie mir auch ein Trost sein. »Dieses Zimmer ist zu groß, und das Bett; ich halte es nicht aus, allein zu schlafen.«
    »Ich werde kommen«, sagte sie sanft.
    Ich nickte. »Ich rufe dich.«
    Ich drehte mich wieder um, sodass sie gehen konnte.
    Eine Viertelstunde später tauchte Francesco auf. Er klopfte zögerlich, und als ich nicht sofort kam, öffnete er die Tür und rief mich beim Namen.
    Ich saß am Kamin und starrte ins Feuer, einen Arm um die Beine geschlungen, eine Wange auf die angewinkelten
    Knie gelegt, die bloßen Füße an den warmen, rauen Granit gedrückt. Ein Stück näher, und die Hitze hätte mir die Haut verbrannt, doch sie vermochte die Kälte, die mich umfing, nicht zu vertreiben.
    Ich stand auf und ging auf ihn zu. Er trug noch seine weinroten Hochzeitsgewänder und lächelte mir liebevoll und schüchtern zu, als ich zwei Armlängen vor ihm stehen blieb. »Das Fest lief ganz gut. Ich glaube, unsere Gäste waren zufrieden, was meinst du?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte ich.
    »Sind deine Räume zu deiner Zufriedenheit?«
    »Sie übertreffen alle meine Erwartungen.«
    »Gut.« Er hielt kurz inne. »Ich habe ein Geschenk für
    dich.« Damit zog er einen Seidenbeutel aus seiner Tasche.
    Ich streckte die Hand aus und nahm ihn an mich. Mit ungeschickten, tauben Fingern, als wäre ich durch eiskaltes Wasser geschwommen, nestelte ich an der Schnur herum. Francesco lachte leise und zog sie für mich auf; der Inhalt fiel in meine Hand.
    Es war eine Damenbrosche. Sie war groß und bestand aus einem eichelförmigen Granat, umgeben von Staubperlen, in Silber eingefasst.
    »Es ist ... eine Familientradition«, sagte Francesco plötzlich verlegen. Er faltete die Hände hinter dem Rücken. »Sie hat meiner Mutter gehört, und davor meiner Großmutter.«
    Der Stein war

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