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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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Scheiße«, zischte der Rolli. » Sie hätten die Kugel in den Kopf bekommen sollen!«
    So viel zur Theorie mit dem freundschaftlichen Besuch.
    Der Mann im Rollstuhl hob seine riesige Hand und schlug Kurtz ins Gesicht, genau dorthin, wo sich die Verbände und Pflaster um seine Wunde scharten.
    Der Ritt auf den Schmerzen in den nächsten Sekunden war wahrscheinlich so ähnlich wie eine Fahrt auf der alten Achterbahn in Crystal Beach im Stehen. Kurtz wollte sich übergeben und in die gnädigen Arme der Bewusstlosigkeit versinken, in genau dieser Reihenfolge, aber er zwang sich, nichts davon zu tun. Er öffnete die Augen und ließ die Infusionsnadel zwischen den dritten und vierten Finger der linken Hand gleiten, so wie er in Attica gelernt hatte, eine improvisierte grifflose Klinge zu halten.
    »Sie wertloses Stück Dreck«, polterte der Mann im Rollstuhl weiter. »Wenn sie stirbt, bringe ich Sie eigenhändig um.« Er schlug Kurtz noch einmal, ein kräftiger Schlag mit der offenen Hand auf den Mund, aber längst nicht so schmerzhaft wie der erste. Kurtz zog den Kopf zurück und behielt die Augen des alten Mannes und die Hände des Asiaten im Blick.
    »Major«, mahnte der Asiate leise. Er legte sanft die Hände auf die Griffe des Rollstuhls und zog seinen Begleiter einen Meter zurück. »Wir müssen gehen.«
    Das zornige blauäugige Starren des Majors entließ Kurtz’ Gesicht keine Sekunde aus seiner Gewalt. Das störte ihn nicht. Er war schon vielen Experten des hasserfüllten Starrens begegnet. Aber er musste zugeben, dass der alte Mann Ansprüche auf den Meisterschaftstitel anmelden konnte.
    »Major«, flüsterte der große Asiate und endlich unterbrach der Mann im Rollstuhl den Blickkontakt. Allerdings nicht, ohne vorher mit seinem kräftigen, klobigen Zeigefinger in Kurtz’ Richtung zu winken, als würde er ihm ein Versprechen geben. Kurtz bemerkte, dass der Finger blutig war. Einen Moment später spürte er, wie eine zähe Flüssigkeit an seiner eigenen Schläfe hinunterlief.
    Der Asiate drehte den Rollstuhl und schob den alten Mann durch die Tür auf den schwach beleuchteten Flur. Keiner der beiden sah sich noch einmal um.
    Kurtz hatte nicht geglaubt, dass es ihm nach diesem Zwischenfall gelingen würde zu schlafen – oder vielmehr, bewusstlos zu werden, denn an richtigen Schlaf war in Anbetracht der permanenten Schmerzen nicht zu denken –, aber er musste es wohl doch geschafft haben, denn als er erwachte, stand James Bond im Morgenlicht neben seinem Bett.
    Es war nicht der wahre James Bond – Sean Connery –, sondern dieser Neue: dunkles, zurückgeföhntes Haar, hämisches Grinsen, makelloser Anzug von Saville Row oder woher auch immer – Kurtz hatte nicht den blassesten Schimmer, wie ein Saville-Row-Anzug aussah. Dazu gesellten sich ein strahlend weißes Hemd mit gestärktem Kragen, eine geschmackvolle Paisley-Krawatte mit Windsorknoten, ein perfekt zerknautschtes Einstecktuch, das wohl absichtlich farblich nicht zur Krawatte passte, und eine teure Rolex, die unter der perfekt gestärkten Manschette am linken Arm hervorlugte.
    »Mr. Kurtz?«, fragte James Bond. »Mein Name ist Kennedy. Brian Kennedy.«
    Kurtz dachte, dass er auch ein bisschen wie dieser Kennedy-Sprössling aussah, der sein Flugzeug samt Passagieren kopfüber ins Meer geflogen hatte.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Kurtz?«, erkundigte sich Kennedy.
    »Wer sind Sie?«, brachte Kurtz heraus. Offenbar ging es ihm schon besser. Bei diesen drei Silben begann sein Gesichtsfeld wieder vor Schmerzen zu tanzen, aber er hatte nicht mehr den Drang, sich die Seele aus dem Leib zu reihern.
    Der gut aussehende Mann reichte ihm seine Karte. »Ich bin der Besitzer und Leiter von Empire State Security and Executive Protection. Unsere Niederlassung in Buffalo ist für die Überwachungskameras in der Tiefgarage zuständig, in der gestern die Schießerei stattfand.«
    Jede zweite Lampe war zerschlagen, als wir in die Garage kamen , erinnerte sich Kurtz. Das hätte mich sofort misstrauisch machen müssen . Die Erinnerung an die Schießerei sickerte zurück in sein verbeultes Gehirn wie Schlamm unter einer geschlossenen Tür hindurch.
    Er antwortete Kennedy-Bond nicht. War der Mann hier, weil möglicherweise jemand seine Firma verklagen könnte? Kurtz hatte Probleme, mit seinen Kopfschmerzen darüber nachzudenken, also starrte er den Besucher lediglich an und überließ ihm das Reden.
    »Wir haben der Polizei die Originale der Überwachungsbänder aus der
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