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Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten

Titel: Kalte Zeiten - Toporski, W: Kalte Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Toporski
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den Ungeheuern und Hexen.
    »Aber das gibt es doch alles gar nicht!«, sagt Bożena. Sie lacht, doch es ist kein Auslachen, es ist ein gütiges, ein beruhigendes Lachen, eines, das einen wieder stark und sicher macht.
    Trotzdem habe ich jedes Mal Angst, wenn Bożena nachts nicht neben mir liegt. Zum Glück kommt das nur selten vor, aber sosehr ich am Tage auch überzeugt bin, dass es keine Gespenster gibt, in der Finsternis scheinen sie zu wachsen und auch der Säufer vom letzten Hof taucht wieder auf und schlägt nach mir. Nur unter der Decke fühle ich mich ein bisschen sicher, dort finde ich Zuflucht vor ihm und sinke allmählich in Schlaf. Wenn es dann am Morgen wieder hell ist und Bożenas Gegenwart alle Gespenster verscheucht, bin ich immer erleichtert.
     
    Ich weiß nicht,was mit mir los ist, ich habe jetzt immer so viel Angst! Oft weiß ich gar nicht, wovor. Wenn ich in der Dämmerung über den Hof gehe, habe ich das Gefühl, dass überall Gestalten lauern, und obwohl ich genau weiß, dass es nicht stimmt, renne ich so schnell ich kann ins Haus und schlage die Tür krachend hinter mir zu.
    Dann wundern sich immer alle: »Was hast du denn?«
    Manchmal überfällt mich die Angst auch am helllichten Tag, wie aus heiterem Himmel und scheinbar ohne Grund. Ich merke dann gar nicht, wie ich vor mich hin starre und für die anderen ganz abwesend wirke. Aber Bożena weiß dann immer genau, was mit mir los ist, und nimmt mich in den Arm. Oder sie erzählt einfach etwas Komisches, damit ich lachen muss. Das wird mir überhaupt erst jetzt bewusst: Hier sind endlich wieder Menschen, die lachen! Nicht bloß Bożena, sondern auch Piotr und Hanka, Paweł und Danuta, alle.
    Wieder einmal versucht Bożena mich abzulenken: »Komm, Lena, wir brauchen Feuerholz!«
    Ich schaue an mir herunter auf meine bloßen Füße.
    »Ach du meine Güte!« Sie schlägt sich vor den Kopf. »Das habe ich ja ganz vergessen!«
    Sie springt aus der Küche, holt ein paar frische Lappen und hilft mir beim Umwickeln der Füße.
    »Du musst endlich richtige Schuhe bekommen! Ich werde mich mal umschauen.« Sie sieht mich von oben bis unten an und schüttelt den Kopf: »Wie haben die dich bloß rumlaufen lassen …«
    Dann gehen wir hinaus. Der Wind hat den Schnee zu Wehen getürmt, am Schuppen reicht er fast bis an das niedrige Dach. Im Licht der aufgehenden Sonne erscheint die ganze Welt wie in Gold getaucht und die Schneekristalle glitzern darin wie Edelsteine.
    »Das … ich …« Mir verschlägt es die Sprache. Bożena legt ihren Arm um mich, und so stehen wir da, minutenlang, betrachten das prächtige Farbenspiel des werdenden Morgens: lila – orange – gelb, bis endlich strahlendes Weiß uns zwingt, die Augen abzuwenden.
    »Los!« Bożena wirft mir eine Hand voll Schnee ins Gesicht und rennt voraus zum Holzstapel.
    Ich greife in den Schnee. Er ist so kalt, dass sich kein Ball daraus formen lässt, und so ist es nur eine kleine Schneewolke, die Bożenas lachendes Gesicht erreicht. Auch sie wehrt sich mit einer Ladung Pulverschnee. So jauchzen wir in den frischen Tag hinein, strecken schließlich die Zungen heraus, um den von unseren Wangen rinnenden Schnee zu kosten.
    »Schmeckt besser als Wasser!«
    Am Abend stehen wir lange vor der Tür und betrachten den Sternenhimmel. Ein paar Sternbilder kenne ich.
    »Da ist der Große Bär«, sage ich. Bożena nickt. »Und dort der Polarstern, da ist Norden.«
    »Das ›W‹ da oben, gleich neben der Milchstraße, das kenne ich auch, aber ich weiß nicht mehr, wie es heißt.« Bożena weiß es auch nicht.
    »Aber den Orion kenne ich«, sagt sie und zeigt nach Süden, »den großen Schmetterling da.« Bożena hat ihren Arm um meine Schulter gelegt und ich schmiege mich ganz eng an sie. So betrachten wir das große Wunder der Unendlichkeit.
    »Wenn man da hinfliegen könnte...«, flüstere ich.
     
    Backen ist angesagt, und ich bin dabei, alles herzurichten.
    »Du wirst dich ganz mehlig machen«, meint Bożena.
    »Ja und?«
    »Vielleicht könntest du eine Schürze anziehen.«
    »Hab keine. Und bei den Lumpen, die ich trage, kommt’s sowieso nicht mehr drauf an.« Ich schaue an mir hinunter und weiß gar nicht, was sie will.
    »Und wenn du eine Schürze hättest?«, fragt sie, und es ist ein Klang in ihrer Stimme, der mich aufmerken lässt. Bożena steht, die Arme hinter dem Rücken, mit einem Lächeln auf den Lippen vor mir.
    »Was würdest du machen, wenn du eine Schürze hättest?« Und damit zieht sie ein

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