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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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augenblicklich eine Schmerzwelle in seinem Arm ausbreitete.
    Am Privatflugzeug wurde die Gangway ausgefahren, um Choma an Bord zu nehmen. Die Tür blieb offen, als Choma oben war.
    Was Below ihm wohl erzählte? Kamen er und seine Männer noch mal raus, um nach Carolin zu suchen? Doch schon einen Moment später wurde die Tür geschlossen, zumindest von dort drohte ihnen keine Gefahr mehr. Offenbar hatte es Choma eilig, von hier wegzukommen.
    Konzentrier dich, ermahnte sich Packer. Du musst dich konzentrieren. Was hatte Chin ihn gelehrt? »Wenn du es richtig machst, kannst du sogar eine Kugel kommen sehen.«
    Er leerte seinen Kopf und fokussierte den Geist über die Augen auf das Messer, die blitzende Klinge, die vor ihm hin und her schwang, nichts anderes mehr existierte für ihn.
    Nur das Messer.
    Als Jerschow zum Sprung ansetzte, um ihm das Messer in den Körper zu rammen, war er vorbereitet, unendlich langsam schien sich die Spitze seinem Bauch zu nähern. Ihm blieb genug Zeit, die Stoßrichtung auszumachen. Die Hand mit dem Bambus schwang hoch, das eine Ende knallte auf die Fingerknöchel, es knackte, doch Jerschow ließ das Messer nicht los. In einer letzten Kraftanstrengung katapultierte Packer den Bambus nach oben und landete einen schweren Treffer am Kinn, an der Vibration des Bambus spürte er die Wirkung, doch Jerschow ließ das Messer nicht fallen, seine Augen blieben so ausdruckslos wie Kieselsteine.
    Packer versuchte, sich auf den Beinen zu halten. Sein linker Arm hing kraftlos herab, zu nichts mehr zu gebrauchen. Aus dem Ärmel seiner Jacke tropfte Blut.
    Mit einem gurgelnden Laut kippte Jerschow auf einmal nach vorn, das Messer fiel ihm aus der Hand, prallte auf den Asphalt, drehte sich und stand für den Bruchteil einer Sekunde auf dem Ende des Griffs. Jerschow stürzte mit dem Bauch hinein, die Klinge drang durch das Neopren und bohrte sich tief in seinen Leib.
    Packer drehte ihn auf den Rücken, das Messer ließ er, wo es war, damit Jerschow nicht noch mehr Blut verlor, er atmete, aber nur noch schwach.
    Der Pilot startete die Triebwerke, die Maschine rollte zur Startbahn, die Positionslichter waren bereits angeschaltet.
    »Phooonng!«
    118
    Er war schon auf den Beinen, als Carolin seinen Namen zum zweiten Mal rief. Er lief auf den Fluss zu, rutschte die Böschung hinunter und sah, warum sie ihn gerufen hatte: Auf dem schmalen Streifen Sand zwischen der Elbe und dem braunen Gras lag Big Kokina, hinter ihm eine Schleifspur.
    »Ich hab ihn aus dem Wasser gezogen«, sagte sie. »Er lag mit dem Kopf drin, sieh dir seine Beine an! Alles voller Blut. Das Blut kommt nur so rausgeströmt.«
    Zwei glatte Durchschüsse in beiden Oberschenkeln, konstatierte Packer und vergewisserte sich, dass keine Arterie verletzt war, hockte sich neben ihn und begann, rhythmisch seinen Brustkasten zu pressen.
    Nach einer Ewigkeit schoss ein Schwall Wasser aus Kokinas Mund, er hustete und spuckte, bis alles raus war, schnappte zitternd nach Luft. Als er damit fertig war, holte ihn der Schmerz ein. Er hob den Kopf und sah an sich hinab.
    »Was ist denn da los?«, keuchte er, sein Kopf sank kraftlos zurück. »Hat der Bastard mich erwischt?«
    »Als wenn er auf dich gezielt hätte. Schön sauber, zwei Durchschüsse, ungefähr in gleicher Höhe.«
    »Kommt das wieder in Ordnung?« Er blickte Packer erwartungsvoll an. »Das kommt doch wieder in Ordnung?«
    »Pflaster drauf und fertig, in ein paar Wochen kannst du damit wieder Leuten in den Arsch treten.«
    »Das nenn ich mal eine gute Nachricht.« Sein Gesicht war schmerzverzerrt, er versuchte trotzdem zu grinsen.
    Packer zog ihm den Gürtel aus der Hose und legte eine Beinpresse an, zuerst links und dann, mit seinem eigenen Gürtel, am rechten Bein.
    »Bleib bei ihm«, sagte er zu Carolin. »Ich muss da noch mal rauf.«
    Jerschow umklammerte den Knauf des Messers in seinem Bauch mit beiden Händen, hechelte wie ein durstiger Hund. Sein Kopf lag auf der Seite. Er sah dem Flugzeug nach, das von der Startbahn abhob und das Fahrwerk einfuhr. Schnell verloren sich die roten Blinklichter an Rumpf und Flügeln in der Dunkelheit, bald waren nur noch winzige Nadelköpfe zu sehen.
    »Halt durch«, ermunterte Phong den Russen. »Vielleicht gibt es hier einen Betriebsarzt.«
    Jerschow schüttelte den Kopf.
    »Daraus wird nichts«, sagte er. »Ich weiß, wann es vorbei ist. Ich hab genug Leute mit aufgeschlitzten Bäuchen gesehen, aus denen die Eingeweide quollen.«
    »Wer hat euch

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