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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ich von Francescos brutalen Aufmerksamkeiten befreit.
    »Seid Ihr sicher, Madonna?«
    Verächtlich schnalzte ich ob dieser Frage mit der Zunge und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu gehen.
    Während ihrer Abwesenheit schloss ich die Augen. Ich war unsäglich dankbar, in meiner zweiten Hochzeitsnacht in Ruhe gelassen zu werden; ich hatte die Erinnerung an die erste nicht entweihen wollen. Laut versprach ich Giu-liano: »Ich werde deinem Kind alles erzählen, was ich von dir weiß, von deiner Güte und der deines Vaters. Ich werde ihm von deinem Onkel erzählen - meinem Vater. Und ich werde ihm alles beibringen, was ich über Liebe und Freundlichkeit weiß.«
    Vor meinem geistigen Auge sah ich Giuliano auf dem Boden der Kapelle knien, nachdem er die Blumengirlande geteilt hatte, und zu mir auflächeln.
    Auch ich lächelte. Als Zalumma dann mit einem Tablett auf der Hand in der Tür stand, hatte ich die Mundwinkel noch immer nach oben gezogen. Auf dem Tablett waren drei verschiedene Käsesorten und ein halber Laib Brot angerichtet. Mit Freuden stellte ich fest, dass sie einen zweiten Kelch mitgebracht hatte.
    »Dir geht es besser«, sagte sie zufrieden. »So eine Küche habe ich noch nie gesehen. Man sollte meinen, sie hätten heute eine ganze Armee erwartet.« Sie sprach mit einem merkwürdigen Unterton.
    »Was ist los?«, wollte ich wissen. Ich wusste, dass sie etwas entdeckt, etwas gesehen hatte. »Was ist passiert?«
    Vorsichtig schob sie die Lampe zur Seite und stellte das Tablett auf meinen Nachttisch. »Ser Francesco«, sagte sie verwirrt. »Als ich hinunter in die Küche ging, sah ich Laternen vor dem vorderen Eingang und hörte Männerstimmen.«
    »Und?«
    »Ich trat ans Fenster; ich hatte keine Kerze, also konnten sie mich nicht sehen. Der Stalljunge öffnete das Tor. Ser Francesco ritt allein fort. Er redete mit dem Jungen. Ich glaube, er sagte ihm, wann mit seiner Rückkehr zu rechnen sei. Er schaute sich immer wieder um, als fürchte er, jemand könnte ihn sehen.«
    »Er ist weg«, sagte ich zu mir und versuchte mir vorzustellen, was es wohl zu bedeuten hatte. Vielleicht hätte ich mir Sorgen machen sollen, aber ich war nur heilfroh, dass er fort war. »Spielt keine Rolle«, verkündete ich. »Hier.« Ich hob die Weinkaraffe. »Trink mit mir und iss etwas. Ich habe meine erste Nacht hier überlebt.«
    Wir aßen und tranken. Als wir müde wurden, bestand ich darauf, dass Zalumma sich neben mich legte. Als Sklavin empfand sie die Freiheit, sich auf das Bett ihrer Herrin zu legen, als unangenehm; sie wollte nicht, dass man von ihr annahm, sie habe vergessen, wo ihr Platz war, und sie wusste, Isabella und Elena würde es auffallen, wenn sie nicht in ihrem Bett im Dienerquartier geschlafen hätte. Am Ende schlief sie aber doch ein.
    Auch ich döste eine Weile. Ich träumte, ich wäre im falschen Haus mit dem falschen Mann; vor Kummer wachte ich auf. Ich setzte mich auf und stellte fest, dass Zalumma leise neben mir schnarchte, noch immer in ihrem Wollkleid, der Schleier verrutscht. Das Holz im Kamin war bis auf die glühende Asche heruntergebrannt.
    Da wurde mir schlagartig bewusst, dass ich wahrhaftig mit Francesco verheiratet und dass Giuliano tot war, dass diese Tatsachen unumstößlich waren. Ich spürte, wie mir die Tränen kamen, noch dazu mit Macht - und ich wollte dabei weder gesehen noch gehört werden.
    Ich schlüpfte aus dem Bett und huschte, vor Kälte bibbernd, leise aus dem Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir, lief die halbe Treppe hinunter und setzte mich dort auf eine Stufe.
    Bevor ich zum ersten Mal aufschluchzen konnte, vernahm ich ein Geräusch, das mich innehalten ließ: unsichere Schritte, die auf mich zukamen. Gelbes Laternenlicht schwankte weiter unten auf der Treppe und erhellte dann allmählich die Wand wie ein sich ausbreitender Fleck.
    Noch ehe er auftauchte, wusste ich, dass es mein Gemahl war. Wankend blieb er auf dem Treppenabsatz im ersten Stock stehen, um sich zu orientieren, ein paar Stufen unter mir.
    »Francesco«, sagte ich leise. Ich hatte es nur denken wollen; ich wollte nicht bemerkt werden, am wenigsten von ihm.
    Doch er hatte mich gehört und schaute verblüfft zu mir auf.
    »Lisa«, lallte er. Er war vollkommen betrunken. Er hielt die Laterne hoch und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Er war nachlässig in einen schwarzen mantello gehüllt; als er die Laterne hob, rutschte dieser zu Boden und legte seine Hochzeitstunika und die Hose bloß.
    Der Saum

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