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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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einen zu dicken Arsch, dachte Wiebke. Sie war frisch geduscht und drehte sich nun, ihren Körper kritisch prüfend, vor dem Spiegel hin und her. Dabei war ihr Blick an ihrem Hintern hängen geblieben.
    Das weiße Handtuch hatte sie, einem Turban ähnlich, um ihre nassen brünetten Haare gewickelt, die sie zu einer modischen Kurzhaarfrisur hatte schneiden lassen. Die Frisur gab ihr ein jugendliches Aussehen, ohne dass sie auf peinliche Weise versuchte, so auszusehen wie eine Zwanzigjährige.
    Minka hatte sich verzogen. Das Tier spürte, dass es jetzt besser war, sich möglichst weit von ihr entfernt aufzuhalten.
    Wiebke drehte sich wieder zurück und griff mit beiden Händen unter ihre Brüste. Sie hob sie etwas an und betrachtete sie von vorn und von den Seiten. Sie hatte einen mittleren, etwa apfelsinengroßen Busen. Mit Anfang vierzig hatte das Newton’sche Gesetz der Schwerkraft auch bei ihr ein wenig seinen Tribut gefordert. Aber mit ihren Brüsten war sie doch im Großen und Ganzen zufrieden. Ihr Blick wanderte tiefer.
    Der Bauch. Ganz okay, Baby, dachte sie. Einigermaßen straff. Das regelmäßige Training in der Hockeymannschaft des Polizeisportclubs zahlte sich aus. Gut, kein Brett wie diese bulimieverdächtigen, spindeldürren Models. Aber doch zufriedenstellend.
    Die Beine. Lang genug. Vernünftig zum Körper proportioniert und trainiert. Kein, jedenfalls wenig Fett. Keine Cellulitis. Die Beine waren in Ordnung. Vor allem jetzt, nachdem sie jedes Härchen, das es gewagt hatte, aus der leicht solariumgebräunten weichen Haut hervorzusprießen, erfolgreich mit dem Epiliergerät bekämpft hatte.
    Der Schritt. Die Behaarung ihres Venushügels hatte sie bis auf einen kleinen Rest entfernt und gestutzt. Auch hier war sie samtweich und ansehnlich.
    Eigentlich war doch alles perfekt, so weit das in ihrem Alter überhaupt möglich war.
    Doch ihren Arsch konnte sie nicht stutzen. Sie hatte schon immer ein breiteres Becken als der Durchschnitt gehabt und damit einen weiblichen Hintern. Als sie noch bei der uniformierten Polizei war, hatte sie ihren Po immer in die völlig falschen, da für Männer geschneiderten Uniformhosen pressen müssen. Jetzt, als Kripo-Beamtin, durfte sie ja Zivil tragen. Da konnte man kaschieren. Aber im Bett mit dem süßen Seelenklempner? Was würde er zu ihrem Hintern sagen?
    Ihr Hintern war Wiebkes großer Komplex. Oder er war zu ihrem Komplex geworden. Bis vor ein paar Jahren war sie mit sich insgesamt und damit auch mit ihrem Gesäß völlig zufrieden gewesen.
    Dann war die Katastrophe über sie hereingebrochen, in Gestalt eines unverschämt gut aussehenden, durchtrainierten Mannes namens Wilfried. Ein Tennislehrer. Warum musste er auch jedes Klischee erfüllen? Äußerlich hätte er auf dem Titel der »Men’s Health« abgebildet sein können. Innerlich war er aber leider genauso leer wie meistens sein Konto.
    Dennoch hatte sie ihn vergöttert. Oder, um es der Wahrheit zuliebe exakt zu sagen: Sie hatte den Sex mit ihm vergöttert. Die größte Wonne war es für sie gewesen, wenn sie vor ihm kniete, er dahinter und er sie dann »a Tergo« in der Hundestellung nahm. Das konnte er perfekt. Er beherrschte das abwechselnd fordernde Zustoßen und provozierend langsame Rein- und Rausgleiten wie kein anderer. Immer, jedenfalls fast immer, hatte er es geschafft, dass sie einen Orgasmus bekam. Bis zu jenem Tag, als er in Ekstase sagte: »Dein Stutenarsch macht mich wahnsinnig!«
    Er meinte das als Kompliment. Sie empfand es als Beleidigung.
    Stute? Pferd?
    Sie hatte den unsensiblen Macho rausgeworfen. Doch das von ihm durch einen einzigen Satz geschaffene Problem war geblieben. Wiebke war eine Stute mit einem entsprechenden Hintern. Da konnte man nichts machen. Vielleicht würde es der Seelenklempner nicht merken. Vielleicht mochte er Pferdehintern. Wirklich?
    Sie verdrängte den Gedanken. Sie hatte noch eine Stunde. Gerade genug, um sich zu föhnen, zu frisieren, Make-up aufzulegen, ein Kleid auszusuchen, sich anzuziehen und dann Schuhe zum Kleid auszuwählen. Allein Letzteres dauerte erfahrungsgemäß zwanzig Minuten. Sie musste sich beeilen.
    ***
     
    Wolfgang kam niedergeschlagen in Graal-Müritz an. Das reetgedeckte Haus lag malerisch in der untergehenden Sonne. Es wirkte friedlich, doch auf ihn machte es auf einmal einen feindlichen Eindruck. Was hatte er als Oberbayer auch in einem Fischerhaus zu suchen? Das konnte ja nicht gut gehen. Sie gehörten in die Berge. Und wenn schon Wasser, dann

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